Kreis Lörrach Mit Rot ein Zeichen setzen

mek/ov

Night of Light: Regionale Veranstaltungsfirmen und -lokalitäten berichten von wirtschaftlicher Not

Kreis Lörrach - Unternehmen aus der Eventbranche sowie Veranstaltungsorte haben in der Nacht auf gestern im Landkreis Lörrach sowie in ganz Deutschland ihre Gebäude oder stellvertretend ein Bauwerk in ihrer Region oder Stadt mit roter Beleuchtung angestrahlt. Damit haben sie auf ihre prekäre wirtschaftliche Situation aufgrund der Corona-Maßnahmen aufmerksam gemacht.

Zahlreiche Unternehmen beteiligen sich

Im ganzen Landkreis beteiligten sich am Montagabend zahlreiche Unternehmen und Initiativen aus der Veranstaltungsbranche an der bundesweiten Aktion „Night of Light“. In Lörrach waren beispielsweise der Burghof, die Brauerei Lasser, das Steigenberger Hotel Stadt Lörrach und die Burg Rötteln mit von der Partie. In Rheinfelden wurden das Schloss Beuggen und das Tutti Kiesi-Areal angestrahlt, in Binzen das Reforum und in Schopfheim die Kirche St. Agathe.

Auch die Messe Lörrach und einige Partner nahmen an der „Night of Light“ teil und setzten damit ein Zeichen. Das Ziel des Abends war, die Bevölkerung auf die dramatische Lage in der Veranstaltungswirtschaft zu sensibilisieren.

Leuchtendes Mahnmal zur Rettung der Branche

Es war ein leuchtendes Mahnmal der Veranstaltungs-Wirtschaft zur Rettung der Branche, die echte Hilfe anstelle von Kredit-Programmen benötige, teilte die Messe Lörrach mit. Da Großveranstaltungen nach wie vor nicht erlaubt seien und um Hygieneregeln einhalten zu können, waren nur eine begrenzte Anzahl an Partnern und Freunden der Regio-Messe bei der Aktion anwesend, wie es weiter heißt.

Die Versammlung fand auf dem Gelände des Impulsiv-Sportzentrums statt. Um dem Lichtmotto der Aktion gerecht zu werden, wurden die Autos und Werbebanner der Teilnehmer mit Hilfe von Florian Wunderle Veranstaltungstechik rot angestrahlt. Anschließend tauschte man sich in der Runde darüber aus, wie jeder die vergangenen Monate erlebt und überlebt hatte.

Einige Betroffenen berichten von der Not

So berichtete Björn Walden von event trend, dass bei ihm im Unternehmen seit drei Monaten so gut wie gar nichts mehr gehe. Nur der Verkauf der Lagerbestände, Einführung der Kurzarbeit und ein paar kleinere Aufträge, die erst mit der Lockerung der Anti-Covid-Maßnahmen kamen, halfen über die dramatische Zeit hinweg. Auch die Öffnung der Schweizer Grenze lasse auf etwas Besserung hoffen.

Michael Seilnacht vom Reisebüro Seilnacht sprach darüber, dass seine Mitarbeiter und er seit Beginn der Krise praktisch „komplett umsonst“ arbeiteten. Einerseits würden keine neuen Reisen gebucht, andererseits fühlten sie sich auch den Kunden gegenüber in der Pflicht und beschäftigten sich fast ausschließlich mit der Rückabwicklung der Reiseverträge gegenüber den Reiseveranstaltern.

Andreas Benz von Getränke Schindler beklagte, dass mit dem Wegfall der Veranstaltungen seine Aufträge auf „nahezu Null“ gefallen seien. Die Firma beliefere normalerweise die Veranstaltungen mit Küchen- und Cateringausstattungen. Dieses Hauptgeschäft sei komplett eingebrochen, und Besserung sei derzeit noch nicht in Sicht. In den vergangenen drei Monaten beschäftigte man sich fast ausschließlich mit Getränkelieferungen. Vor allem den Vereinen sei er dankbar, die über ihn in dieser Zeit Getränke bezogen hätten.

Karl-Friedrich Hug von Metzgerei & Party-Service Hug war zumindest froh, dass er außer dem Party-Service noch andere Geschäftsfeder vorweisen könne, die in dieser Zeit für Einnahmen sorgten. Die 14 Mitarbeiter im Catering-Bereich mussten jedoch in Vollzeit-Kurzarbeit gehen. Diese Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen. Er hoffe auf Erholung, müsse aber feststellen, dass diverse Sommerfeste und geplante private Feiern bereits abgesagt wurden und auch das Weihnachtsgeschäft mit Firmenveranstaltungen und -festen noch nicht sicher sei. Die ersten Weihnachtstermine wurde schon abgesagt.

Spezialisierung auf regionale Hygieneartikel

Dirk Pfunder vom Pfunder- Hygiene & Reinigungsbedarf und Timo Pfunder von Sänger Glas- und Gebäudereinigung hatten im Gegensatz zu anderen etwas Positives zu berichten. Nach einem vorläufigen Rückgang der Aufträge auf fast 60 Prozent am Anfang der Pandemie, konnten sie den Verlust wieder aufholen, indem sie sich naturgemäß mehr auf Hygiene und Desinfektion spezialisiert hätten. Indem sie vor allem Wert auf Qualität und Regionalität setzten, konnten sie nicht nur von der Krise profitieren, sondern sogar andere Firmen und Vereine unterstützen.

Klaus Breitenfeld von der Narrengilde Lörrach 1936 erzählte kurz darüber, dass die diesjährige Fasnacht glücklicherweise noch durchgeführt werden konnte und man bereits in den Startlöchern für die nächste im kommenden Jahr stünde. Aber eine gewisse Sorge und Unsicherheit blieben nach wie vor bestehen – angesichts der Erkenntnis, wie viel Arbeit und finanzielle Mittel hinter jeder Veranstaltung stehen.

Weitere Fotos der Night of Light in unserer Fotogalerie.

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