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Lörrach Wo das Tier den Menschen vorführt

Adrian Steineck
Marcello Spindler mit seinem Pferd Manni Foto: Enrico Duede

Beim Weihnachtscircus tritt Marcello Spindler mit seinem Pferd Manni in einer Tiercomedy-Nummer auf. Dabei sind die Rollen vertauscht.

Wenn Marcello Spindler gemeinsam mit seinem Kaltblüter Manni die Manege betritt, dann sind die Rollen vertauscht: „Hier führt das Tier den Menschen vor“, sagt der 31-Jährige zu seinem Auftritt im Lörracher Weihnachtscircus, den er als Tiercomedy beschreibt. „Das Pferd lässt den vermeintlichen Dresseur als Deppen dastehen.“

Keine unnatürlichen Bewegungen

Zugleich ist es dem Spross einer Berliner Zirkusfamilie wichtig, dass das Pferd im Rahmen der Darbietung nur Bewegungsabläufe vornimmt, die zu seiner Natur gehören. „Die Aufgabe bei der Dressur besteht darin, dass man natürliche Bewegungsabläufe abrufbar macht“, legt Spindler im Gespräch mit unserer Zeitung dar. Als Beispiel nennt er den Knicks, den Manni in der Manege vollführt. „Das ist eine natürliche Bewegung, die ein Pferd auch dann ausführt, wenn es an Futter kommen will.“ Für seine Arbeit wurde Spindler beim renommierten Internationalen Zirkusfestival von Monte-Carlo bereits mit dem Silbernen Clown ausgezeichnet.

Marcello Spindler ist mit gleich zwei Nummern zu sehen: Während er gemeinsam mit Manni für Lacher sorgt, will er bei seinem zweiten Auftritt, für den er weiße sibirische Kamele und pechschwarze holländische Friesenhengste in die Manege holt, die Anmut, Eleganz und Schönheit exotischer Tiere zeigen. Auch sein Bruder James Spindler tritt im Lörracher Weihnachtscircus auf und hat eine Rasselbande junger Shetlandponys mit dabei. „Wir bieten unsere Nummern unabhängig voneinander dar, aber natürlich steht der jeweils andere im Hintergrund parat, um im Bedarfsfall Unterstützung zu geben“, beschreibt Marcello Spindler die Zusammenarbeit mit seinem Bruder.

Die Spindler-Brüder sind in Berlin-Schönefeld selbst als Zirkusbetreiber aktiv und haben den ehemaligen Staatszirkus der DDR unter ihren Fittichen. Für alle Nummern, die die beiden Tierdresseure aufführen, gilt die Maxime: „Das Tier ist der Star. Das gilt besonders für Manni, der in der Zirkusszene mittlerweile als aufstrebender Newcomer gehandelt wird“, freut sich Marcello Spindler über den Erfolg seines Schützlings. Manni ist neun Jahre alt, was für einen Kaltblüter, der bis zu 30 Jahre alt werden kann, noch jung ist. „Wir werden sicherlich noch einige Jahre zusammenarbeiten“, sagt er und verweist darauf, dass ein Pferd mit 20 Jahren „voll im Saft“ steht.

Keine Angriffsfläche für Tierrechtsaktivisten

Für die Demonstrationen von Tierrechtsaktivisten vor dem Zelt des Weihnachtscircus (wir berichteten) hat der 31-Jährige zwar grundsätzlich Verständnis: „Natürlich darf man Fragen stellen und auch konstruktive Kritik äußern.“ Zugleich aber sei es wichtig, mit Argumenten den Aktivisten den Wind aus den Segeln zu nehmen, denn: „Kein Mensch will heutzutage ein Tier im Zirkus sehen, das gequält wird und etwas gegen seinen Willen tun soll.“ Beim Lörracher Weihnachtscircus würden strenge Maßstäbe angelegt, was die Qualität der Darbietungen angeht.

Zirkussprecherin Sandra Frank ergänzt im Hinblick auf die Aktivisten, die Anzeige gegen den Direktor des Lörracher Weihnachtscircus erstattet haben, dass alle Beteiligten für konstruktive Kritik offen sind. „Wir sind ein Betrieb, der 24 Stunden am Tag einsehbar ist. Wer Interesse hat, kann sogar unsere Proben besuchen.“ Von Aktivisten vorgebrachte Äußerungen wie etwa „Tierquäler“ werde man hingegen nicht auf sich sitzen lassen. „Das ist Rufmord, gegen den wir rechtlich vorgehen werden“, macht Frank deutlich.

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