Lörrach (mek). Als 1914  der Erste Weltkrieg  ausbrach, war Elisabetha Rigling gerade einmal 16 Jahre alt. Die Erlebnisse der ersten Kriegstage haben die junge Lörracherin vermutlich dazu bewogen, ein Tagebuch in Form von Erinnerungsblättern mit Notizen, Zeitungsausschnitten und anderen Dokumenten  zu beginnen. So entstand ein  seltenes Werk, das Einblicke in den Alltag der Lerchenstadt während der Kriegszeit ermöglicht. Nachfolgend einige exemplarische Auszüge über die feindlichen Fliegerangriffe:

10. August 1915:
„In aller Früher versuchten feindliche Flieger uns einen Besuch abzustatten, sie wurden aber von der Tüllinger Höhe aus durch die Abwehrgeschütze so freundlich begrüßt, dass sie es vorzogen, wieder umzukehren. Ja! Fest steht und treu die Wacht – auf der Tüllinger Höh! Im Käferholz sind Unterstände gebaut worden, Fliegerbeobachtungen längs des Höhenzuges, und auf dem Turm des Röttler Schlosses ist ebenfalls eine Fliegerwache, die, wie vor 200 Jahren, das Nahen des Feindes meldet, wenn auch dieser Feind heute in anderer Form auftritt.“  

25. August 1915:
„In der Nacht auf Mittwoch haben wir wieder einmal Schweres erlebt. Alles lag schon im ersten Schlummer, als wir plötzlich Maschinengewehr- und Geschützfeuer hörten. Die Sirene ertönte, und im selben Moment gab’s ein Krachen und Bersten, das kein Ende nehmen wollte. Wir eilten nur notdürftig bekleidet in den ersten Stock, wo auch unsere Eltern und die übrigen Hausbewohner schon versammelt waren... Am Morgen erfuhren wir, dass vier Bomben geworfen wurden, welche aber, außer einigen Löchern in der Erde, keinen Schaden anrichteten.“  

22. September 1915:
„Vollmond und Fliegergefahr sind uns nun schon ein Begriff geworden... Um Dreiviertel Zwölf schrecken wir hoch vom schrillen Ton der Sirene. Sofort fällt auch die erste Bombe und zwar ganz in unserer Nähe und gleich darauf mit großem Krach die zweite... Als lange Zeit alles ruhig blieb, begaben wir uns auf die Straße. Vor unserer Haustüre fand ich gleich einen Splitter von der Bombe, die am Haus Motsch nebenan im zweiten Stock den Fensterladen gestreift hatte... Das Loch hatte ungefähr 1,5 Meter im Durchmesser. Die meisten Fensterscheiben in der Rainstraße waren einmal.“

Siehe auch Artikel "Gefahr aus der Luft"