Doch einige wenige dominieren die Außenwahrnehmung: Es gab in den vergangenen Monaten vereinzelte Vorfälle von Antisemitismus (und auch von Islamophobie), Plakate sprechen sich für einen bewaffneten Widerstand gegen Israel aus. Nicht alle Studierenden bewegen sich innerhalb der Grenzen dessen, was friedlicher Protest darf. Das Problem: Der offene Bruch mit ihnen seitens der gemäßigten Demonstranten ist selten; eine aktive Distanzierung zu einer Verharmlosung der Hamas nicht überall erkennbar. Von außen angeheizt wird die Lage zudem von radikaleren Vertretern der politischen Lager, die im US-Wahlkampf Stimmung machen wollen.
Jüdischer Professor fassungslos
Es ist eine Situation, in der sich nicht alle jüdischen Studierenden sicher genug fühlen, um den Davidstern in der Universität zu tragen oder auf dem Campus Hebräisch zu sprechen. Für Aufsehen sorgt auch Columbia-Assistenzprofessor Shai Davidai. Am Montag schreibt er auf der Plattform X, dass die Universität ihn wegen der anhaltenden Proteste nicht auf den Campus gelassen hätte: "Warum? Weil sie meine Sicherheit als jüdischer Professor nicht schützen können. Das ist 1938."
Auch US-Präsident Joe Biden meldet sich zu Wort: "Dieser unverhohlene Antisemitismus ist verwerflich und gefährlich - und er hat auf dem Campus oder irgendwo anders in unserem Land absolut keinen Platz." Biden reagiert darauf, dass die Universitäten seines Landes zu Epizentren der gesellschaftlichen Debatte in einem unauflösbar scheinenden Konflikt geworden sind. Zwei Lager einer Gesellschaft stehen sich unversöhnlich gegenüber.
Am Mittwochmorgen (Ortszeit) kündigte die Columbia an, ihr Ultimatum zur Räumung des Camps um weitere 48 Stunden zu verlängern. Zuvor hatte Columbia-Präsidentin Nemat "Minouche" Shafik mit "alternativen Optionen" für eine Räumung gedroht, sollte das Camp nicht bis Dienstag um Mitternacht geräumt sein.
Es habe Fortschritte in den Verhandlungen mit den Studierenden gegeben, hieß es in einer Mitteilung, die der "Washington Post" vorlag. Die Demonstrantinnen und Demonstranten hätten sich bereit erklärt, eine "beträchtliche Zahl" von Zelten abzubauen, nur noch Columbia-Studierende zu den Protesten zuzulassen und Schritte gegen die Verwendung diskriminierender Sprache zu unternehmen.
Israels Verteidigungsminister Joav Galant warf den US-Demonstranten unterdessen nicht nur Judenhass, sondern auch Anstiftung zum Terror vor. Galant erhöht damit den Druck auf die großen amerikanischen Elite-Universitäten, die in einem Dilemma stecken: Sicherheit und körperliche Unversehrtheit - für alle Studenten - sind ein Grundrecht. Dieses für andere Teile der Welt wie Gaza lautstark und friedlich einzufordern zu dürfen, aber ebenso.