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Lörrach Infektionen durch Bakterien möglich

Guido Neidinger

Interview: Klaus Rhode von Badenova antwortet auf Fragen zur Verunreinigung des Lörracher Trinkwassers, den getroffenen Maßnahmen und zur Sicherheit unserer Trinkwasserversorgung

Knapp eine Woche lang war das Lörracher Trinkwasser verunreinigt durch gesundheitsschädliche Coli-Bakterien; seit gestern gilt das Wasser wieder als keimfrei, die Abkochempfehlung wurde vom Gesundheitsamt aufgehoben.

Wir haben über den Vorfall mit Klaus Rhode, bei dem Freiburger Energieversorgungsunternehmen Badenova zuständig für die Qualitätssicherung des Lörracher Trinkwassers, gesprochen. Badenova ist im Auftrag der Stadt für den Betrieb der Wasserversorgung in Lörrach zuständig.

Wie genau sind die gesundheitsschädlichen Bakterien ins Wassersystem gelangt?

Grundsätzlich sind coliforme Bakterien Indikatoren dafür, dass ein bakterieller Eintrag von außen stattgefunden hat und sich Erreger im Wasser befinden können. Enterokokken sind ein Hinweis auf eine Verunreinigung tierischen Ursprungs. Aus diesem Grund wird das Wasser gechlort, um so alle Keime abzutöten. Natürlich haben wir sämtliche Prozesse untersucht, bei denen ein bakterieller Eintrag möglich sein könnte. Wir gehen momentan davon aus, dass einer unserer Filter im Wasserwerk beim Befüllen von Marmorgestein einen Eintrag erfahren hat. Die Beprobung des Filters war nach der Wiederinbetriebnahme ohne Befund, hat vergangene Woche aber eine hohe Keimbelastung gezeigt.

Grundsätzlich darf nichts zusätzlich in das System gelangen. Es ist das erste Mal, dass wir eine Verunreinigung hatten. Nachdem wir alle Anlagenteile im Wasserwerk gereinigt haben, werden nun die sechs Filter genau untersucht – besonders natürlich der verunreinigte Filter. Er wird gegenwärtig nicht genutzt, und es ist gesichert, dass er keine Beeinträchtigung mehr fürs Trinkwasser darstellt.

Was sind bei einem komplexen Trinkwassersystem die neuralgischen Punkte für Verunreinigungen?

Selten kommt es vor, dass nach einem Wasserrohrbruch Keime nachgewiesen werden, ansonsten haben wir ein sehr hochwertiges Qualitätsmanagement und ein so genanntes ’Multibarrieren-System’, welches Verunreinigungen verhindert. Es ist das erste Mal, dass ein solcher Eintrag ins Trinkwassernetz in Lörrach stattgefunden hat, und wir werden sehr genau analysieren, wie es dazu kommen konnte.

Sind alle Haushalte in der Stadt und in den Stadtteilen gleichermaßen von den Verunreinigungen betroffen?

Grundsätzlich ja. Da der Eintrag voraussichtlich im zentralen Wasserwerk stattfand, hat die Verteilung über das ganze Wassernetz stattgefunden.

Badenova hatte dringend dazu geraten, das Lörracher Trinkwasser vor dem Verzehr abzukochen. Was hätte gedroht, wenn dies nicht geschehen wäre?

In enger Absprache mit dem Gesundheitsamt wurde nach den Befunden die Abkochempfehlung gegeben. Da wir nicht ausschließen können, dass immungeschwächte Personen eine Infektion durch die möglichen Bakterien bekommen, bleibt nur der Weg des Abkochens, bis die Desinfektionswirkung des Chlors in allen Haushalten angekommen ist.

Da es sich bei den Bakterien um Umweltkeime handelt, kommt jeder Mensch täglich damit in Berührung, und das eigene Immunsystem schaltet die Bakterien in der Regel aus. Da das Trinkwasser aber auch von immungeschwächten Personen genutzt wird, ist es das oberste Gebot, diese Menschen auf ein potenzielles Risiko hinzuweisen.

Seit einigen Tagen haben Sie dem Trinkwasser Chlor zugesetzt. Was bewirkt dieser Zusatz?

Chlor tötet Bakterien im Wasser ab.

Das Chlor schmeckt und riecht unangenehm nach Wasser, wie man es aus dem Schwimmbad kennt. Ist Chlor nicht auch gesundheitsschädlich, wenn man damit vermischtes Wasser trinkt, selbst wenn es zuvor abgekocht wurde?

Wir dosieren Chlor nur in geringsten Mengen. Grundsätzlich sollte weder eine geschmackliche Beeinträchtigung noch eine geruchliche Wahrnehmung stattfinden. Es ist möglich, dass beim Aufdrehen des Wasserhahnes mal ein leichter Chlorgeruch wahrgenommen wird. Dieser sollte aber gleich wieder verflogen sein.

Wie mit den meisten Mitteln ist es so, dass die Dosis entscheidend für die Schädlichkeit ist. Grundsätzlich verzichten wir auf Chlor, da wir nicht wissen, mit welchen Stoffen es im Haushalt reagiert und ob daraus schädliche Stoffe entstehen können. Bezogen auf eine lebenslange Einnahme kann dies Folgen nach sich ziehen. Für den kurzen Moment, den wir jetzt Chlor in ganz niederer Konzentration einsetzen, bestehen keine Gefahren.

Wie ist die Qualität des Lörracher Trinkwassers im Normalfall?

Beste Qualität, bestes Trinkwasser. Alle Werte sind im Internet veröffentlicht. In den 20 Jahren, in denen ich verantwortlich bin, ist es leider das erste Mal, dass wir eine Abkochempfehlung aussprechen mussten.

Kann Trinkwasser im Normalfall unbedenklich direkt vom Wasserhahn weg getrunken werden?

Wir empfehlen, das Wasser etwas ablaufen zu lassen, bis es frisch kommt. Sobald wir die Abkochempfehlung aufheben können, ist es auch wieder unbedenklich vom Wasserhahn weg zu trinken.

Gilt das auch für Kleinkinder oder Babys?

Grundsätzlich gilt dies für alle Nutzer.

Wo kommt das Trinkwasser der Stadt Lörrach her und wie groß sind die Vorräte? Mit anderen Worten: Wie sicher ist unsere Trinkwasserversorgung, auch vor dem Hintergrund, dass die vergangenen Jahre sehr niederschlagsarm waren?

Das Trinkwasser der Stadt Lörrach wird aus zwei Gewinnungsgebieten im Tal der Wiese gewonnen. Es handelt sich um Grundwasser, das aus Tiefbrunnen gewonnen wird. Die trockenen Jahre haben zwar ein Absinken des Grundwasserspiegels gezeigt, in den Sommermonaten ist aber genug Grundwasser vorhanden. Der Grundwasserspiegel erholt sich nach Regenperioden recht schnell, so steht er jetzt auch wieder über ’normal’.

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