Efringen-Kirchen Der Storch liebt die Rundumsicht

Silke Hartenstein
Die Christuskirche in Kirchen hat mittlerweile zwei Storchennester. Foto: Daniel Hengst

Heidi Hübner ist als Storchenbeauftragte dabei, als auf der Christuskirche die Nisthilfe installiert wird.

Für das vorübergehend heimatlose Storchenpaar, dem das Nest entfernt wurde, gab es am 3. April eine Nisthilfe auf dem Dach des Kirchenschiffs der Christuskirche. Hübner kümmert sich als Storchenbeauftragte des Nabu für den südlichen Oberrhein um rund 90 Storchennester zwischen Schloss Beuggen, Weil am Rhein und Schliengen.

Es gelte abzuwarten, ob das Storchenpaar das Nest annehme und die unter Druck stehende Storchenmutter endlich einen Ort für die Eiablage habe, erklärt Heidi Hübner. Nicht überall habe eine Nisthilfe den gewünschten Erfolg, stellt die Storchenbeauftragte fest. Sie war ebenso in Liel mit einbezogen, als dort die Nisthilfe errichtet wurde.

In dem Ortsteil hatte 2023 erstmals ein Storch auf der Spitze eines Strommasts genistet. Als die Störche in Richtung Süden gezogen waren, brachten die Mitarbeiter von Naturenergie dort zwar Schutzvorrichtungen wie Büschel-Vogelabweiser an, doch hielt das den Storch nicht davon ab, im vergangenen März erneut ein Nest zu bauen. „Störche sind immer horsttreu“, sagt Hübner dazu. Nun wurde nebenan eine Nisthilfe auf einem hohen Mast errichtet.

Störche, die in Liel einen Strommast und in Binzen einen Baukran besiedeln, in Efringen-Kirchen einen zweiten Standort neben dem Kirchturm auch auf dem Dach des Kirchenschiffs eröffnen, sind immer häufiger zu sehen. Woher kommen sie alle? „Die Storchenpopulation wächst gerade. Störche lieben einfach eine gute Rundumsicht“, stellt Hübner fest.

Mülldeponien gefährden die Störche

Anfang bis Mitte der 1980er Jahre war „Meister Adebar“, der als Glücksbringer gilt, kaum noch in der Gegend anzutreffen. 2021 brüteten bundesweit bereits über 7500 Weißstorchpaare. Wie das Internetlexikon mitteilt und Hübner bestätigt, ziehen Störche im Herbst zu ihren Winterquartieren in Afrika jenseits der Wüste Sahara. Doch eine wachsende Zahl verkürzt mittlerweile die Reise, bleibt im Winter in Nordafrika oder gleich auf der Iberischen Halbinsel, wo sie ihre Nahrung vor allem auf Mülldeponien finden. Gesund ist das für die Störche nicht.

Wie Hübner sagt, seien in der EU mittlerweile viele große Mülldeponien geschlossen worden. Das könne ein Grund für die wachsende Storchenpopulation sein, ebenso wachsender Zuzug von Störchen aus der Schweiz. Dort habe sich ebenfalls der Bestand stark erhöht. Störche fressen Kleintiere wie Regenwürmer, Frösche, Eidechsen, Fische und Mäuse. „Im Moment zeigt uns der Storch, dass genug Nahrung da ist“, sagt Hübner. Da die Vögel extensiv bewirtschaftete Felder bräuchten, seien Nabu und auch BUND bestrebt, Flächen für die Anlage kleiner Biotope zu erwerben.

Nisthilfen haben besondere Anforderungen

Wenn es mehr Störche gibt, warum gibt es dann nicht mehr Nisthilfen? Hier müssten Fragen des Eigentums, der Zugänglichkeit, des Denkmalschutzes und der Statik berücksichtigt werden, meint die Storchenbeauftragte. Da ein Horst nach vier Jahren der Besiedlung 600 Kilo wiege, müsse er alle vier Jahre abgetragen und durch eine neue Nisthilfe ersetzt werden.

Um ein Nest zu entfernen, das als Brutstätte diente, brauche man die Genehmigung des Regierungspräsidiums Freiburg. Lägen bereits Eier darin, dürfe das Nest nicht entfernt werden. Eier seien im vergangenen März in Efringen-Kirchens abgeräumtem Storchennest auf dem Kirchendach nicht vorgefunden worden.

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