Die Baugenossenschaft Lörrach (BG) möchte auf dem „Lerchenhof“ rund  40 bis 45 Mietwohnungen errichten. Zudem ist eine Generalsanierung und Aufstockung der zwei BG-Häuser an der Brühlstraße geplant. Das Investitionsvolumen beträgt 12 bis 14 Millionen Euro. Eigentlich sollten die neuen Mieter im Frühjahr 2020 einziehen, dieser Termin ist nicht mehr zu halten. Schuld daran sind die Behörden, kritisiert die BG.

Von Kristoff Meller

Lörrach. Im Februar war BG-Geschäftsführer Andreas Seiter noch sehr optimistisch: „Wir haben eine harmonische Planung aufgestellt, uns viele Gedanken gemacht und nach Gesprächen mit dem städtischen Fachbereich Stadtentwicklung und Stadtplanung waren wir uns der Unterstützung der Behörden sicher“, erinnerte er sich gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. Entsprechend positiv stellte er das ambitionierte Projekt bei der Bilanz-Pressekonferenz im Mai vor (wir berichteten).

Rund 3600 Quadratmeter Wohnfläche

Laut Planung sollen rund 3600 Quadratmeter Wohnfläche und eine Tiefgarage mit 50 Stellplätzen entstehen. Die Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen sollen laut Seiter „flächenoptimiert und bezahlbar“ sein. Bei der Generalsanierung der Gebäude Brühlstraße 14 und 16 ist neben einer neuen Heizung, neuen Fenstern und einer Dämmung von Dach und Fassade auch eine verbesserte Barrierefreiheit durch zwei Lifttürme geplant. Außerdem sollen die Balkone vergrößert werden. Durch eine Flachdachaufstockung entstünden zudem vier weitere Wohnungen mit rund 360 Quadratmeter Wohnfläche entstehen.

Die Ernüchterung kam nach einem erneuten Gespräch im Rathaus Anfang Oktober: Die geplante Bebauung sei zu massiv, lediglich vier Vollgeschosse seien möglich, befanden Stadtplanung und Gestaltungsbeirat. Auch die Dachaufstockung wurde abgelehnt. „Das hätte man schon viel früher sagen können“, ist Seiter enttäuscht und spricht von einem „herben Zeitverlust“.

Nun muss die BG einen Bebauungsplan erstellen lassen, was rund neun Monate dauert, danach muss dieser die Gremien durchlaufen. „Wir verlieren außerdem rund 900 Quadratmeter neue Wohnfläche“, erklärte Seiter. Und: „Eine Sanierung des Hauses ohne Dachgeschossausbau macht wirtschaftlich und energetisch keinen Sinn.“

„Alle Spielräume“ bei Nachverdichtung nutzen

Der Geschäftsführer fordert angesichts der Wohnsituation „von allen Beteiligten mehr Mut“. Bei der Nachverdichtung müsse man „alle Spielräume“ nutzen, um die „Wohnungsnot zu lindern“. Zumal sich das Bauvorhaben „fast im Stadtzentrum“ befinde. Seiter kritisierte die Stadt: „Es ist keine partnerschaftliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe, und mit dieser Einschätzung stehen wir nicht alleine dar.“

Ein weiterer Aspekt: „Im Fachbereich fehlt Personal. Wir müssen uns aber zusammensitzen und Lösungen erarbeiten, wenn wir die Dinge immer nur vertagen, kommen wir nicht weiter.“  

Am Montag lud er gemeinsam mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Theo Fräulin alle Fraktionen des  Gemeinderats zu einer Information in die Geschäftsräume der BG ein. Gemeinsam mit dem Architekten Oliver Baumert schilderte er Pläne und aktuelle Situation. Die Reaktionen seien „unterstützend“ und „verständnisvoll“ gewesen, berichtete Seiter. Auch andere Bauträger hätten diese Situation schon so wahrgenommen, bestätigten ihm die Fraktionen.

Der Geschäftsführer rechnet mittlerweile nicht vor 2021 mit der Fertigstellung des Projekts: „Angesichts der personellen und zeitlichen Engpässe auf Seiten der Stadtplanung sowie der rechtlichen Vorgaben ist davon auszugehen, dass es noch länger dauern wird.“