Efringen-Kirchen Funktionierende Dorfgemeinschaft

Siegfried Feuchter
Das Dorf Mappach im Jubiläumsjahr aus der Vogelperspektive. Foto: zVg/Erich Meyer

Mappach feiert mit einem Festbankett und anschließendem Stehempfang seine erste urkundliche Erwähnung vor 1150 Jahren.

Zahlreiche Ehrengäste, angeführt von Landrätin Marion Dammann, werden sich zum Festakt, zu dem alle Mappacher und Maugenharder Bürger am Samstag, 13. April, 17 Uhr, in die Kirche eingeladen sind, ein Stelldichein geben. Ein weiterer Höhepunkt im Jubiläumsjahr wird dann der Sonntag, 23. Juni, sein, wenn die Mappacher einen „Tag des offenen Dorfs“ veranstalten. Wie der 500 Einwohner zählende Ortsteil von Efringen-Kirchen die Herausforderungen der Zeit und den Strukturwandel gemeistert sowie seine ländliche Identität bewahrt hat, verdeutlicht Ortsvorsteher Helmut Grässlin, der sich für seinen Heimatort stark engagiert, in einem Interview mit unserer Zeitung.

Freuen Sie sich auf das Jubiläum?

Und wie! Aber nicht nur ich, sondern alle Mappacher. Das haben die Vorbereitungen zum Jubiläumsjahr gezeigt. Der Festakt am 13. April wird ein erster Höhepunkt werden.

Sie sind ein Mappacher mit Leib und Seele. Was macht den Reiz Ihres Dorfes aus?

Was mich am meisten fasziniert ist das Miteinander im Dorf und die Begegnung mit den hier lebenden Menschen. Ob Vereine oder Kirchengemeinde, wir haben eine funktionierende Gemeinschaft. Es leben zahlreiche junge Menschen in unserem Dorf, das Miteinander von jung und alt funktioniert.

Kein Lebensmittelladen mehr im Ort, keine Bäckerei, kein Gasthaus, keine Schule, kein Kindergarten und nur ein unzureichender Öffentlicher Personennahverkehr: Wie gehen die Bürger mit dem Strukturwandel um?

Sie haben sich gut arrangiert und gehen solidarisch mit der Situation um, die im Übrigen nicht nur in Mappach, sondern in allen Dörfern des ländlichen Raums anzutreffen ist. Der fehlende öffentliche Nahverkehr wird durch den Bürgerbus oder durch die Bildung von Fahrgemeinschaften kompensiert, um beispielsweise zum Einkaufen in den Zentralort Efringen-Kirchen oder nach Kandern und Schliengen zu fahren. Wertvoll für das dörfliche Leben ist auch, dass wir noch eine Pfarrfamilie im Ort und eine lebendige Jugendarbeit haben. Zudem hat Mappach den ältesten Gesangverein in Baden, der 2030 sein 200-jähriges Bestehen feiern kann.

Hatte die Eingemeindung 1974 mehr Vor- als Nachteile für Mappach gebracht?

Wären wir selbstständig geblieben, würde es uns heute nicht besser gehen. Mappach ist nach der Eingemeindung immer gut bedient worden. Die Zeiten sind jetzt finanziell schwierig geworden. Daher muss man sich bewusst sein, dass nicht alle Wünsche erfüllt werden können. In solchen Zeiten müssen Gemeinderat und Ortschaftsrat gemeinsam das Beste aus der Situation machen und Lösungen finden.

Gelingt die Integration der Neubürger, bringen sich diese ins Dorfleben ein?

Die Integration, so behaupte ich, gelingt nirgends besser als in Mappach. Freudig und offen heißen wir Neubürger stets willkommen. Sie engagieren sich auch und finden in Vereinen und der Feuerwehr eine Heimat. Sie fühlen sich an- und aufgenommen.

Sind Sie zufrieden mit dem ehrenamtlichen Engagement im Dorf?

Sehr sogar. Die Bewohner sind sehr motiviert und bringen sich ein.

Zu den Ortschaftsratssitzungen kommen jedes mal auffallend viele Zuhörer, so viele wie sonst kaum in einem anderen Ort. Ist das ein Beleg für ein funktionierendes Dorf- und Gemeinschaftsleben?

In jedem Fall. Ich versuche immer, transparent und offen zu informieren und die Leute mitzunehmen. Selbst wenn nur Baugesuche auf der Tagesordnung stehen, kommen zahlreiche Zuhörer. Sie fühlen sich wahrgenommen. Nach dem offiziellen Teil sitzen wir immer noch zusammen.

Mappach also ein liebens- und lebenswerter Ort?

Das würde ich ohne Abstriche behaupten.

Maugenhard mit seinen 100 Einwohnern gehört zu Mappach. Führt dieser Teilort ein Eigenleben oder ist er ins Dorfleben integriert?

Das ist nicht ganz so einfach, weil Maugenhard einen starken Wechsel der Bewohner hat. Etliche Maugenharder bringen sich aber ein, und wir tun alles, damit dieser Ortsteil nicht abgehängt ist. Beim „Tag des offenen Dorfes“, den wir anlässlich des Jubiläums am 23. Juni feiern, soll sich aus diesem Grund Maugenhard in Mappach präsentieren.

Wenn Sie Wünsche frei hätten, wie würden diese aussehen?

Das, was wir an Infrastruktur noch haben, sollte beibehalten werden. Ich denke da in erster Linie an unsere Gemeindehalle und das Domizil für die Freiwillige Feuerwehr. Hier finden Kommunikation, Austausch und Leben statt. Des Weiteren wünsche ich mir den Fortbestand des guten Miteinanders im Dorf und ein harmonisches Vereinsleben. Und nicht zuletzt sollen sich die Bürger, auch die jungen Leute, weiter verantwortlich einbringen. Dann kann ich im Jubiläumsjahr voller Zuversicht in die Zukunft Mappachs blicken.

Zur Person

Helmut Grässlin Foto: Siegfried Feuchter

Helmut Grässlin
steht als Ortsvorsteher seit fast 13 Jahren souverän an der Spitze Mappachs. Bei den Wahlen im Juni wird der 64-Jährige, der sich in verschiedenen Funktionen seit vielen Jahren stark für sein Heimatdorf engagiert, nicht mehr kandidieren.

Über die Kommunalpolitik
hinaus hat sich der fünffache Familienvater und Gemeinderat von Efringen-Kirchen 26 Jahre als aktiver Feuerwehrmann, 18 Jahre als Kirchengemeinderat und von 1998 bis 2012 als Vorsitzender des Gesangvereins eingebracht. 

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