First Lady im Blick und am Pranger
Neben Sánchez steht aber diesmal auch Begoña Gómez im Blick. Die First Lady versuchte sich stets dezent im Hintergrund zu halten, wurde aber in den sozialen Netzwerken immer wieder attackiert und von der Opposition der dunklen Geschäfte bezichtigt. Nun wurde sie von der Organisation "Manos Limpias" (Saubere Hände) bei einem Gericht in Madrid wegen Einflussnahme und Korruption in der Wirtschaft angezeigt.
Der 49-jährigen Marketingexpertin, die mit Sánchez zwei Töchter hat, wird vorgeworfen, ihre Position als First Lady geschäftlich ausgenutzt zu haben. Sie soll etwa Unternehmer für öffentliche Aufträge empfohlen haben. Und enge Kontakte zur Fluggesellschaft Air Europa unterhalten haben, die in der Pandemie mit Steuergeldern vor dem Bankrott gerettet wurde.
Umstrittene Organisation "Saubere Hände"
Die Anzeige ist derweil umstritten. "Manos Limpias" ist eine private Gruppe, die sich seit Jahren für rechtsgerichtete Anliegen einsetzt und unter anderem den Rechtspopulisten von Vox nahesteht. Heute beantragte die Staatsanwaltschaft beim zuständigen Gericht in Madrid die Einstellung der Vorermittlungen. Sie sah es wohl genauso wie RTVE-Starmoderatorin Silvia Intxaurrondo. Sie und auch andere Medien-Beobachter und Sánchez nahestehende Politiker stellten fest, die Anzeige basiere auf Berichten, die sich inzwischen zum Teil als falsch erwiesen hätten und teils von den verbreitenden Medien zurückgezogen worden seien. Über ein förmliches Ermittlungsverfahren entscheidet aber nur der Richter.
Intxaurrondo erinnerte daran, der linke Regierungschef António Costa sei in Portugal erst Ende 2023 über eine Justizermittlung gegen ihn gestürzt, die sich jetzt als haltlos erwiesen habe. Das Nachbarland wird nach einer Neuwahl von einer schwachen konservativen Regierung angeführt. Auch mit Blick über die Grenzen forderte die spanische Zeitung "El País" eine "ethische Erneuerung des öffentlichen Diskurses" sowie von Justiz und Medien.