Lörracher Kommunalwahl „Bürger für Lörrach“ – Vereinigung mit Birger Bär und Wolfgang Fuhl will antreten

Marco Fraune
Will vom „Problem-Bär“ zum „Problemanpacker-Bär“ werden: Birger Bär nimmt die Stadt Lörrach in den Blick . Foto: Marco Fraune

32 Kandidaten plus vier Ersatzkandidaten füllen die Liste. Die offizielle Freigabe der Wählervereinigung steht noch aus. Kritik an Tempo 30 bildet ein Top-Thema.

Aus der Initiative „Bürger für Lörrach“ hat sich eine Wählervereinigung formiert. Die erforderlichen 50 Unterstützerunterschriften bilden für Bär ebenso nur noch eine Formalie wie die offizielle Freigabe durch den Wahlausschuss mit Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic an der Spitze. „Wir sehen den Bedarf, dass eine neue kommunalpolitisch organisierte Bürgerschaft benötigt wird“, erklärt Bär im Gespräch mit unserer Zeitung.

Schon am 15. Februar habe sich die Vereinigung ohne Einladung an die Presse im Restaurant Symposium getroffen, wo die gesamte Kommunalwahlliste mit Namen gefüllt werden konnte. Wer außer Bär und Fuhl darauf wiederzufinden ist? Hier übt sich der Apotheker Bär in Schweigen. Erst müsse die formelle Freigabe erfolgen.

Ein AfD-Parteibuch

An der Spitze stehe eine Frau, er selbst finde sich bewusst nur auf einem der vorderen Plätze, damit es eine Bürger- und eben keine Birger-Liste sei, erklärt der zuletzt vor allem durch die scharfe Kritik an den Corona-Maßnahmen der Bundesregierung in der Öffentlichkeit Aufgetretene. Ein Platz 1 würde das Spektrum der Kandidaten nicht angemessen wiedergegeben, erklärt Bär. Auch Fuhl finde sich nicht auf den Top 2-Plätzen, der mit seiner jüngsten Haushaltsrede im Kreistag für einen Eklat gesorgt hatte, da er sich weniger dem Kreishaushalt als der Abrechnung mit der Wirtschafts-, Sozial- und Flüchtlingspolitik der amtierenden Ampel-Koalition widmete. Fuhl sei aber der einzige Kandidat mit Parteibuch.

Bewusst gebe es keine „tendenziösen Kandidaten“, schildert Bär weiter. Vielmehr handele es sich um einen „Querschnitt der Lörracher“. „Es geht nicht um Parteien, es geht um die kommunalpolitische Auseinandersetzung.“ Die Bürger wollen sich laut dem Initiator mit städtischen Themen beschäftigen – womit der Apotheker die Corona-Kritik ein Stück weit ad acta legen will, da es keine Einschränkungen von Freiheitsrechten mehr gebe. „Ich wüsste nicht, warum Corona im Wahlkampf noch eine Rolle spielen sollte.“

Kritik an Tempo 30

Bär benennt die Top-Themen Schulen und Kindergärten oder auch Umwelt und Mobilität. Als ein „heißes Eisen“ sieht Bär Tempo 30 an. „Wir wollen aber nicht als IG Tempo 50 laufen.“ Vielmehr übt er im Gespräch direkt Kritik an mit den Lärmschutz-Tempo30-Regeln nachfolgenden Geschwindigkeitsmessungen, die er beispielsweise unterhalb der A98-Brücke an der Brombacher Straße als „Abzocke“ bezeichnet.

Beim ersten Treff der „Bürger für Lörrach“ war der parteilose Dietmar Ferger als Mit-Initiator dabei, der aber aus dem Landkreis Lörrach weggezogen ist. Bernhard Escher, aktuell noch fraktionsloser Lörracher Stadtrat, hatte an dem Treffen im Vorjahr ebenso teilgenommen. Doch der frühere Kommunalwahl-Stimmenkönig steht auf der CDU-Vorschlagsliste, wie Parteichefin Ulrike Krämer am Donnerstag auf Anfrage erklärte. Er sei die ganze Zeit CDU-Mitglied geblieben.

Das Thema Flüchtlinge soll kein dominierendes werden, erklärt Bär. Denn dies sei kommunalpolitisch nicht zu beeinflussen. Die Vereinigung sieht er politisch auch weder rechts noch links. „Wir sind die politische Mitte für Lörrach. Wir sind im besten Sinne gut bürgerlich.“

„Problemanpacker-Bär“

Im Gegensatz zum Corona-Protest setzt Bär auf andere Formen der Kommunikation. „Wir widmen uns jetzt nicht nur dem Protest, sondern dem Handeln.“ Er fühle sich nicht mehr in seinen demokratischen Grundrechten beschränkt, womit der Protest nicht auf die Straße getragen werden müsse. Vielmehr soll es um erlaubte Geschwindigkeiten auf der Straße, Schulen oder auch die Energieversorgung gehen.

Sich selbst bezeichnet Bär als „seriös“, schon von Berufs wegen. Ein „Problem-Bär“ sei er nicht, sondern vielmehr ein „Problemanpacker-Bär“. „Wir werden seröse Vorschläge bringen.“ Freudestrahlend fällt ihm noch ein passender Slogan im Gespräch ein: „Wer sagt, es ist alternativlos, ist einfallslos oder hilflos.“

„50 plus x“

Die Erwartungshaltung beim Wahlkampf definiert Bär sehr selbstbewusst. Er wolle gestalten, daher strebe die Vereinigung „50 plus x“ an. Nachgehakt, was wirklich möglich ist, erklärt Bär: „Ich bin kein Hellseher.“ Auch die Frage nach möglichen künftigen Mehrheitsverhältnissen im Rat und bürgerlichen Bündnissen bezeichnet der Apotheker als „Kaffeesatzleserei.“ Wichtig sei, dass Sinnhaftes für die Stadt herumkomme.

Welches Themenfeld der AfD-Kreistagsfraktionschef Fuhl dabei beackern will und soll, lässt Bär unbeantwortet. „Er wird sich selbst noch erklären.“

„Leute schneiden mich“

In der vergangenen Zeit hätten die Parteivertreter der Ratsparteien nicht mit ihm gesprochen. „Diese Leute schneiden mich und stigmatisieren mich.“ Er könne aber damit leben, sagt Bär, der im gut einstündigen Gespräch noch viele Fragen offen lässt. Namen, inhaltliche Positionierungen und mehr sollen erst im Laufe der Zeit folgen, lächelt Bär.

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