Zeller Wildgehege Warum das Damwild im Matsch steht

Verena Wehrle
Das Gehege des Damwilds ist derzeit eine Matschwüste. Foto: Verena Wehrle

Das Zeller Wildgehege sieht aktuell aus wie eine Mondlandschaft. Ein Besucher hat einen anonymen Beschwerdebrief an die Redaktion gesandt. Was ist da los? Andreas Mikat, Leiter des Geheges, und Werkhofleiter Kai Berger klären auf.

Bei einem Vorort-Termin im Zeller Wildgehege wird schnell klar: Es ist alles halb so wild. Denn: Es gibt dort zwar Probleme, aber die Betreiber sind sich dessen bewusst und planen bereits Maßnahmen.

Was war passiert?

Ein anonymer Schreiber hatte sich in einem Brief an die Redaktion über den „desolaten Zustand“ des Damwildgeheges beschwert. Andreas Mikat vom Markus-Pflüger-Heim, das das Gehege betreibt, erklärt im Gespräch, warum das Gehege aktuell so aussieht wie eine „Mondlandschaft“. Die Tiere stehen dort im Schlamm. Denn immer wieder seien in den vergangenen Wochen Wildschwein-Frischlinge aus ihrem Gehege in das des Damwilds, das darunter liegt, ausgebrochen und hätten dort Käferlarven aus dem Boden rausgefischt, den Boden also aufgegraben. „Das ist eine Delikatesse für sie“, ergänzt Werkhofleiter Kai Berger. Trotz doppeltem Zaun sei der Ausbruch der Tiere, die viel Kraft haben, immer wieder gelungen. Von ihrer „Abenteuerreise“ kamen die Tiere aber immer wieder zurück.

Die Frischlinge seien erst im Juni auf die Welt gekommen und damit besonders spät. So konnte Mikat die Tiere erst jetzt nach dem Winter „herausnehmen“ (schießen), sagt er. Der erwachsene Carlo und seine beiden Damen leben nun wieder allein im Wildschweingehege.

Carlo (rechts) mit seinen beiden Frauen im Wildschweingehege Foto: Verena Wehrle

Doch nicht nur die Tiere seien „schuld“ an dem matschigen Damwild-Gehege. „Das ist auch dem extrem nassen Winter geschuldet“, erklärt Berger. Aktuell gibt es in dem Gehege keine Wiese. Daran sei auch der Klimawandel schuld: „Im Sommer kann hier das Grad nicht richtig wachsen“, so Berger.

Mikat habe die aktuelle Situation in den sozialen Medien erläutert und auch einen Infozettel ans Gehege gehängt. „Das ist mir selbst ein Dorn im Auge“, sagt Mikat, dem im Gespräch die Leidenschaft für die Tiere anzumerken ist.

Mikat und Berger betonen beide, dass die Tiere ausreichend versorgt werden. Und auch mit ausreichend Wiese bekämen sie das ganze Jahr über Zusatzfutter.

Und wie geht es weiter?

Es gebe eine Strategie, wie im Gehege wieder eine Wiese entstehen und in Ruhe wachsen kann. Die Fläche werde neu mit einer speziellen Schwarzwaldmischung eingesät, dann werde das Gehege in Bereiche unterteilt, wo zum einen die Tiere leben , zum anderen das Gras in Ruhe wachsen könne. Auch die Zäune werden neu hergerichtet.

Andreas Mikat (links) und Kai Berger erläutern die Situation. Foto: Verena Wehrle

Berger weiß, dass das Zeller Wildgehege, das mittlerweile über 50 Jahre alt ist, in die Jahre gekommen sei. „Wir sind daran, es peu à peu zu erneuern, wir wollen uns ja auch weiterentwickeln, aber das bedeutet auch einen enormen Aufwand“, sagt der Werkhofleiter. Man wolle das Gehege, für dessen Besuch übrigens kein Eintritt verlangt wird, für die Bevölkerung erhalten.

Eine weitere Beschwerde

Auch zur Toilette hat es laut Mikat eine Beschwerde eines Besuchers gegeben. Dieser habe behauptet, dass das Abwasser ins Gehege laufe.

Dies dementieren Berger und Mikat und machen klar: Es handelt sich um eine Komposttoilette, bei der es gar kein Abwasser gibt. Alle Exkremente landen in einem dichten Behälter. Oft würden eben ohne Hintergrundwissen Behauptungen aufgestellt. Deswegen findet es Mikat auch besser, wenn sich die Besucher direkt bei ihm erkundigen, bevor falsche Beschuldigungen entstehen, sagt er.

Das Zeller Wildgehege

Betreiber:
 Das Zeller Wildgehege entstand 1971 aufgrund einer Privatinitiative. Es ist das Lebenswerk von Gustav Strohmeier, der sich 35 Jahre um das Gehege gekümmert hat. Seit 2016 gibt es eine Kooperation mit dem Markus-Pflüger-Heim. Dieses hat damals Projekte für die Bewohner gesucht: Andreas Mikat leitet das Gehege und wird bei der Pflege von Heimbewohnern unterstützt.

Tiere:
 aktuell leben zehn Tiere im Rotwildgehege. In dem fürs Damwild leben 27 Tiere, davon sollen zehn Kälber bald entnommen werden. Im Herbst zieht ein neuer Hirsch ein. Mikat hat am liebsten maximal 15 Tiere im gesamten Wildgehege.

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