Lörrach Ein neues Bild der Burgruine Rötteln

Markus Greiß

Bei archäologischen Grabungen auf der Burg wurde mit der Entdeckung von frühzeitlichen Siedlungsresten ein zentrales Projektziel erreicht.

Seit acht Wochen führt ein trinationales Archäologenteam unter der Leitung Heiko Wagner Grabungen auf der Oberburg durch, um deren frühe Baugeschichte zu erforschen (wir berichteten). Eine Woche vor dem Ende der Arbeiten ist das Team nun auf Keramikreste aus der Frühzeit der Burg Rötteln gestoßen, womit ein wichtiges Projektziel erreicht ist: Derartige Funde sind entscheidend zur Datierung der Burgbauten, weil es kaum Dokumente aus dieser Zeit gibt, wie Andreas Haasis-Berner vom Landesamt für Denkmalpflege beim Pressegespräch vor dem „Tag der offenen Grabung“ am Sonntag erklärte.

Hoffnung hat sich erfüllt

Zu diesem Zeitpunkt wussten weder er noch Moritz Lange, der den Kooperationspartner Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg beim Gespräch vertrat, von diesem Durchbruch. Die frohe Botschaft überbrachte Grabungsleiter Heiko Wagner. Sein aus insgesamt 68 Freiwilligen aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz bestehendes Team hat in den letzten Wochen im nördlichen Teil der Burg eine Kalksteinmauer freigelegt, die älter ist als alle anderen Mauern der Burg und aus dem frühen 12. Jahrhundert stammt. An dieser Mauer entdeckte Wagner nun sogenannte „nachgedrehte Ware“, wie Keramikerzeugnisse aus der Zeit zwischen 1100 und 1250 genannt wird.

Damit war der ursprüngliche Wunsch der Kooperationspartner, Siedlungsreste aus der Frühzeit der Burg zu finden, erfüllt.

„Nachgedrehte Ware“

Die Teilnehmer am „Tag der offenen Grabung“ konnten die Keramikreste zusammen mit anderen Fundstücken in Augenschein nehmen. Auf einem Tisch im Kellergewölbe der Oberburg waren Ziegel, Musketenkugeln, Tonpfeifen, Armbrustspitzen und Tierknochen aus Küchenabfällen zu besichtigen. Fundort der „nachgedrehten Ware“ ist eine Stelle der Oberburg, an der bisher die frühere Kapelle der Burg vermutet wurde. Wagner konnte diese These nun aber widerlegen und anhand gefundener Tierknochen und eines Herds die Nutzung als Küche belegen. Die Knochen werden nun weiter untersucht, um Aufschlüsse über die damalige Ernährung zu gewinnen. Wagner fand auch heraus, dass der Haupteingang der Oberburg im 12. Jahrhundert im Norden lag – also auf der entgegengesetzten Seite des heutigen Eingangs.

Auf Grundlage der acht Grabungen, in der Fachsprache „Schnitte“ genannt, und anderer Quellen hat der Grabungsleiter einen Baualtersplan der Oberburg erstellt. Der Plan veranschaulicht, wie das heutige Erscheinungsbild der Oberburg über die Jahrhunderte sukzessive gewachsen ist. Die Funde und Ergebnisse des Gesamtprojekts fließen in eine Wanderausstellung ein, die demnächst durch die Region tourt.

Kooperationsprojekt

Die Grabungen sind in Kooperation zwischen den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg und dem Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg durchgeführt worden. Sie sind Teil des von der Europäischen Union kofinanzierten Interreg-Projekts „Burgen am Oberrhein“. Der Röttelnbund hat die Kooperationspartner und Grabungsteams während der gesamten Grabungszeit tatkräftig unterstützt.

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