Aufgeheizte Stimmung und Sprechchöre
Am Abend war die Stimmung an der Universität aufgeheizt, wie eine dpa-Reporterin beobachtete. Am Gebäude hingen Transparente, unter anderem mit der Aufschrift "Free Palestine". Im Hof hinter einem Zaun standen und saßen zuvor einige Dutzend Besetzer, zum Teil mit Palästinensertüchern vermummt. Sie skandierten in Sprechchören "Viva Palästina" und "Yallah Intifada". Intifada bezieht sich auf Serien von Angriffen und Terroranschlägen von Palästinensern in Israel und wird auch als Aufruf zur Gewalt interpretiert. Laut der Aktivisten-Sprecherin hatten etwa 100 Besetzer im Institut übernachtet. Die Universität hatte die Besetzung bis Donnerstag um 18.00 Uhr geduldet.
Der Regierende Bürgermeister Wegner hatte am Nachmittag auf der Plattform X erklärt, er erwarte von der Humboldt-Universität, "dass sie Verantwortung übernimmt und jetzt konsequent handelt. Der Lehrbetrieb muss fortgesetzt werden! Unsere Universitäten sind Orte des Wissens und des kritischen Diskurses - und keine rechtsfreien Räume für Antisemiten + Terror-Sympathisanten".
GdP: "Es gilt die Autonomie der Lehre"
Kritik kam auch von der Gewerkschaft der Polizei (GdP). "Es gilt die Autonomie der Lehre, und gerade Universitäten sollten als Ort des Austauschs und der Diskussion gelten", sagte der Sprecher des Landesverbandes, Benjamin Jendro. Das sei aber keine Legitimationsgrundlage, um sich außerhalb des demokratischen Rahmens zu bewegen, antisemitische und menschenverachtende Parolen zu grölen, verfassungsfeindliche Plakate hochzuhalten und Sachbeschädigungen zu begehen.