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Kreis Lörrach Für Fehler einzelner müssen beim Biomüll alle zahlen

Maja Tolsdorf
Trotz großer Aufschrift und Beschilderung der Tonnen landen immer wieder Plastiktüten im Biomüll. Foto: Maja Tolsdorf

Bio-Plastikmüllbeutel sorgen im Kreis Lörrach offenbar für Verwirrung. Denn der Hersteller meint, dass diese für kompostierbare Bioabfälle geeignet sind. Entsorger und Verwerter wollen sie aber trotzdem nicht im Biomüll.

Das mit den Plastiktüten in der Biotonne ist ein Problem, für das es aktuell keine Lösung gibt. Abbaubar und für die Biotonne geeignet sollen sie laut Hersteller sein. „Kein Plastik in die Biotonne“, fordert aber der Landkreis Lörrach, was in großen Lettern auf dem Deckel der braunen Tonnen steht.

Mogelpackung Bio-Plastik

Doch der Bio-Abfallbeutel, den es überall im Handel zu kaufen gibt, ist laut Beschriftung ein „Bio Müllbeutel für kompostierbare Bioabfälle“ und soll der „hygienischen und sauberen Entsorgung aller organischen Abfälle dienen“. Derweil bezeichnet auch das Umweltbundesamt auf seiner Webseite die „sogenannten Biokunststoffe als Mogelpackung.“

Es ist also verwirrend für die Nutzer von Biotonnen. Und so kommt es wohl, dass trotz aller Infos der Abfallwirtschaft des Landkreises und der Beschilderung der Tonnen immer wieder Plastiktüten im Biomüll landen. „Doch der Verwerter will das eben nicht“, sagt Silke Bienroth, Betriebsleiterin des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft, im Gespräch mit unserer Zeitung.

Zerfall nur bedingt

Offenbar zurecht, denn bei der Kompostierung zerfallen viele biologisch abbaubaren Kunststoffe nur unter ganz bestimmten Bedingungen, wie auf der Webseite des Umweltbundesamtes nachzulesen ist. „Laborbedingungen“, nennt es Bienroth, denn die Bioplastiktüten zerfielen nie ganz, verblieben als Mikroplastik im Boden, würden mit dem Regen ausgewaschen und könnten so ins Grundwasser gelangen. Zudem dienten die Bioabfälle aus dem Landkreis nach der Weiterverwertung den Landwirten zur Aufwertung ihrer Böden. Und beim Zerfall von Plastik, ob bio oder nicht, entstünden kaum Stoffe, die wertvoll für landwirtschaftliche Flächen sind. Deshalb sei es sinnvoller, die Bio-Plastiktüten zwar zum Sammeln der Abfälle in der Wohnung zu nutzen, den Abfall daraus aber über der Biotonne auszukippen und die Plastiktüte dann im Restmüll zu entsorgen. Als Alternative empfiehlt Bienroth kompostierbare Papierbeutel mit Wachsschicht. Diese seien preisgünstiger als ein Bio-Plastik-Beutel, dürften in die braune Tonne und verursachten somit keine Mehrkosten für Mieter, Verwerter und den Landkreis.

Extrakosten für Mieter

Besonders ärgerlich sind zusätzliche Kosten für die Mieter von Großwohnanlagen, die sie teils nicht selbst verursacht aber selbst verantworten müssen. Denn hat die gemeinschaftlich genutzte Biotonne ihren Standort an Wegen oder Straßen, entsorgen dort häufig auch Passanten ihre Abfälle.

Zudem passiert es, dass sich nicht jeder Mieter an die Vorgaben hält, am Ende aber alle dafür bestraft werden. Denn eine Biotonne, die Fremdstoffe enthält, wird vom Entsorger nicht mitgenommen. Diese kann dann zwar mit der Hausmüllanfuhr entsorgt werden, doch jede zusätzliche Leerung verursacht zusätzliche Kosten, die am Ende alle tragen müssen. „Das mit den Plastikbeuteln in der Biotonne ist ein großes Problem“, bestätigt Ralf Mohring, Leiter der Kundenabteilung der Wohnbau Lörrach. Deshalb arbeite der Großvermieter zusammen mit der Abfallwirtschaft an einem Projekt. In einer Testliegenschaft am Salzert sei die Biotonne nun mit einem Schwerlastschloss abschließbar gemacht worden.

Einen Schlüssel dafür erhalten nur jene Mieter, die Interesse zeigten und sich über das Thema informiert hätten. „Damit erzielen wir gute Ergebnisse, was die Reinheit des Biomülls angeht“, sagt Mohring. Ob oder wann das Projekt ausgeweitet werden oder gar Schule machen könnte, liege aber in den Händen der Abfallwirtschaft.

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