Spezialisierung in der Fahrzeugelektronik
Sicherheitshalber ließ er seine Berechnung von seiner Frau überprüfen - und von einem Kollegen. Beide kamen zu dem gleichen Ergebnis. Wie der Prozess ausgegangen ist, weiß Wolf nicht. 'Ein Sachverständiger unterstützt das Gericht, und es ist der Richter, der das Urteil spricht', sagt er. Wolf (51) wusste schon mit 15 Jahren, dass er Kfz-Sachverständiger und Ingenieur werden will. Konsequent arbeitete er auf sein Ziel hin: Seine Lehre zum Kfz-Mechaniker schloss er mit Auszeichnung ab, zur mittleren und Hochschulreife kam er über den zweiten Bildungsweg. Schließlich studierte er an der Fachhochschule Darmstadt zuerst Maschinenbau, dann Kunststofftechnik. 'Es war abzusehen, dass Kunststoffe einen immer höheren Anteil im Auto einnehmen werden', sagt er. 1993 war Wolf doppelter Ingenieur und hatte eine Stelle in einem Ingenieurbüro für Kfz-Gutachten. Dort machte er berufsbegleitend die Ausbildung zum Kfz-Sachverständigen. Diese Berufsbezeichnung ist nicht geschützt. Jeder kann sich so nennen. Rund 10 000 Kfz-Sachverständige gibt es in Deutschland, schätzt Elmar Fuchs, Geschäftsführer vom Bundesverband der freiberuflichen und unabhängigen Sachverständigen für das Kraftfahrzeugwesen (BVSK) in Potsdam. Etwa 3000 bis 4000, so eine weitere Schätzung von ihm, haben aber keine geeignete Eingangsqualifikation, wenn sie die Grundausbildung zum Kfz-Sachverständigen machen. Die wird beispielsweise von der AWG angeboten, einer Bildungseinrichtung seines Verbands. Dauer: rund neun Monate. Kosten: um die 5000 Euro.
Bei Dekra, Tüv und GTÜ sind Kfz-Sachverständige angestellt. Diese Unternehmen und der BVSK setzen den Kfz-Meisterbrief oder ein Ingenieurstudium in Verbindung mit der Zusatzausbildung voraus, damit jemand als Kfz-Sachverständiger arbeiten oder Mitglied im Verband werden darf. 'Langfristig wird der Sachverständige früherer Prägung, der relativ einfach gelagerte Blechschäden begutachtet, keine Perspektive haben', sagt Fuchs. Die Zukunft des Berufs liege in der weiteren Spezialisierung, etwa der Fahrzeugelektronik. 'Gute Berufschancen haben Ingenieure, die den Weg des Prüfingenieurs einschlagen.' Das ist auch eine Fortbildung, die das Trio Tüv, Dekra und GTÜ anbietet. Unfallanalytik ist ein separater Bereich, auch dafür gibt es um fangreiche Qualifizierungsmaßnahmen. Und wer für Gerichte Gutachten erstellt, sollte öffentlich bestellt und vereidigt sein. Jürgen Wolf ist das von der IHK Darmstadt. 1998 machte er sich in Bensheim selbstständig. Zwei Jahre später stieg seine Frau mit ein. Auch sie ist doppelte Ingenieurin derselben Fachrichtungen, Kfz-Sachverständige und Prüfingenieurin. Und sie ist die einzige Frau aus Baden-Württemberg, die Mitglied beim BVSK ist. Der Beruf wird überwiegend von Männern ausgeübt. Hat man es da als Frau schwer? 'Ich werde als Frau und Ingenieurin voll und ganz von den Auftraggebern respektiert', sagt Susanne Wolf. Die Ausbildung zur Prüfingenieurin hat sie bei der GTÜ gemacht. Dauer: ebenfalls neun Monate. Kosten: rund 16 000 Euro. Prüfingenieure müssen noch einmal andere Qualifikationen mitbringen.