Regelungen regional sehr unterschiedlich
Eine einheitliche Regelung zum Autofahren mit Prothese gibt es nicht: "Es ist vieles geregelt, aber die Bundesländer untereinander regeln viele Dinge auch sehr unterschiedlich", sagt ACE-Referent Gert Schleichert. Das sei eine Herausforderung. Es sei auch ein großer Unterschied, wie die persönliche Fitness der Betroffenen aussehe. Teils unterscheiden sich die Auflagen auch von Führerscheinstelle zu Führerscheinstelle, wie Teilnehmer erzählen.
Ziel der Pilot-Veranstaltung sei auch, den Teilnehmern Wege aufzuzeigen, wie sie im Führerschein eingetragene Einschränkungen - sogenannte Schlüsselzahlen - wieder loswerden können, erklärt Schleichert. So habe sich etwa die Qualität der Prothesen verbessert. Was vor 35 Jahren noch ausgeschlossen wurde, könne heute ganz anders eingeschätzt werden.
Die Veranstaltung könne da nur ein Anfang sein, das Zertifikat am Ende führe nicht direkt zu einer Aufhebung der Beschränkungen, sagt Schleichdert. "Man schaut dann gemeinsam, was noch notwendig ist." Für die Teilnehmer gebe es aber neben dem Zertifikat auch "eine Sicherheit, dass auch mal jemand Neutrales drübergeschaut hat".
Diese Sicherheit wünscht sich etwa Cornelia Hellmuth aus Seebach nahe Eisenach. "Ich bin sehr angespannt und neugierig, wie die Geschichte ausgeht, wenn man jetzt einen Schalter wieder fährt mit einer Prothese", sagt sie. Bei einem Motorradunfall vor etwa drei Jahren habe sie ihr komplettes linkes Bein verloren. Seither dürfe sie nur Automatik fahren, wünsche sich aber ein Schaltgetriebe zurück - "weil es ist ja doch ein Unterschied, ob man eine Gewalt darüber hat oder nicht", so die 57-Jährige. "Autofahren ist einfach Freiheit."
Sachverständiger: Automatik mit links fahren eher nicht möglich
Einige Anliegen, das wird bei dem Termin auch klar, sind aber wohl auch nicht so einfach umsetzbar. So macht ein Sachverständiger von Dekra etwa Hoffnungen zunichte, man könne mit einer Prothese am rechten Bein eine Ausnahmegenehmigung bekommen, um über Kreuz - sprich mit links - ein Automatikauto zu fahren. "Da geht es um Reaktionszeit - und die eine Schrecksekunde könnte dann eben länger ausfallen." Generell müsse man jeden Fall aber einzeln betrachten. Ob jemand etwa wieder Anhänger fahren könne, könne man über ein Gutachten bestätigen, das die Betroffenen dann bei einer Behörde einreichen können.
Auch René Bennert hofft nach dem Fahrsicherheitstraining auf einen Weg, um künftig problemfrei mit dem Auto mobil zu sein. "Wir wohnen relativ auf dem Land in der Nähe von Darmstadt. Und wir würden da gar nicht wegkommen." Er gibt noch mal richtig Gas, die Tachonadel springt von 40 auf 50 auf 60 - plötzlich ertönt ein "Jetzt" und Bennert tritt voll auf die Bremse. Das Auto ruckelt, quietscht, bleibt stehen, die Warnblinker gehen an. Anerkennende Worte vom Fahrlehrer auf dem Nebensitz. "Du hast richtig schnell umgesetzt. Das Auto erkennt: Der René, der macht nicht nur Pillepalle, der macht richtig Ernst."