^ Kandern: Anziehungspunkt für Gäste und Einheimische - Kandern - Verlagshaus Jaumann

Kandern Anziehungspunkt für Gäste und Einheimische

Bernhard Winterhalter
Das Kanderner Schwimmbad zeigt sich heute als attraktiver Standort für Einheimische und Touristen. Bis zu 150 000 Besucher wurden bereits gezählt pro Jahr. Foto: zVg/TI Kandern/Johanna Iovu

Das Freibad in der Töpferstadt wird in diesem Jahr am Mittwoch, 22. Mai, seinen Badebetrieb aufnehmen. Bernhard Winterhalter schaut zurück auf die Geschichte des Freizeitbadens in Kandern und zeigt auf, welche bescheidenen Anfänge hinter der prächtigen Anlage von heute stehen.

Bei der Infrastruktur einer Gemeinde zählt ein Schwimmbad allemal zu den beliebtesten Freizeiteinrichtungen. Das wusste Kandern schon Anfang des vergangenen Jahrhunderts, denn auf dem gepflegten Areal, das heute noch viele Badefreudige anlockt, wurde vor 95 Jahren das städtische Freibad eröffnet.

Das erste öffentliche Schwimmbad befand sich aber an einer ganz anderen Stelle und wurde zunächst privat betrieben. 1903 baute der Kanderner Steinmetzmeister Ernst Rißmann (1863 bis 1927), in dessen ehemaligem Wohnhaus und einstiger Werkstatt das heutige Restaurant „Nudelhüsli“ eingerichtet ist, in der Oberstadt östlich der Lichsengasse, neben dem Lauf der Kander ein massives Becken, in welchem man baden konnte.

Das Schwimmbad 1929 Foto: Stadtarchiv Kandern

Dazu zweigte er Wasser des Baches ab, ließ es in das von ihm mit behauenen Steinen angelegte Becken laufen und staute es. Unterhalb des Beckens floss das zweifellos kühle Nass durch eine Öffnung in der Bachmauer wieder in die Kander zurück. Dies reichte damals für ein Badevergnügen völlig aus. Man brauchte noch keine Duschen, Umkleidekabinen oder ein Technikgebäude. Auch zur Aufbereitung des Badewasser mussten noch keine chemischen Mittel verwendet werden.

Interesse ist ungebrochen

In den Folgejahren übernahm die Stadt die Anlage und betrieb sie bis zum Sommer 1928. Danach war jedoch die Gemeinde gezwungen, das Bad aufzugeben, weil die in den Bach eingeleiteten stark verunreinigten Abwässer das Wasser teilweise so nachhaltig verschmutzten, dass ein Badebetrieb nicht mehr verantwortet werden konnte. Aber das Interesse an einem Schwimmbad in Kandern war ungebrochen, und die Bevölkerung wollte auf dieses sommerliche Badevergnügen keinesfalls verzichten.

Teile des Wuhrs sind noch sichtbar. /Winterhalter

So konnte nur ein Jahr später mit einer eindrucksvollen Veranstaltung am 25. August 1929 das neue Freibad mit Nebengebäuden und großem Becken am jetzigen Standort feierlich eingeweiht werden. Aus dem umfangreichen Programm ergibt sich, dass mit der Stadtmusik vom Blumenplatz aus zur Eröffnung des fertiggestellten Schwimmbads, damals Lippisbach-Bad genannt, marschiert wurde.

Feierliche Eröffnung 1929

Ursprünglich war geplant, das Bad auf der linken Seite der Minder-Kander, des Lippisbachs, zu bauen und zwar dort, wo vor einiger Zeit der zusätzliche Parkplatz für die heutigen Badegäste angelegt wurde. Momentan wird diese Fläche für Flüchtlingsunterkünfte verwendet. Von diesem Gelände rückte man aber wieder ab. Dieses Grundstück erschien ungeeignet. Durch das steile Gefälle, hoch zur Sitzenkircher Straße, wäre der für den Bau der Anlage erforderliche Grund und Boden zu schmal gewesen. Anders sah es rechts der Fließrichtung des Baches aus. Dort war eine ausreichend ebene Fläche vorhanden. Das sehr große Areal von über einem Hektar Wiesengelände bot genügend Platz für ein Schwimmbecken mit einem Ausmaß von 70 mal 15 Meter, ein Planschbecken in der Größe von 30 mal sechs Meter, eine ausgedehnte Grünfläche sowie für ein Häuschen mit Umkleidekabinen im Eingangsbereich.

Wasser kam aus dem Bach

Das Bad erhielt das Wasser aus dem vorbeifließenden Lippisbach. Dazu wurde im Bachbett ein kleines Wuhr errichtet (heute zum Teil noch existent), von wo das klare Wasser zunächst in einem offenen Graben und später durch einen unterirdischen Kanal dem Schwimmbad zugeführt wurde.

Durch diese Mauer, hinter der sich das 1903 erbaute Schwimmbad befand, lief das Wasser wieder zurück in die Kander. Foto: Bernhard Winterhalter

Heute wird das Bad vorwiegend aus einer Quelle im angrenzenden Gewann „Neuenbirk“ und mit Trinkwasser in eigens dafür vorgesehenen Rohrleitungen gespeist. Bis zur sehr aufwändigen Sanierung Anfang der 1960-er Jahre war der Schwimmer- vom Nichtschwimmerbereich nur durch eine sehr schmale, am Boden des durchgehenden Beckens befestigte einfache Holzbrücke, das sogenannte „Mittelbrett“, abgegrenzt.

Keine Trennung notwendig

Eine weitere Trennung zwischen dem Beckenteil für Schwimmer und Nichtschwimmer gab es nicht. Sicherheitsrelevante Überlegungen spielten in jener Zeit keine allzu große Rolle. Man schaffte es selten über diese Stegverbindung von der einen Beckenseite zur anderen zu gelangen, weil sich fortwährend übermütige Jugendliche im Wasser aufhielten, die solange an den Holzpfeilern des wackeligen Übergangs kräftig hin und her rüttelten, bis man das Gleichgewicht verlor und ins Wasser fiel.

Mit einem Millionenaufwand fanden 1988 weitere beachtliche Umbaumaßnahmen statt. Auch in den Jahren danach wurde wiederholt in Ausstattung und Technik investiert, um die Anlage auf dem neuesten Stand zu halten.

Wie schon immer erfreut sich das schön gelegene Freibad jedes Jahr großer Beliebtheit, nicht nur bei vielen Urlaubern, die in Kandern ihre Ferien verbringen, sondern auch bei Einheimischen und zahlreichen Badelustigen aus der ganzen Region.

Das Schwimmerbecken mit Sprunganlage, das separate Nichtschwimmerbecken mit Riesenrutsche und Strömungskanal sowie ein solarbeheiztes Kinderplanschbecken laden heute zum erholsamen, abwechslungsreichen Badeaufenthalt ein. Ein attraktives Beachvolleyball-Feld, eine Miniaturgolf-Anlage und Tischtennisplatten ermöglichen darüber hinaus, auch auf der gepflegten Liegewiese sich sportlich zu betätigen. Ein Gastronomiebetrieb sorgt an den sonnigen Tagen für Speis und Trank.

2003 mit Rekordbesuch

Durchschnittlich besuchen in heißen Sommermonaten jährlich bis zu 70 000 Badegäste die Einrichtung. Den bisherigen Rekord gab es im Jahrhundertsommer 2003, als nach monatelangen, ununterbrochenen Sonnentagen am Ende der Saison insgesamt 151 000 Besucher in der amtlichen Statistik gezählt wurden.

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