Schopfheim „Stehen für die gesamte Menschheit“

Hans-Jürgen Hege

200 bis 300 Teilnehmer auf dem Marktplatz beim „stillen“ Protest gegen Fortführung der Corona-Maßnahmen

Schopfheim - Menschen aus allen politischen Lagern trafen sich am  Samstag im Zentrum der Stadt zum fünften Mal zum „stillen Protest“ (wir berichteten).

Mit dabei: als „Verschwörungstheoretiker“ abgestempelte Bürgerinnen und Bürger, solche, die Angst vor dem drohenden Impfzwang und dessen mögliche gesundheitsschädlichen Folgen haben, sich Sorgen um den Bestand des Grundgesetzes machen, den Verlust der in über 70 Jahren erstrittenen Grundrechte jedes Einzelnen sowie des erreichten Wohlstandes oder einfach nur der Meinung sind, dass es reicht, was in den vergangenen Wochen „zum Teil gewaltsam“ durchgesetzt worden sei.

Es sei an der Zeit, nicht nur die eine Seite derer zu hören, die meinen, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben, sondern auch die anderen, die entgegengesetzte Meinungen vertreten, aber das mit den „Löffeln“ ebenfalls für sich in Anspruch nehmen. Oder, einfach ausgedrückt, hinter dem stehen, was sich die Pädagogin Susanne Sauter, Organisatorin der nunmehr fünften „stillen Demonstration“ auf dem Marktplatz, auf die Fahne geschrieben hat: „Es gibt keine Gründe dafür, die Maßnahmen fortzusetzen.“ Das hätten renommierte Ärzte und Wissenschaftler bestätigt.

Und nicht wenige aus den Reihen der 200 bis 300 „Versammlungsteilnehmer“ waren wie sie der Meinung, dass es angebracht wäre, in den öffentlich-rechtlichen Medien auch die in notwendige Diskussionsrunden einzubeziehen, die aktuell „leider noch immer außen vor“ bleiben, so Susanne Sauter.

 Dass da nicht alles „rund“ läuft, stellten viele der stillen Demonstranten an den Pranger, als sie das (Grund-)Recht auf freie Meinungsäußerung wohlbehütet von den Besatzungen der fünf vor dem Marktplatz aufgestellten Einsatzwagen der Polizei in Anspruch nahmen.

„Denken Sie daran: Wir sind dafür da, Ihnen zu diesem Ihrem Recht auch gegen Störungen von außen zu verhelfen“, gab der Schopfheimer Revierleiter Christoph Dümmig den zahlreichen Ordnern zu verstehen, die er für den bevorstehenden „Auftritt“ inmitten der Demonstranten vor allem mit dem Hinweis darauf „briefte“, dass sie Mundschutz tragen müssten und dass sie vor allem auf Einhaltung der vorgeschriebenen Mindestabstände zu achten hätten. Und der Polizeichef machte keinen Hehl daraus, dass er die „üblen Beschimpfungen und Attacken auf einen Journalisten vor einer Woche an gleicher Stelle nicht hinnehmen“ werde.

 Währenddessen verteilten die Organisatoren unter der Überschrift „Wir melden uns zu Wort“ ihre schriftlich fixierten Gedanken zur „Briefaktion an Parlamentarier“, die zum Ziel habe, „Betroffenheit und Besorgnis“ zum Ausdruck zu bringen, „ohne zu polarisieren.“

Die Demo- oder – wie sie von Susanne Sauter genannt wurden – „Versammlungsteilnehmer“ wurden aufgefordert, sich als „denkende und besorgte Bürger(innen) an die Politiker zu wenden, Fragen zu stellen, Meinungen zu äußern und „höflich und freundlich auf eine Debatte zu dringen.“

Argumente dazu liefere ein Brief fünf führender Wissenschaftler unter anderem zum Thema „Verhältnismäßigkeit der Corona-Maßnahmen“, der im Web unter https://www.zukunft-in-freiheit.de/Wir-melden-uns-zu-Wort nachzulesen sei. Und sie wurden gebeten, an den Gesundheitsminister zu schreiben und darauf zu dringen, das Vorhaben aufzugeben, den „normalen Schulbesuch unserer Kinder von der Verfügbarkeit einer Impfung abhängig“ zu machen, wie das der SPD-Parteivorsitzende Esken vor wenigen Tagen verkündet habe. 

Protest blieb friedlich

Am Ende sangen die stillen Demonstranten, die für ihren Protest den kompletten Marktplatz zwischen den baulich vorgegebenen Grenzen zur Verfügung gestellt bekamen, einträchtig Beethovens Hymne an die Freude.

Sicherlich bezog vor allem die verantwortliche Susanne Sauter, die laut Christoph Dümmig rechtlich gesehen das Hausrecht auszuüben hatte, das insgesamt absolut friedliche Drumherum mit in diese Freude ein. Es blieb bei plakativen Unmutsbekundungen, bei schriftlich fixierten Mahnungen, Warnungen und Aufforderungen an die Politik, sorgsam mit den Menschen und ihren Rechten umzugehen.

Einzelne kritische Stimmen zum friedfertigen Ablauf blieben ungehört. Auch die eines jungen Mannes, der wutentbrannt auf und ab ging und lauthals darüber klagte, dass „die Leute hierherkamen, um zu chillen.“ Das, so der streitbare Geselle, „hätten sie auch zuhause in ihrem Garten machen können.“ Hier und jetzt hätten sie die Möglichkeit gehabt, sich gegen vermeintliche Ungerechtigkeiten zu wehren, ärgerte er sich und bedauerte, kein Megaphon zur Hand zu haben.

Aber ein solches Gerät hatte lediglich die Polizei dabei. Und bei der bedankte sich Susanne Sauter dann auch herzlich, dass ihr der Lautsprecher zur Durchsage der Modalitäten des Ablaufs  zur Verfügung gestellt worden war. Und einem der Helfer, der die Stille mit seinem Hinweis darauf unterbrach, dass vor 24 Stunden in Berlin an das Ende des Zweiten Weltkriegs erinnert worden sei.

Der Tag habe unter anderem deutlich gemacht, dass gerade die Deutschen berufen seien, für die freiheitlich-demokratische Grundordnung in besonderem Maße einzutreten. „Wir stehen im Grunde genommen für die gesamte Menschheit“, sagte er unter dem Beifall seiner Zuhörer.

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