Schopfheim Hunderte protestieren lautstark gegen AfD-Wahlkampftermin in Stadthalle

Christoph Schennen
Mit Plakaten und Reden begangen die Mitstreiter von „Schopfheim bleibt bunt“ einen friedlichen Protest. Foto: /Christoph Schennen

Das Motto der Kundgebung von „Schopfheim bleibt bunt“ lautete: „Zusammen chillen für Vielfalt, Weltoffenheit und gegen die AfD“.

In der Stadthalle fand am Samstagabend eine AfD-Wahlkampfveranstaltung mit dem Titel „Statt Massenmigration: Deutschland zuerst“ statt. Veranstalter der Gegendemo war das Aktionsbündnis „Schopfheim bleibt bunt“, das von 26 Vereinen und Gruppen sowie mehr als 59 Bürgern unterstützt wird.

Einfallsreiche Plakate

Zahlreiche Bürger hatten Schilder beschriftet, auf denen ihre Ablehnung gegen die AfD zu lesen war. Die Partei ist vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft worden. Eine Frau hatte ein Plakat gestaltet mit dem Schriftzug „Wirklich niemand will mit euch spielen!“. Eine Europaflagge war darauf zu sehen, die auf ein durchkreuztes Bild mit Maximilian Krah zeigt. Der AfD-Spitzenkandidat für die Europawahl hatte jüngst in einer italienischen Zeitung geäußert, er werde „nie sagen, dass jeder, der eine SS-Uniform trug, automatisch ein Verbrecher war.“ Auf der unteren Hälfte sah man Alice Weidel mit einer Denkblase in der „Ach Menno!“ steht.

Stimmen des Protests

Marcel Schwinn vom Jugendparlament Schopfheim sagte, er sei gekommen, „damit wir uns in der Geschichte nicht zurückentwickeln.“ Alan Kocak, ebenfalls im Jugendparlament, findet, „dass jeder gleich behandelt werden soll.“ Pascal van Troys aus Weil am Rhein äußerte gegenüber unserer Zeitung, es sei ungewiss, ob die AfDler daran glauben, was sie erzählen. Unter die Demonstranten hatte sich auch eine Gruppe der Antifaschistischen Aktion gemischt, die mit Megafon ausgestattet, lautstark „Wir sind eins“ und andere Sprüche rief. Für gute Stimmung sorgte die Band „Apricity“ mit Nici Urschinger, Mario Enderle und Emanuel Boateng.

Bündnissprecherin Sonja Steiger sagte in ihrer kurzen Ansprache: „Wir wollen unseren demokratischen Rechtsstaat schützen und chillen zusammen für Vielfalt, Weltoffenheit und gegen die AfD.“ Die Partei stehe für „Lügen, Beleidigungen, Ausgrenzung und Hetze.“

Besucher ausgepfiffen

Steiger: „Es ist unsere Pflicht, deutlich zu machen, dass wir hier in Schopfheim und Umgebung immun sind gegen die rassistische und menschenverachtende Politik der AfD. Schopfheim steht stabil für Vielfalt, Zusammenhalt und eine starke Demokratie.“ Sie rief zum friedlichen Protest auf: „Wenn es notwendig wird, werdet laut.“ Dem folgte die Menge; jeder, der die Halle betrat, wurde ausgepfiffen.

Bernnat mit Einordnung

Der Lörracher Historiker Hubert Bernnat erinnerte in seiner Rede daran, dass Schwarz-Rot-Gold im 19. Jahrhundert die Farben wurden, die „im Sinne der Aufklärung für die Werte standen, die für uns heute Demokratie ausmachen“. „Überlassen wir daher die Symbolik der Farben Schwarz-Rot-Gold nicht denen, die sie missbrauchen, indem sie das zerstören wollen, wofür sie eigentlich stehen und wofür wir heute eintreten: für Freiheit, Demokratie und Vielfalt.“ Er forderte dazu auf, sich dagegen zu wehren, „dass bei Migration und Aufnahme von Flüchtlingen von ’Umvolkung’ gesprochen wird, dass angeblich der Kern unseres deutschen Volks zerstört werden soll, dass Gespinste von ethnisch reinen Staaten als Ideen propagiert werden“. „Schauen Sie zurück, welche furchtbaren Verbrechen in den letzten Jahrzehnten durch ethnische Säuberungen und Vertreibungen geschehen sind.“

Demokratie lebe von der Vielfalt der Menschen, von Migration und von einem gesellschaftlichen und wertorientierten Zusammenhalt. „Und aus dem ist die AfD ausgetreten“, unterstrich Hubert Bernnat.

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