Lörrach „Das wäre ein Imageschaden für die ganze Stadt“

Bernhard Konrad
Blick ins das Depot-Provisorium in Tumringen Foto: Kristoff Meller

Haushalt: Markus Moehring zur Bedeutung des in Frage stehenden Depot-Neubaus für die Sammlung des Dreiländermuseums

Lörrach - Sollte der Bau eines Depots für die Sammlungs-Objekte des Dreiländermuseums auf den letzten Metern gestoppt werden, würde damit „ein Jahrhundertprojekt“ verhindert, sagt Markus Moehring. Die Konsequenzen wären nach Auffassung des Museumsleiters sowohl für das Dreiländermuseum als auch für die Gesamtstadt von Nachteil.

Rund fünf Millionen Euro fehlen der Kommune aller Voraussicht nach im Haushalt. Deshalb stellen Oberbürgermeister Jörg Lutz und Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic nun zwei wichtige Projekte zur politischen Diskussion, die sich zwar bereits in der Umsetzung befinden, aber „theoretisch“ noch abgebrochen werden könnten: Den Neubau des Sammlungsdepots und das IBA-Projekt „Am Zoll Lörrach / Riehen“. In einer ergebnisoffenen Debatte sei die Kommunalpolitik aufgefordert, eine Haltung zur Frage einzunehmen, ob eines der beiden Vorhaben beendet werden sollte (wir berichteten gestern).

Der Stand des Projekts

Auf Anfrage unserer Zeitung sagte Moehring am Mittwoch, das Depot-Projekt befinde sich bereits in der Endphase der Ausführungsplanung für den Bau: „Die gesamte Planung für das Gebäude liegt bereits auf dem Tisch – bis zur letzten Steckdose.“ Von Seiten der Stadt seien bislang knapp 250 000 Euro Planungskosten investiert worden – plus die Aufstockung von Personalstellen, die inhaltlich mit dem Projekt verknüpft sind.

Die Bedeutung des Depots

Ein Depot sei die tragende Säule für den professionellen Erhalt „der einzigen Drei-Länder-Sammlung am Oberrhein mit hohem kulturgeschichtlichen Wert“, so Moehring. Er betont mit Blick auf die qualitative Einordnung der Objekt-Sammlung, dass dies nicht etwa ausschließlich seine eigene Auffassung sei: Sie werde von zahlreichen Fachleuten geteilt. Viele Grenzregionen in Europa beneideten die Stadt Lörrach um eine solche Sammlung.

Die Zwischenlösung

„Wenn das Depot jetzt nicht kommt, sehe ich nicht, wann es in den nächsten Jahrzehnten komme sollte“, sagt der Museumsleiter. Die Stadt werde ohne den Bau hohe Kosten für die Miete neuer Depot-Räumlichkeiten tragen müssen – sofern überhaupt geeignete Räume gefunden würden. Klar sei: In den ehemaligen Büros der Gaba könnten die Objekte auf Dauer nicht bleiben. „Das ist nur als Zwischenlösung akzeptabel: Die Sammlung leidet, die Verhältnisse sind viel zu eng und die klimatischen Bedingungen entsprechen nicht den Anforderungen an ein Sammlungsdepot. Nach und nach werden Objekte schlicht und einfach kaputt gehen.“

Die Frage der Finanzen

Für diese Bedingungen zahle die Stadt 121 000 Euro Miete pro Jahr, so Moehring. Ein geeignetes Gebäude werde mindestens 250 000 Euro Miete pro Jahr kosten, schätzt der Museumsleiter. Die Miete wäre demnach schon nach relativ kurzer Zeit so hoch wie der von der Kommune zu tragende Eigenanteil am neuen Depot – das Eigentum der Stadt wäre.

Die Sicherung des kulturellen Erbes der Region müsse unter langfristigen Gesichtspunkten betrachtet werden – doch schon bei einer mittelfristigen Perspektive könne er bei einem Verzicht auf den Depot-Bau „den Einspareffekt nicht erkennen“, sagt Moehring.

Darüber hinaus betonte er, dass die Zuschüsse der EU nur deshalb gewährt wurden, weil vom neuen Depot auch eine touristische Wirkung ausgehen werde. Dies sei die zentrale Voraussetzung für eine Förderung der Baufinanzierung gewesen.

Die Rolle der Partner

Zudem sei er sicher, dass mit der Beendigung dieses Projekts „ein Imageschaden für die ganze Stadt“ verbunden sei. In Lörrach sei regelmäßig von Trinationalität und grenzüberschreitendem Miteinander die Rede. Dieses Projekt setze den grenzüberschreitenden Gedanken in vorbildlicher Weise um, was sowohl durch die maximale Fördersumme der Europäischen Union belegt werde als auch durch die Vielzahl der Kooperationspartner in Frankreich, der Schweiz und Deutschland. Außerdem werfe der Lörracher Museumsverein für das Gelingen dieses Vorhabens fast alles in die Waagschale, was er hat: Er wird den Bau mit insgesamt 250 000 Euro unterstützen.

Moehring: „Diese Partner haben Vertrauen in die Stadt Lörrach und dieses lange vorbereitete Projekt. Sie alle unterstützen den Bau des Depots.“

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