Einwohnerversammlung Stadt informiert Bürger über Zukunftsszenarien für das Rathaus

Bernhard Konrad
Ein Wahrzeichen der Stadt – aber in die Jahre gekommen: Lörrachs langer Egon Foto: Kristoff Meller

Die „Zukunft des Rathauses“ steht im Zentrum einer Einwohnerversammlung der Stadt Lörrach. Verwaltung und Fachbüros werden die Bürgerschaft am heutigen Mittwoch über dieses Jahrhundertprojekt informieren.

Der Zustand des „langen Egon“, jenes Lörracher Baudenkmals, das zwar nicht im klassischen Sinne „gefällig“, aber doch identitätsstiftend den Eingang zur nördlichen Innenstadt markiert, ist beklagenswert. Und zwar vom Keller bis zum Dach, sowohl außen als auch innen.

Der Zeitdruck

Der Sanierungsdruck ist hoch, das Projekt kann nicht auf die lange Bank geschoben werden. Zwei von vier ursprünglich angedachten Varianten für die Zukunft des Verwaltungssitzes wurden bereits verworfen: Die Sanierung und der Umbau der heutigen Kreis-Klinik zu einem neuen Rathaus sowie der Abriss und Neubau des Rathauses am Standort werden nach eingehender Debatte im Gemeinderat nicht weiterverfolgt. Letzteres gegen den Willen der Freien Wähler, die eine Neubau-Variante am Standort eingehender geprüft haben wollten.

Die Sanierung

Zu allen vier Varianten liegen mehrere Studien von Fachbüros vor. Diese wiederum wurden sowohl verwaltungsintern als auch von externen Dritten auf ihre Plausibilität hin überprüft. Die Gutachten der Fachbüros legen die Sanierung des Bestandsgebäudes nahe: aus städtebaulicher Sicht ebenso wie unter Aspekten der CO₂-Bilanz und der Förderfähigkeit, mithin der Finanzierung des Gesamtprojekts. Bei einer Sanierung geht die Stadt derzeit von Kosten in Höhe von rund 70 Millionen Euro aus.

Und: Auch die Nutzung bleibt im Grundsatz die Gleiche – was dem Unterfangen ebenfalls entgegenkomme. Der vorübergehende Umzug in das Ausweichquartier in Räume des heutigen Kreisklinikums sei bereits eingepreist.

Die Fassade muss gesichert werden. Foto: Kristoff Meller

Der Neubau

Ein Neubau auf dem Klinik-Areal biete zwar „größtmögliche Freiheiten hinsichtlich Gestaltung, neuen Arbeitswelten und Energieversorgung“, so die Stadt. Gleichwohl überzeuge das Gelände nach Auffassung der Gutachter „nicht zwingend als neuer Rathausstandort, da weder die räumlich-funktionalen Eigenschaften noch die Identifikationsmöglichkeit mit dem neuen Standort den Anforderungen genügen“.

Auch das enorme Nachnutzungspotenzial des Areals am Rande der Innenstadt für Wohnen und Arbeitsplätze ließe sich ohne Rathaus-Bau besser erschließen, so die Stadt.

Zudem sei zu bedenken: „Falls das Krankenhaus-Areal Sanierungsgebiet würde, wären auch für einen Neubau Förderungen denkbar, jedoch in wesentlich geringerem Umfang“, heißt es in einer Stellungnahme.

Grüne und SPD unterstützen den Tenor der Gutachten. CDU und Freie Wähler machten dagegen im Verlauf der Debatte deutlich, dass sie eine wesentlich tiefer gehende Prüfung einer Neubau-Variante auf dem Areal des Kreiskrankenhauses wünschen. Würde dort weniger hoch gebaut, würde dies die Kosten mindern, so die These. Und selbst wenn dabei mehr Grundfläche benötigt würde, bliebe noch Freifläche zur Gestaltung des Areals übrig.

Die Schlüsselfrage

Eine Schlüsselfrage dieses Szenarios: Was würde bei einem Neubau auf dem Klinikum mit dem derzeitigen Rathaus geschehen? Dieses steht unter Denkmalschutz. Dürfte ein Investor das Gebäude abreißen? Eigentlich nur, wenn es nicht wirtschaftlich saniert werden kann. Dies aber ist offenbar möglich: Das haben die Gutachten ergeben.

Gleichzeitig sei eine Sanierung des Rathauses mit dem Ziel, dort Wohnraum zu schaffen, wirtschaftlich nicht darstellbar, bestätigte Thomas Nostadt, Geschäftsführer der Wohnbau Lörrach, im Gespräch mit unserer Zeitung.

Das Risiko

Oberbürgermeister Jörg Lutz gab zudem zu bedenken, dass bei der Neubau-Variante auf dem Klinik-Areal ein Investor gefunden werden müsse, der das stark sanierungsbedürftige, denkmalgeschützte alte Rathaus erwerben will. Werde keiner gefunden, sei durchaus eine Situation möglich, in der die Stadt auf dem Klinik-Areal ein neues Rathaus baut und gleichzeitig das leer stehende alte Rathaus kostenintensiv in Stand halten muss: Das wäre ein finanzielles Katastrophenszenario für die Stadt Lörrach.

Die Veranstaltung beginnt am Mittwoch, 17. Januar, um 18 Uhr in der Aula der Albert-Schweitzer-Schule in der Wintersbuckstraße 15.

Info

Das Lörracher Rathaus
Das Rathaus Lörrach in der Luisenstraße 16 wurde in den Jahren 1972 bis 1975 errichtet. Oberbürgermeister war damals Egon Hugenschmidt. Es ist seither das höchste Rathaus Baden-Württembergs und ein Wahrzeichen der Stadt. Seit 2012 steht es als „einmaliges Dokument des 70er-Jahre-Baustils“ unter Denkmalschutz.

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