Richter nehmen Anwälte ins Kreuzverhör
Fast drei Stunden nahmen sich die Richterinnen und Richter die Argumente von Trumps Anwalt und der Gegenseite vor. "Dieser Fall hat enorme Auswirkungen auf die Präsidentschaft, auf die Zukunft der Präsidentschaft, auf die Zukunft des Landes", sagte der konservative Richter Brett Kavanaugh. Während der Anhörung nahmen die Richterinnen und Richter zwar die Argumentation von Trumps Anwalt Sauer auseinander. Dieser fordert absolute Immunität für ehemalige Präsidenten, da diese sonst ihr Amt nicht ausüben können. Die Argumente der Gegenseite schienen das Gericht aber auch nicht vollends zu überzeugen.
Einige Richter ließen in ihren Fragen durchblicken, dass sie zwar keine vollumfängliche Immunität unterstützen - aber gewisse Handlungen doch vor Strafverfolgung geschützt sein sollten. Ein mögliches Urteil könnte Fachleuten zufolge so aussehen, dass das Verfahren um mutmaßlichen Wahlbetrug in Washington an untere Instanzen zurückgewiesen wird, um die Anklagepunkte noch einmal auseinanderzunehmen. Dies könnte mehrere Monate dauern. Damit würde ein Prozessbeginn noch vor der Präsidentenwahl unwahrscheinlich.
Bei der Abstimmung im November läuft es auf ein Kopf-an-Rennen zwischen Trump und dem demokratischen Amtsinhaber Joe Biden hinaus. Auch auf das Verfahren im Bundesstaat Georgia, das sich um ähnliche Vorwürfe dreht, und das Verfahren in Florida um die Mitnahme geheimer Unterlagen aus dem Weißen Haus, könnte das Urteil ebenfalls Einfluss haben.
Erfolgreiche Verzögerungstaktik
Bisher haben Trump die strafrechtlichen Ermittlungen in Umfragen nicht geschadet. Der Republikaner beteuert in allen Verfahren seine Unschuld und stellt die Ermittlungen gegen ihn als Versuch seiner politischen Gegner dar, ihn kaltzustellen. Trumps Opfernarrativ verfängt bei seinen Anhängern. Dies könnte sich aber ändern, wenn Trump gleich in mehreren Prozessen im Gerichtssaal von Zeugen schwer belastet werden würde. Das will Trump unbedingt verhindern. Trumps Anwälte fluten die zuständigen Gerichte mit Anträgen - und sind dabei recht erfolgreich. Für Trump geht besonders um die Außenwirkung. Denn weder die Anklage noch mögliche Verurteilungen sind eine rechtliche Hürde für seine Kandidatur.