^ Lörrach: Rathaus-Sanierung trifft bei Einwohnerversammlung auf Zustimmung - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörrach Rathaus-Sanierung trifft bei Einwohnerversammlung auf Zustimmung

Bernhard Konrad
Die Entwicklung des Fassadenzustands könnte womöglich einen früheren Auszug der Verwaltung notwendig machen. Foto: Kristoff Meller

Die Perspektiven des Rathauses verdichten sich auf die von Experten empfohlene Variante: Die Sanierung des Bestandsgebäudes. Gleichwohl fragten einige Bürger bei der Einwohnerversammlung kritisch nach. Und: Der Handlungsdruck wird größer.

Bei der Versammlung in der Aula der Albert-Schweitzer-Schule stieß die von Gutachtern und Verwaltungsfachleuten favorisierte Vorgehensweise überwiegend auf Zustimmung.

Die Versammlung

Vor dem Hintergrund der vorausgegangenen Kontroverse im Gemeinderat und etlichen kritischen Leserbriefen war das Interesse an der Veranstaltung überschaubar: Nur rund die Hälfte der gut 200 Sitzplätze waren belegt, unter den Gästen befanden sich etliche Vertreter politischer Gruppierungen und der Kommune. Mit OB Jörg Lutz und Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic stand die Verwaltungsspitze ebenso Rede und Antwort wie Stabsstellenleiterin Annette Buchauer, Kämmerer Peter Kleinmagd, die Gutachter und ein Vertreter des Landesamts für Denkmalpflege.

Das Projekt

Ausführlich erklärten die Fachleute das Projekt, sowohl die Bestandsaufnahme und die Entwicklung der Varianten als auch den Entscheidungsprozess bis zur nun anstehenden Abstimmung über die beiden verbliebenen Szenarien: die Sanierung an Ort und Stelle oder ein Neubau auf dem Areal des bisherigen Kreisklinikums.

Ein Neubau auf dem Klinik-Areal biete zwar „größtmögliche Freiheiten hinsichtlich Gestaltung, neuen Arbeitswelten und Energieversorgung“, so die Stadt. Gleichwohl überzeuge das Gelände nach Auffassung der Gutachter „nicht zwingend als neuer Rathausstandort, da weder die räumlich-funktionalen Eigenschaften noch die Identifikationsmöglichkeit mit dem neuen Standort den Anforderungen genügen“.

Auch das enorme Nachnutzungspotenzial des Areals am Rande der Innenstadt für Wohnen und Arbeitsplätze lasse sich ohne Rathaus-Bau besser erschließen. Zudem seien bei einer Rathaus-Sanierung höhere Fördermittel zu erwarten, so die Stadt.

Die Bürgerfragen

Sowohl die Inhalte als auch die Tonlage der beiden Bürgerfragerunden waren durchweg sachorientiert.

Lörrachs ehemaliger Leiter der Stadtplanung Walther Schwenzer sprach sich für die Sanierungsvariante aus. Nicht ausschließlich wegen der strukturellen und architektonischen Qualität des Rathauses, sondern auch deshalb, weil die Vermarktungsfrage des denkmalgeschützten Gebäudes bei einem Neubau auf dem Klinik-Areal unklar sei. Lutz hatte dies bereits betont: Würde kein Investor gefunden, sei durchaus eine Situation denkbar, in der die Stadt auf dem Klinik-Areal ein neues Rathaus baut und gleichzeitig das leer stehende alte Rathaus kostenintensiv in Stand halten muss.

Tobias Venedey, Konservator im Landesamt für Denkmalpflege Freiburg, erläuterte die Gründe für die Ausweisung des Rathauses als Baudenkmal. Eine günstigere Sanierung, die Denkmalschutzaspekte außer Acht lasse, sei nicht zulässig, erklärte er auf Nachfrage eines Bürgers.

Er verdeutlichte die „skulpturale“ Qualität des Bauwerks. Dieses mag zwar nicht im gängigen Sinne „gefällig“ sein, doch es markiert identitätsstiftend den Eingang zur nördlichen Innenstadt.

Architekt Fritz Wilhelm argumentierte ähnlich und sprach sich ebenfalls für die Sanierung aus.

Auf die kritisch nachfragende Anmerkung eines Bürgers, das Unternehmen A. Raymond habe für ein wesentlich geringeres Finanzvolumen als die hier angenommenen knapp 70 Millionen Euro ein ähnlich dimensioniertes Gebäude errichtet, antwortete Lutz. Vor dem Ukraine-Krieg seien Konditionen für solche Projekte noch wesentlich günstiger gewesen. Zudem müssten für einen schlüssigen Vergleich die Raumkonzepte genau betrachtet werden, darüber hinaus habe die öffentliche Hand bei solchen Unterfangen nicht in allen Belangen die gleichen Möglichkeiten wie privatwirtschaftliche Unternehmen. Lutz nannte als Vergleichsgröße den Landratsamtsneubau auf dem Areal „Conrad“ – dessen Kosten zeigten, dass die Stadt realistisch kalkuliere.

Daniel Schenke, Büro Drees + Sommer, ordnete einen Neubau des Rathauses am jetzigen Standort nochmals ein: Dieser wäre zum einen teurer als eine Sanierung, und zum anderen wäre die CO2-Bilanz mit Abriss und Errichtung des neuen Verwaltungssitzes um ein vielfaches schlechter.

Bernhard Höchst unterstützte die Sanierunsgsvariante unter anderem gerade aus Klimaschutzgründen. Paula Engler gab ihrer Sorge Ausdruck, dass die vorgesehenen Mittel nicht reichen werden. Sie regte an, über die Verwendung von Holz als Baustoff nachzudenken.

Lutz betonte auf Nachfrage von Birger Bär, dass Sanierung, Umbau und Umwidmung des in die Jahre gekommenen Kreiskrankenhauses aufgrund dessen Bausubstanz und -konzeption nachweislich weniger Sinn ergebe als der Umbau des bereits bewährten Verwaltungsgebäudes.

Der Handlungsdruck

Neuhöfer-Avdic deutete an, dass der Umzug womöglich schon im nächsten Jahr beginnen könnte, möglicherweise auf mehrer Standorte verteilt.

Auf Nachfrage unserer Zeitung sagte die Bürgermeisterin, dass der Handlungsdruck aufgrund der Entwicklung des Fassadenzustands steige. Es sei unter Umständen denkbar, „dass wir schneller raus müssen, als ursprünglich gedacht“, sagte sie. Die Verwaltung werde sich deshalb nicht ausschließlich auf das Klinik-Areal konzentrieren, sondern denke schon jetzt über andere Möglichkeiten nach.

Denn: Wenn es die Situation erfordere, wolle die Stadt Lörrach bei der Notwendigkeit eines früheren Auszugs handlungsfähig sein.

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