Schopfheim Klinik-Ärzte warnen vor fatalen Folgen

Anja Bertsch und Petra Pflüger
Auf einer Betriebsversammlung wurde die Schopfheimer Belegschaft am Dienstag offiziell informiert Foto: Bertsch

Krankenhaus-Umbau: Belegschaft und Bürgermeister kritisieren Pläne und Kommunikation

Die geplante Neuordnung des Kreisklinikums – und insbesondere der für den Schopfheimer Standort geplante (Fast-)Kahlschlag schlägt hohe Wellen. Nun melden sich auch die betroffenen Klinik-Ärzte in Schopfheim zu Wort.

Von Anja Bertsch und Petra Pflüger

Schopfheim. Und sie zeigen sich bestürzt ob der Pläne und tief enttäuscht ob der (Nicht-)Kommunikation in dieser für sie so wichtigen Angelegenheit. Tatsächlich erfuhren die Betroffen offenbar bis Dienstag nicht direkt und umfassend, sondern nur tröpfchenweise und in erster Linie über die Medien von den Zukunftsplänen, die sie so unmittelbar betreffen: Das Schopfheimer Haus soll angeblich bis zum 30. Juni sämtliche Bereiche bis auf Psychiatrie und MVZ nach Rheinfelden und Lörrach abgeben (wir berichteten).

Belegschaft wurde  erst am Dienstag direkt informiert

Am Dienstag nun wurde die Schopfheimer Belegschaft auf einer Teil-Betriebsversammlung von den Verantwortlichen direkt informiert und hatte ihrerseits Gelegenheit, Fragen, Sorgen und Unklarheiten zu formulieren. Und zieht nun teilweise Konsequenzen in Erwägung, die die Existenz der betreffenden Abteilungen – ganz unabhängig davon, in welcher Stadt sie in Zukunft verortet sind – ernsthaft bedrohen könnten: Etliche Betroffene überlegen, das sinkende Schiff zu verlassen, bekennt einer der betroffenen Ärzte. „Die Mitarbeiter werden uns in Scharen wegrennen.“

„Als Verschiebemasse degradiert“

Denn nach wie vor herrsche keine Transparenz: Bei der Versammlung seien keine Zahlen genannt worden. Die einzige Zahl, die genannt worden sei, betreffe die 100 Betten, die in Rheinfelden angeboten werden sollen, 40 mehr als derzeit in Schopfheim vorgehalten werden.

„Aber wie soll das mit weniger Personal funktionieren?“, fragen sich die Schopfheimer Ärzte, die befürchten, dass das ganze System zusammenbricht, die Versorgung der Patienten auf medizinisch hohem Niveau nicht mehr leistbar sein könnte. „Was man von uns verlangt, ist Humbug.“ In der kurzen Zeit bis zum Bezug des Zentralklinikums könne der neue Standort nicht so aufgebaut werden, dass er funktioniere.

Keine Antwort auf brennende Fragen

Sogar von möglichen Todesfällen und Fehlbehandlungen, die durch Überlastung auftreten könnten, war die Rede. Die Mitarbeiter hätten keine Motivation, das mitzutragen und überlegten sich, die Reißleine zu ziehen und zu kündigen. Dann müssten mehr – teurere – Honorarkräfte eingestellt werden, genau das, was eigentlich vermieden werden solle.

Auf all die Fragen habe man keine Antwort erhalten; es sei vielmehr auf die Gefahr einer Insolvenz hingewiesen worden. „Wir sind degradiert als Verschiebemasse.“

Harscher will sich auf die Hinterbeine stellen

Am Montag hatten die Gemeinderatsfraktionen in einem gemeinsamen Brandbrief scharfe Kritik geübt. Zwischenzeitlich hat auch Bürgermeister Harscher angekündigt, sich „auf die „Hinterbeine zu stellen“: „Ich will ein Sterben des Schopfheimer Krankenhauses verhindern“, betonte er bei einem Pressegespräch.

In einer ersten Stellungnahme hatte Harscher die Pläne als „nachvollziehbar“ bezeichnet – will diese Aussage nun aber nachgeschärft wissen: Grundsätzlich habe er Verständnis dafür, dass frühzeitig die Weichen gestellt werden mit Blick auf das künftige Zentralklinikum (ZK), in dem künftig die vier bestehenden Häuser zusammengeführt werden sollen. Bei dieser Weichenstellung seien die betroffenen Gemeinden und der Landkreis eigentlich auf einem guten Weg des Austausches – ausdrücklich abgestimmt aber auf das Jahr 2025, in dem das ZK in Betrieb gehen soll.

Kein Verständnis für Zerschlagen der Strukturen

Keineswegs nachvollziehbar aber seien die überstürzten und radikalen Änderungen, die nun offenbar geplant seien. „Das Schopfheimer Haus funktioniert gut. Dass diese Strukturen jetzt wild zerschlagen werden sollen – dafür habe ich kein Verständnis“, betont Harscher: „Das ist anders kommuniziert.“

Neben den eigentlichen Plänen ist die mangelhafte Kommunikation das, was auch Harscher kritisiert. Wohl habe er als Kreisrat am Rande mitbekommen, dass es Änderungen geben soll; über Details und Tragweite insbesondere auch für den hiesigen Standort habe er erst aus den Veröffentlichungen erfahren. Vorab informiert oder gar in die Überlegungen einbezogen worden sei er nicht – ebenso wenig Kollegen der weiteren Gemeinden des mittleren und oberen Wiesentals

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