Arbeit
Langsam fassen die Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt Fuß. Laut Arbeitsagentur gingen im Kreis Lörrach in Juni 2015 nur 126 Menschen aus den Hauptasylländern Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien einer sozialversicherten Arbeit nach, Ende 2019 waren es schon 687 Menschen. 13 Zuwanderer aus diesen Ländern hatten Ende 2015 einen Ausbildungsplatz, 129 Ende 2019.
Spezielle Förderprogramme für Flüchtlinge liefen 2019 aus, so Pressesprecherin Melanie Payer. Aber die allgemeinen Fördermaßnahmen, etwa die Assistierte Ausbildung und Fortbildungen stünden auch ihnen offen. Angesichts des Fachkräftemangels habe die Arbeitsagentur Interesse, die Flüchtlinge, speziell auch Frauen, zu fördern.
„Wer in Deutschland keine Bleibeperspektive hat, bleibt in unserer Gesellschaft ein Außenseiter“, sagt Elke Doerries. „Viele kommen nach Deutschland, weil sie hier arbeiten wollen, müssen aber Asyl beantragen“, beschreiben Ute Schmitz und Robert Kölblin vom AKM das Dilemma: Deutschland müsse zwischen Asyl und Arbeitsmigration unterscheiden.
Wer in Deutschland kein Asyl erhält, weil er zum Beispiel nicht politisch verfolgt oder vor einem Bürgerkrieg geflohen ist, wird nur geduldet. Geduldete Flüchtlinge dürfen in der Regel zwar arbeiten, bekommen aber keinen Deutschkurs. Kommt dann die Aufforderung zur Ausreise, erlischt auch die Arbeitserlaubnis. Wenn die Menschen dann nicht abgeschoben werden können, weil zum Beispiel ihre Papiere fehlen, seien sie zum Nichtstun verdammt. Das betreffe vor allem junge Männer aus afrikanischen Ländern oder auch aus Pakistan, schildern Schmitz und Kölblin. Doch was tun junge Männer ohne Perspektive, ohne Tagesstruktur, fragen sie und warnen: „Das wird gefährlich.“
Als richtigen Schritt sehen sie das neue Gesetz zur Beschäftigungsduldung und das neue Fachkräfte-Einwanderungsgesetz. Allerdings seien auch in diesen Gesetzen die Hürden für Arbeitsmigranten sehr hoch, merken sie kritisch an. Wer Fluchtursachen bekämpfen wolle, müsse die Wirtschaft in Afrika fördern.
Die Stimmung
Die Nachbarschaft funktioniere gut, auch wenn die große Hilfsbereitschaft abgeflacht sei, sagt OB Lutz. Die Flüchtlinge erführen nach wie vor Offenheit und Hilfsbereitschaft, aber auch noch Ablehnung und Aggression, sagt Elke Doerries: „Wir machen unsere Arbeit als Alltagsbegleiter weiter. Sie ist wichtiger denn je.“
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