Lörracher Verkehr Tram-Traum „vorerst“ ausgeträumt

Marco Fraune
Bis zum Jahr 1967 verkehrte die Tram 6 noch bis zur Lörracher Innenstadt. Foto: Stadtarchiv Lörrach

Weitere Studien- und Planungsaufträge zur möglichen Tramverlängerung gibt es erst einmal nicht. Die Finanzierung und die parallel verlaufende S-Bahn sind die zentralen Gründe.

Die frühere Marktmeisterin Petra Höfler hat sich am Donnerstagabend nochmals an die Zeit erinnert, als die Tram bis in die Lörracher Innenstadt fuhr. In der CDU-Fraktionsreihe sitzend, verabschiedete sie sich aber von der Vorstellung, dass die Basler Verkehrsbetriebe in den nächsten Jahren ihre 6er-Linie über die Landesgrenze hinaus womöglich bis zum im Bau befindlichen Zentralklinikum weiterführt. „Die Tram ist ein Traum“, brachte die Rätin es auf den Punkt. So müsse der Gemeinderat einfach alle Themen im Auge behalten, nicht nur die unter den aktuellen Rahmenbedingungen nicht finanzierbare Tram.

Dass Studien „vorerst“ nicht weiterverfolgt werden, war letztlich die Handreichung für das einhellige Votum (mit Ausnahme von zwei FDP-Stimmen) im Rat, die schon im Ausschuss für Umwelt und Technik zwei Wochen zuvor erfolgte.

Finanziell nicht machbar

Es handele sich zwar um ein „sympathisches Verkehrsmittel“, findet auch OB Jörg Lutz. Doch im Gegensatz zu Weil am Rhein mit der 8er-Tram verlaufe die S-Bahn in Lörrach parallel zur möglichen Linie und auch Basel werde sich nicht finanziell beteiligen, dort setze man auf die S-Bahn-Linie 6. Lutz: „Basel-Stadt hat an der Verlängerung kein Interesse.“ Zugleich werde mit dem Beschluss, zwei Trassen für eine Tram freizuhalten, für die Zukunft nichts verbaut. Die Entscheidung zu vertagen, wie von Natali Fessmann von der IG Verkehr abermals dringend gefordert, verhallte im Ratsrund.

Die Machbarkeitsstudie, die im Frühjahr vorgestellt wurde, zeigte eine grundsätzliche technische Realisierbarkeit der Tramverlängerung auf, aber führte auch die zwei- bis dreistelligen Projektkosten auf. „Im aktuellen Moment ist es nicht leistbar“, steht für Fritz Böhler (Grüne) fest, hinzu komme die Problematik der Trassenführung. „Wir müssen einen Schlussstrich ziehen – vorläufig.“ Und Fraktionskollege Stephan Berg ergänzte, dass man sich vielmehr um die Bedienqualität auf der S-Bahn-Linie kümmern soll. „Die S-Bahn ist am Kollabieren.“

„Müssen Realisten sein“

Die Tram-Vorzugstrassen sollen freigehalten werden, sieht Christiane Cyperrek (SPD) eine zentrale Forderung im Beschluss berücksichtigt. Sie stellte angesichts von Gegenwind in „Sozialen Medien“, Kommentaren und Leserbriefen heraus: „Wir sind keine Tram-Verhinderer. Wir müssen Realisten sein.“ Investitionen und Betriebskosten seien nicht leistbar. Doch das sei nicht für ewig in Stein gemeißelt.

Es fehle ein Verkehrsmodell, mit dem die Wirtschaftlichkeit überprüft werden könnte, monierte Matthias Lindemer (Freie Wähler). Eine Tram-Weiterführung in Etappen bleibe außerdem auch eine Option, um das Projekt sukzessive zu realisieren. Basel sage außerdem, dass Lörrach zuerst das Vorhaben ins Agglomerationsprogramm einbringen müsse, nicht, dass es definitiv nicht bezuschusst werde. Bernhard Escher begrüßte die erzielte Ergänzung „vorerst“, da am Anfang von Projekten eine Vision stehe, wie bei der Fußgängerzone oder dem Burghof.

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