Nachempfinden des Leidenswegs
Auf dem Weg zu seiner Kreuzigung musste Jesus der Bibel zufolge Geißelungen, Peitschenhiebe und Demütigungen erleiden. Die Prozessionsteilnehmer gehen auch am diesjährigen Karfreitag die Via Dolorosa entlang, um das Leid Jesu am eigenen Leib nachzuempfinden. Einige tragen ein Holzkreuz, im Andenken daran, dass Jesus das Kreuz, an das er genagelt wurde, selbst schleppen musste. In diesem Jahr fehlen allerdings jene Pilger, die sich Dornenkronen aufs Haupt setzen. Diese Art von tiefer und schmerzhafter Inbrunst wird offenbar eher von ausländischen Pilgern praktiziert, die in diesem Jahr wegen des Gaza-Kriegs offenbar nicht anreisten.
Ostern ist für Christen in aller Welt das wichtigste Fest. Während sie am Karfreitag der Verurteilung Jesu und seiner Kreuzigung gedenken, feiern sie am Ostersonntag seine Auferstehung. Nach christlichem Glauben überwand der gekreuzigte Jesus den Tod und erfüllte damit seinen göttlichen Erlösungsauftrag. Mit seinem Martyrium auf Erden soll er dieser Vorstellung zufolge die christlichen Gläubigen von ihren Sünden erlöst haben.
Die Prozession in diesem Jahr fällt mit dem dritten Freitag im Fastenmonat Ramadan zusammen, der den Muslimen besonders heilig ist. Zehntausende Muslime strömen zum Mittagsgebet bei der Al-Aksa-Moschee auf dem Plateau des Tempelbergs, der die Jerusalemer Altstadt überragt. Die israelischen Sicherheitskräfte errichteten eine große Zahl von Kontrollpunkten, um die verschiedenen Pilgerströme zu lenken. Die Hamas hatte im Vorfeld des Ramadan ihre Anhänger zu "Märschen" auf die Al-Aksa-Moschee aufgerufen - eine unverhohlene Aufforderung zu gewalttätigen Unruhen. Doch bislang ist der Ramadan in Jerusalem ohne Zwischenfälle verlaufen.