Mundartfestival im Burghof Ist das noch Hebel oder schon Chat GPT?

Veronika Zettler
Kartoffeln für richtige Antworten erhielten (von links) Peter Stöcklin, Sonja Wagner, Florian Schroeder und Nik Salsflausen. Foto: Veronika Zettler

Ein badisches Late-Night-Quiz prüfte die Alemannisch-Kenntnisse der prominenten Teilnehmer.

„Let’s schwätz“ hieß es am Samstagabend beim Mundartfestival „Ebbis“ im Lörracher Burghof. Vor rund 200 Besuchern ging es beim badischen Late-Night-Quiz vor allem um die humorigen Seiten der regionalen Dialektvielfalt, bisweilen aber auch um Sprachphilosophie. Alemannen sollten kreativ sein und ihr wunderbares Idiom mit Wortneuschöpfungen zukunftsfähig machen, regte Moderator Fabian Bürkin an. Als Kaiserstühler stellt er fest, dass die Muettersproch Ausdrücke geschaffen hat für vieles, das im Hochdeutschen wortlos bleibt, umgekehrt aber um manches einen großen Bogen macht, vor allem um Gefühle.

Liebeserklärungen oder Heiratsanträge auf Alemannisch seien echte Herausforderungen, wie Bürkin mit dem späteren Talk-Gast Florian Schroeder in der Rolle von Christian Streich unter Beweis stellte. „43 Wörter für sufe, 48 Wörter für bsoffe si und 51 für bsoffe gsi si“, machte Bürkin ebenfalls als dialektales Alleinstellungsmerkmal aus.

Killer aus Haagen

Zu Beginn gehörte die Bühne aber Volkmar Staub. Der in Brombach aufgewachsene Kabarettist, Autor und Wortkünstler hat sich bereits einiger Literaturklassiker von Shakespeare bis Schiller angenommen und präsentierte nun eine ins Dreiländereck verlegte Nibelungensage. In brillanten alemannischen Reimen und Wortspielen ging es an der Seite des legendären „Siggi“ und seines Widersachers Tronje von Haagen unter anderem auf die Burg Rötteln, nach Mambach in die „Schmiedi“, nach Basel, Bern, auf den Tuniberg und zu guter Letzt nach Bürchau: „Dort findet Siggi e unrühmlich Ende und Dütschland hett si erschde Dolchstoßlegende“, fabulierte Staub zur Freude des Publikums. Einstweilen ließ er Kriemhild so grässlich lachen, dass im Elsass „s’Suurchrutt schlecht“ wurde.

Zungenbrecher-Wettstreit

Im Anschluss geriet das von Fabian Bürkin moderierte badische Quiz dank der vier Kandidaten zu einem Feuerwerk der Schlagfertigkeiten. Niklas Ehrentreich alias Nik Salsflausen ist aufgewachsen in Hauingen, Nicht-Alemannisch-Sprecher und Poetry-Slam-Meister. Ebenfalls mit dabei war Sonja Wagner, die mit ihrem Freiburger Pop-Up-Restaurant „Hawara“ den Next-Generation-Award von Gault Millau bekam, sowie Peter Stöcklin aus Brombach, alemannisch versiert und unter dem Namen „Chabezo“ wie als Sänger der Band „Otto Normal“ bekannt. Schließlich der Kabarettist Florian Schroeder, der ebenfalls in Lörrach aufgewachsen ist, das Alemannische am liebsten guttural persiflierend pflegt und damit beim Zungenbrecher-Wettstreit („De Papschd hed z’Spiez z’spoht s’Speckbsteck bschdelld“) sehr gut abschnitt.

Beim Ratespiel mit Kategorien wie „alemannisch oder japanisch?“ bewiesen die Teilnehmer indes noch ausbaufähige Dialekt- und vor allem Hebel-Kenntnisse. In der Kategorie „Hebel oder Chat GPT“ vermutete der ein oder andere ausgerechnet hinter Hebels Signature-Gedicht „Die Vergänglichkeit“ – von Bürkin eindrücklich vorgetragen – das Werk einer Künstlichen Intelligenz, was bei einigen Besuchern für Kopfschütteln sorgte. Selbst der aus Frankreich stammende Pianist Christian Sade, der alle Äußerungen klavierspielend wunderbar kommentierte, schien da beinah aus dem Takt zu geraten. Zum Schluss ging der Preis, ein goldener „Muggedatscher“, wohlverdient an Zuschauerin Christiane – stellvertretend für das Publikum.

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