Alemannisch im Burghof Wie de Schnabel gwachse isch – viele Facetten beim Mundartfestival „Ebbis“

Veronika Zettler
Die Band Goschehobel bringt in ihren Songs den alemannischen Dialekt zum Glänzen. Foto: Veronika Zettler

Der Dichterwettstreit auf Alemannisch begeisterte das Publikum. Der „Poetry Slam“ war einer der Höhepunkte des dreitägigen Mundartfestivals „Ebbis“ am Wochenende im Burghof.

Hochdeutsche Ausgaben finden zwar schon seit Jahren im Burghof statt, eine alemannische Version gab es hier aber noch nie. Indes gingen schon in Bernau und Titisee Mundart-Slams über die Bühne, dies unter Federführung des Naturparks Südschwarzwald, der am Freitag ebenso wie die „Muettersproch-Gsellschaft“ mit an Bord war. Motto des Abends: „Wie de Schnabel gwachse isch“.

Rund 170 Zuhörer kamen, um den lyrischen und epischen Werken dreier Mundart-Poeten und einer Poetin zu lauschen. „Ich find’s großartig, dass sich so viele Leute dafür interessieren“, freute sich der Mundart-Dichter Markus Manfred Jung, der ebenfalls unter den Besuchern war. Die Applausstärke entschied darüber, wer in die nächste Runde kommen und zum Schluss die Dichterkrone davontragen sollte.

Bauer aus Leidenschaft

Gleich der erste Teilnehmer zog das Publikum in seinen Bann, obwohl er zum ersten Mal auf einer Poetry-Bühne stand: Steffen Brupbach erzählte in seiner alemannischen Kurzgeschichte, wie er schon als „chlaine Bueb“ eine unverbrüchli-che Liebe zur Landwirtschaft entwickelte. Kaum besaß er ein Mofa, sei er an den Kaiserstuhl gebraust, „um zwei Geiße klarzmache“. Mit den Ziegen hinterm Haus überzeugte er alsbald auch die Eltern davon, dass man im größeren Stil „buure“ müsse. Mittlerweile 33 Jahre alt, unterhält Steffen Brupbach mit Frau und drei Kindern eine stattliche Land-wirtschaft bei Teningen. Über den Alltag mit Kühen, Ziegen, Schafen, Hühnern, Enten und Gänsen informiert er regel-mäßig seine aktuell 14.100 Instagram-Follower.

Schweizer Meister

Auf den passionierten Landwirt folgte Jenny Gersbacher mit ihrem Text „Muesch it verschdoh“. Die einzige Frau im Teilnehmerfeld erntete begeisterten Applaus für ihren schlüssig erbrachten Beweis, dass man einfach nicht alles verste-hen muss.

Die Teilnehmer des Mundart Poetry Slams (von links): Remo Zumstein, Dario Bednarz, Jenny Gersbacher und Steffen Brupbach sowie die Moderatorinnen Catharina Müller und Vanessa Amann. Foto: Veronika Zetttler

Dario Bednarz warf als dritter seinen Hut in den Ring, mit einem ausgeklügelten Essay über Optimismus und Pessi-mismus und der Ermutigung zu Träumen, Idealismus und Mut. Schließlich trat mit Remo Zumstein ein Wortkünstler an, der bereits Schweizer Meister im Poetry Slam wurde und viele weitere Preise gewonnen hat. Seine auf berndeutsch vorgetragene und professionell performte Geschichte darüber, dass „mer d’Lütt zerscht uusschdige losst“, kassierte die meisten Lacher.

Mit dem Bulldog

In die zweite Runde schafften es Steffen Brupbach (Lieblingswort: michdele), Jenny Gersbacher (Lieblingswort: amig) und Remo Zumstein (Lieblingswort: chüschele). Während Brupbach eine autobiografische Anekdote über dialektale Missverständnisse im Gepäck hatte, begeisterte Jenny Gersbacher mit einer erstklassigen Hommage an ihre Heimatge-meinde Häg-Ehrsberg. Darin feierte sie die schöne Aussicht ebenso wie das Fahren an „gäche“ (steilen) Hängen mit dem roten McCormick. Jedoch: Auch Remo Zumstein hatte einen Knüller vorbereitet mit seinem wortakrobatischen Text über die Eigenheiten des Berndeutschen und das Schweizer Faible für Diminutive. Ein hauchdünner Vorsprung vor Jenny Gersbacher verschaffte Remo Zumstein den ersten Platz.

Poesie in Perfektion

Applaus gab es bei dem von Vanessa Amann (SWR) und Mundartautorin Catharina Müller moderierten Abend nicht nur für die Dialektdichter, sondern auch für die Mundart-Band „Goschehobel“. Als Bandnamen wählte das Trio das ale-mannische Wort für Mundharmonika, die Native Speakern auch noch als „Schnuuregige“ bekannt ist. Die Musik von Eberhard Jäckle, Urban Huber und Oliver Fabro prägt sowohl alemannische Poesie in Perfektion als auch gitarristische Meisterhaftigkeit. Ihr Lied „So ä Moment“ bringt auf den Punkt, was ihnen als Band seit nunmehr 41 Jahren gelingt: „So ä Moment gonz diäf begriffe, so ä Moment in Tön un Worte fasse.“

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