^ Lörracher Burg Rötteln: Neuen Zusammenhängen auf der Spur - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörracher Burg Rötteln Neuen Zusammenhängen auf der Spur

Marco Fraune
Wie sah die Burg Rötteln im 12. Jahrhundert aus? Diese Frage wollen die Forscher mit der Grabung beantworten. Foto: Marco Fraune

Bei einer Ausgrabung auf der Burg Rötteln sind schon jetzt einige neue Fakten zu Tage gefördert worden. In den kommenden Wochen will Grabungsleiter Heiko noch tiefer ins 12. Jahrhundert vordringen.

Wo ist die hochmittelalterliche Wand und wo hört sie auf? Was hat es mit dem zugemauerten kreisförmigen Bereich in der Decke des Gewölbekellers auf sich? Und warum passen die Funde in der Burgkapelle nicht zu der christlichen Zuordnung? Auf diese und weitere offene Fragen sollen in den kommenden Wochen einige Antworten geliefert werden. Wagner und ein trinational wechselnd besetztes Team aus ehrenamtlich mitwirkenden Grabungshelfern arbeitet sich schon seit fünf Wochen Schicht für Schicht in die teils im Dunkeln liegende Geschichte der Burg vor.

Die Zielvorgabe

Ziel ist es, die Nutzungen und Ausmaße der Burg Rötteln im 12. Jahrhundert herauszufinden. Die erste Forschungsgrabung an einer Burg im Regierungsbezirk Freiburg seit 19 Jahren soll dazu beitragen. Wie berichtet, scheint die Burgkapelle nicht dort zu liegen, wo bisher gedacht. Auch der Haupteingang lag im 12. Jahrhundert offenbar auf der entgegengesetzten Seite der Burg, die seinerzeit noch ohne Bergfried in der Landschaft stand. Im Laufe von 500 Jahren wurde die Burg immer wieder umgebaut, es sind Teile abgerissen und andere neu erweitert worden.

Die bisherigen Funde

Auf der Suche nach der Ostmauer aus dem 12. Jahrhundert der ursprünglichen Oberburg sind die Ausgrabungsmitarbeiter auf eine Mauer aus dem 15. beziehungsweise frühen 16. Jahrhundert gestoßen, liefert Grabungsleiter Wagner ein Beispiel für das Vortasten. Eine Kaminplattform aus dieser Zeit konnte ebenso freigelegt werden. Dabei wurde anhand von grauen Verfärbungen deutlich, dass es hier einen Holzboden gegeben haben muss, da die Balken für die Farbgebung sorgten. Ein Haufen historischer Nägel erhärtet die These.

Es sind nicht die einzigen Funde, die bisher von den Ehrenamtlichen und dem Grabungsleiter zu Tage gefördert wurden. Das Spektrum reicht von einer silbernen Schnalle, dem Fragment einer Handbüchse, Armbrust-Bolzenspitzen aus dem Mittelalter bis hin zu Keramikfragmenten, die am Sonntag beim Tag der offenen Grabung ausgestellt waren. Eine Wandscherbe eines Topfes (11. Jahrhundert), der Lippenrand eines Topfes (12. Jahrhundert), ein halbrunder Mönch-Nonne-Ziegel aus dem 12. bis 14. Jahrhundert, Tierknochen aus dem 13./frühen 14. Jahrhundert, Kalkputz mit grauer Bemalung (15./16. Jahrhundert), Münzen aus kupferhaltigem Silber (14. bis 16. Jahrhundert) oder auch eine Musketenkugel aus Blei (17. Jahrhundert) befinden sich darunter. Die Funde an sich gewinnen für die Experten erst an großer Relevanz, wenn diese in Verbindung gesetzt werden, Zusammenhänge entstehen.

Eine freigelegte Mauer aus dem 12. Jahrhundert. Foto: Marco Fraune

Wie geht es weiter?

In den kommenden Wochen sollen daher noch wenige weitere Schnitte im Boden gemacht werden, macht Archäologe Wagner aus seinem Forscherdrang keinen Hehl. Denn immer wieder tauchen durch Funde neue Fragen auf. „Die Grabung entwickelt sich aus sich selbst heraus“, schildert Wagner. So beispielsweise, wenn plötzlich eine Wand eine andere Ausrichtung nimmt. „Die Pläne sind zum Teil fehlerhaft und müssen neu mit einer abknickenden Mauer gemacht werden“, bemerkt der Grabungsleiter im Bereich des fünften Anschnitts im Untergrund. Klar sei aber auch, dass nur der nördliche Bereich untersucht werden kann, da es ansonsten ein „Mega-Projekt“ wäre.

Die hier gewonnenen Erkenntnisse sollen in den Monaten nach der Grabung öffentlich gemacht werden. Am 22. Juli wird es im Dreiländermuseum eine Tagung dazu geben, bei welcher der Grabungsleiter referiert. In einem Fachbeitrag soll dies später zusammengefasst und publiziert werden.

Ein Drohnen-Fotograf wird zeitnah noch im Einsatz sein, um alle Grabungen zu erfassen und zu dokumentieren. Mit einer speziellen 3-D-Technologie geht es zudem in den Gewölbekeller, um hier Aufnahmen zu machen.

Zum Hintergrund

Die Grabung selbst ist eine Kooperation zwischen dem Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg und der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg mit Kofinanzierung von der EU und tatkräftiger Unterstützung durch den Röttelnbund. Ehrenamtliche aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz wirken mit.

Schon am 16. Juli haben an der Burg Interessierte zuvor nochmals die Möglichkeit, sich beim zweiten Tag der offenen Grabung selbst einen Eindruck zu verschaffen und mit dem Grabungsleiter ins Gespräch zu kommen.

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