Lörrach Mit Wärmeplanung auf dem Weg zur Klimaneutralität

Bernhard Konrad
Die Wärmeplanung bietet eine Bestandsanalyse über die Potenziale einer klimaneutralen Wärmeversorgung und die Errichtung möglicher Wärmenetze. Foto: Kristoff Meller

Der Gemeinderat unterstützt die Wärmeplanung der Stadt Lörrach.

Das Klimaschutzgesetz Baden-Württemberg verpflichtet Lörrach, bis Ende 2023 einen kommunalen Wärmeplan zu erstellen.

Der Hintergrund

Die Stadt profitiert vom Engagement des Kreises: Innerhalb des Pilotprojekts „Unternehmensunabhängige interkommunale Wärmeplanung Landkreis Lörrach“ konnte die Verwaltung Teile der kommunalen Wärmeplanung mit geringerem Aufwand erarbeiten. Die Umsetzung des Projekts ist auf Landkreisebene bei einem Konsortium mit den Büros endura kommunal, greenventory und ifok angesiedelt, bei der Stadt im Fachbereich „Umwelt und Mobilität“, so die Fachbereichsleiterin Britta Staub-Abt in der Sitzungsvorlage.

Das Projekt wurde für den Kreis Ende 2022 abgeschlossen. Die Stadt Lörrach hat als eine der 35 teilnehmenden Kommunen im Landkreis den gemeindespezifischen Bericht im Januar 2023 erhalten.

Die Wärmeplanung

Die Wärmeplanung bietet eine Bestandsanalyse über die Potenziale einer klimaneutralen Wärmeversorgung und die Errichtung möglicher Wärmenetze. Außerdem werden das Szenario der klimaneutralen Wärmeversorgung 2040 und entsprechende Maßnahmen aufgezeigt. Die nächsten Schritte zur Wärmewende sind vertiefte Analysen und lokal angepasst Aktionen. Staub-Abt betont: „Die Wärmeplanung ermittelt lediglich Potenziale, die im weiteren Verfahren geprüft und abgestimmt werden müssen.“

Das Zielszenario

Von den Büros wurde ein Zielszenario erarbeitet, das von einer Reduzierung des Wärmebedarfs durch Gebäudesanierungen und Effizienzsteigerungen in Höhe von 40 Prozent bis zum Jahr 2040 ausgeht. Von einer aktuell überwiegend auf Erdgas beruhenden Wärmeversorgung soll auf eine Wärmeversorgung umgestellt werden, die überwiegend (61 Prozent) über Wärmenetze erfolgt und ergänzend über Wärmepumpen (25 Prozent), Solarthermie und Biomasse (jeweils rund drei Prozent) sowie Wasserstoff (rund sieben Prozent). „Dieses Szenario stellt nur einen möglichen Energiemix dar. Je nach örtlichen Gegebenheiten und Technologien oder Rahmenbedingungen kann sich die Zusammensetzung des Wärmebedarfs in 2030beziehungsweise 2040 auch anders darstellen“, heißt es.

Die Abwärme vom Hochrhein

Bei den Wärmenetzen gehen die Büros davon aus, dass der überwiegende Teil der gelieferten Wärme aus industrieller Abwärme stammt (rund 67 Prozent). Diese soll zum größten Teil aus Industriebetrieben am Hochrhein kommen, hier vorrangig aus Rheinfelden, aber auch aus Lörracher Unternehmen. Ein weiterer wesentlicher Anteil (knapp 20 Prozent) soll aus regional gewonnener Tiefengeothermie stammen. Sowohl die Abwärme vom Hochrhein als auch die Erdwärme sollen über eine landkreisweite Wärmeleitung zu den jeweiligen Kommunen transportiert werden. Da indes weder sicher ist ob die Wärmeleitung nach Lörrach tatsächlich verlegt wird, noch, ob hierfür überhaupt ausreichend Erdwärme gewonnen werden kann, empfiehlt die Stadtverwaltung, ein alternatives Szenario mit lokal verfügbaren Wärmequellen zu entwickeln, so Staub-Abt.

Der Maßnahmenkatalog

Der Maßnahmenkatalog wurde von den Büros im Rahmen eines Workshops gemeinsam mit der Stadtverwaltung und der Stadtenergie Lörrach erarbeitet und umfasst elf Maßnahmen, von denen fünf als besonders wichtig für die Wärmewendestrategie priorisiert wurden. Neben der Entwicklung eines Masterplans Klimaneutralität für kommunale Gebäude soll die energetische Gebäudesanierung konkret vorangebracht und energetische Aspekte in Sanierungsgebieten und Quartierskonzepten eine wichtige Rolle spielen. Zudem soll der Ausbau erneuerbarer Energien in Lörrach ebenso vorangetrieben werden wie der Ausbau Wärmenetze. Und: Die Zukunft des Erdgasnetze soll bewertet werden.

Die Fraktionen

„Ohne die privaten Eigentümer von Wohngebäuden mitzunehmen, ohne energetische Sanierungen des Altbestands im großen Maßstab und mit hoher Geschwindigkeit und ohne Beteiligung der Unternehmen wird es nicht gehen“, sagte Thomas Hengelage für die Grünen. Aus der Wärmeplanung werde klar ersichtlich, dass der Auf- und Ausbau dekarbonisierter Wärmenetze der Schlüssel für den Erfolg der Wärmewende in Lörrach sein werde. „Die Vorlage findet die volle Unterstützung der SPD-Fraktion“, denn: „Wir müssen jetzt vorankommen“, sagte Christiane Cyperrek. Zentral für die Sozialdemokraten sei, dass die Wärmewende sozial gerecht gestaltet wird. Zudem fordere die Fraktion, dass sich auch Bürger finanziell am Ausbau des Wärmenetzes beteiligen können. Jürgen Exner betonte für die CDU unter anderem die Bedeutung der Fernwärmenetze. Auch Matthias Lindemer (Freie Wähler) und Bernhard Escher (fraktionslos) unterstützten die Vorlage, wobei Escher insbesondere bei der Geothermie noch ungenutzte Kapazitäten sieht.

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