Kreis Lörrach Pfeifkonzert und bunte Regenschirme

Hans-Jürgen Hege

AfD-Veranstaltung: Hunderte Gegendemonstranten / Gauland sieht Stasi als Gewinner der Wiedervereinigung

Steinen-Höllstein / Kreis Lörrach - Rund 100 Besucher haben am Samstagabend die „Bericht aus Berlin“ genannte Veranstaltung der AfD in Höllstein verfolgt. Prominenter Redner war Bundestagsfraktionssprecher Alexander Gauland. Zuvor demonstrierten mehrere hundert Menschen vor der Wiesentalhalle gegen die Veranstaltung. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort. Bis auf kleinere Zwischenfälle blieb es aber ruhig.

Tatsächlich gab es am späten Nachmittag vor der Wiesentalhalle ganz unterschiedliche Stimmungslagen: Kundgebungen gegen die AfD-Veranstaltung waren von verschiedene Personen aus unterschiedlichen Zusammenhängen angemeldet worden. Daher war es eine bunt gemischte Gruppe, die Präsenz zeigte.

Unter den Demonstranten waren einerseits Bürger direkt aus Steinen, andererseits auch Teilnehmer aus der Umgebung – Schopfheim beispielsweise, Lörrach oder Freiburg. Jusos, Grüne, die Linke und die „Antifa“ zeigten ebenso Flagge wie die Agendagruppe „Steinen im Wandel“ , die lokale „Nachbarschaftshilfe für Geflüchtete“ oder Familien mitsamt Kleinkind und Großeltern, Regenbogen-Regenschirm und Sonnenblumen in den Händen.

Zugang ist nicht einfach

Der Weg in den Saal war aufgrund der Demonstranten und der polizeilichen Absperrungen nicht einfach – weder für Gäste noch für Pressevertreter. Sie wurden daher über Schleichwege zum Eingang geführt – begleitet von einem Pfeifkonzert und Schmährufen.

Nicht nur AfD-Parteimitglieder waren im Saal, sondern auch einige andere Bürger, die sich – wie einer im Gespräch betonte – „mal einige Reden von Politikern aus einer ganz anderen Ecke anhören“ wollten, um sich selbst ein Urteil zu bilden.

Gastgeber und Bundestagsabgeordneter Thomas Seitz begründete das Vorhandensein von Corona-Gästelisten mit dem Argument: „Auch wenn wir die Masken, wie fast alle anderen Coronamaßnahmen, für überzogen, gänzlich falsch oder längst für unsinnig halten, werden wir die erteilten Auflagen erfüllen.“

Im übrigen gehe er, so Seitz, davon aus, „dass die Pandemie in Deutschland erst vorbei ist, wenn die derzeitig hohen Umfragewerte der CDU wieder auf ein normales Maß gesunken sind“.

Seitz bekundete großen Unmut über „das völlig undemokratische Schauspiel draußen vor der Tür“ und ergänzte: „Es erfordert unglaublich viel Mut, in Deutschland Gesicht zu zeigen.“ Es könne „einfach nicht sein, dass politisch interessierte Menschen attackiert werden, nur weil sie sich informieren wollen“.

„Die Grünen und die Leute, die da draußen stehen, mögen Sie nicht, und sie mögen auch das deutsche Volk nicht“, begann Alexander Gauland mit seiner Rede. Sie zielte unterm Strich darauf ab, die Wiedervereinigung Deutschlands als ausgeklügeltes Werk der Stasi anzuprangern. „Am 3. Oktober ist die DDR der Bundesrepublik beigetreten. Aber stimmt das überhaupt?“ Spätestens seit der Kanzlerschaft von Angela Merkel stehe die Frage im Raum: „Wer ist da eigentlich wem beigetreten?“

Gauland: Wer ist am 3. Oktober 1990 wem beigetreten?

Der von Merkel geschasste Chef des Verfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen, habe sich kürzlich gefragt, was er getan hätte, wenn er Stasi-Chef gewesen wäre. Und seine Antwort in einem Satz: „Genau das, was passiert ist!“ In seinen weiteren Ausführungen erläuterte der AfD-Fraktionschef, welche Maßnahmen damals getroffen worden seien und wie intensiv die Stasi im Osten und Westen in das Projekt Wiedervereinigung involviert gewesen sei. „Und während die Linken im Westen noch in Schockstarre verharrten, handelten ihre Kollegen im Osten diskret, aber massiv“, sagte Gauland. Er zählte nach und nach all die Leute des Ostens auf, die politische Ämter übernahmen, vor dieser Zeit aber „IM der Stasi“ gewesen seien.

Gaulands Fazit: „Die Stasi konnte die Einheit nicht aufhalten, aber sie konnte ihre Leute unterbringen.“ Man sehe dies beispielsweise daran, dass Polizei und Militär unter Generalverdacht gestellt würden, während selbiger bei Islamisten verboten sei. Das und vieles mehr seien „ungeheuerliche Freiheitseinschränkungen, gegen die man als Demokrat einfach aufstehen muss“. Die Frage bleibe, wie man den 3. Oktober begehen solle. „Durch beharrlichen demokratischen Widerstand gegen diese autoritären, demokratiefeindlichen Entwicklungen“, sagte Gauland, ehe er das Podium für Dirk Spaniel und Volker Münz freimachte.

Weitere Fotos und einen umfassenden Bericht über die Gegendemonstration finden Sie hier.

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