Efringen-Kirchen Der Platz für den Adebar ist jetzt sicher

Silke Hartenstein
Das Storchennest auf dem Dach der Kirche ist wieder neu gebaut. Foto: Heidi Hübner

Hektisch flattende Störche auf der Suche nach ihrem verlorenen Nest: Dieser Anblick bewegte die Gemüter in Efringen-Kirchen. Für das kommende Jahr soll eine dauerhafte Lösung für die Tiere gefunden werden.

Auf dem Kirchendach der Christuskirche wurde erst ein neues Nest abgebaut. Unbeirrt baute der Storch an dieser Stelle weiter, doch Nest zwei und drei wehte der Wind fort.

Am vergangenen Mittwoch wurde nun eine Nisthilfe auf dem Dach des Kirchenschiffs angebracht. „Die Störche sitzen drauf“, sagt tags darauf Rosemarie Bachmann, Vorsitzende des Kirchengemeinderats Efringen-Kirchen und stellt klar: „Wir freuen uns ja auch darüber, dass wir diese Tiere da haben.“ Efringen-Kirchens neuer Pfarrer Alexander Stavnichuk kann die Aufregung gut verstehen. Sagen kann er dazu nicht viel: Sein Einführungsgottesdienst war am 24. März.

Anzeige erstattet

Wegen des Nestabbaus wurde Anzeige erstattet. Wie die Pressesprecherin des Landkreises, Mai-Kim Lâm, auf Anfrage unserer Zeitung mitteilt, erhielt die Untere Naturschutzbehörde (UNB) im Landratsamt Lörrach eine Umweltmeldung durch das Landesumweltministerium. Das Ministerium erhält solche Meldungen, die auch anonym und elektronisch erfolgen können, etwa über seine Internetseite oder die App „Meine Umwelt“.

„Im vorliegenden Fall ist uns die anzeigende Person zwar bekannt, aus Datenschutzgründen können wir sie jedoch nicht nennen“, so die Mitteilung des Landratsamts. Wer genau die Nestentfernung veranlasst habe, sei Teil eines laufenden Verfahrens, auch hierzu könne man sich nicht äußern.

Foto: Heidi Hübner

Der Weißstorch gehört zu den streng geschützten Vögeln. Da es verboten ist, Fortpflanzungs- oder Ruhestätten wild lebender Tiere besonders geschützter Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören, könne auch die Entfernung eines leeren Nests schon rechtswidrig sein, erklärt die Pressesprecherin. Bei streng geschützten Arten wie dem Weißstorch sei das sogar eine Straftat, der Strafrahmen liege bei einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder einer hohen Geldstrafe.

Nisthilfe angebracht

Auch könne es eine Rolle spielen, ob ein Nest wiederkehrend genutzt werde. Nester von Arten, die diese jedes Jahr aufs Neue nutzen, seien auch während der Abwesenheit der Tiere geschützt. Da das Nest innerhalb der Brutzeit entfernt wurde und somit die Gefahr bestand, dass das befruchtete Ei nicht in ein Nest gelegt wird und abstirbt, erging an Efringen-Kirchens evangelische Kirchengemeinde die Anordnung der UNB, binnen kurzer Frist eine Nistmöglichkeit für das Weißstorchenpaar zu schaffen.

Das bedeute laut Pressesprecherin jedoch nicht, dass die Kirchengemeinde Schuld hat am Nestabbau. Der Adressat einer solchen Anordnung werde nicht nach „Verschulden“ bestimmt, sondern mit Hinblick darauf, wie die Störung zuverlässig und zeitnah beseitigt werden könne. Die neue Nisthilfe wurde fristgerecht in Rücksprache mit der UNB und mit Hilfe der Storchenbeauftragten beim Lörracher Nabu, Heidi Hübner, mittels Hubsteiger angebracht.

Wie Kirchengemeinderatsvorsitzende Bachmann ausführt, sei 2023 ein Storchennest auf dem Dach des Kirchenschiffs vom Sturm herab geweht worden. Um zu verhindern, dass das 2024 erneut geschieht, sei auf Veranlassung der für das Langhaus zuständigen Landesbehörde Vermögen und Bau vor der Brutzeit ein längeres Blech auf dem Langhaus angebracht worden. Hiermit wurde ein Architekturbüro beauftragt. „Dem Storch sollte damit aufgezeigt werden: Bitte bau woanders“, sagt Bachmann. Bald darauf sei dann das Blechdächlein über dem Kreuz auf dem Kirchturm angebracht worden – und da habe der Handwerker wohl das Nest nicht als solches erkannt.

Antrag im Rat

Nun, sagt Bachmann, wolle man mit allen Beteiligten eine dauerhafte Lösung für 2025 finden. Zudem wolle man mit der politischen Gemeinde besprechen, wo noch Nisthilfen für Störche geschaffen werden können. Einen solchen Antrag hatte bereits SPD-Fraktionssprecher Karl-Friedrich Hess in der jüngsten Gemeinderatssitzung gestellt.

Die Internetseite des Landesumweltministeriums ist unter https://um.baden-wuerttemberg.de/de/ministerium/kontakt/umweltmeldestelle zu erreichen.

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