^ Steinen-Auhof: Gärtnerei nimmt Natur als Vorbild - Steinen - Verlagshaus Jaumann

Steinen-Auhof Gärtnerei nimmt Natur als Vorbild

Kathryn Babeck
Lea Adriani(l.), Paula Gemmeke Alina Dörflinger bei den draußen Beeten. Foto: Kathryn Babeck

Seit drei Jahren gibt es die „Vielfaltsgärtnerei Auhof“. Sie wird nach dem Marktgartenprinzip geführt. Am kommenden Samstag ist der Tag der offenen Tür.

„Mit Blumen wollen wir eine Freude machen“, sagt Alina Dörflinger. In einem Beet der „Vielfaltsgärtnerei Auhof“ werden deshalb bald Ranunkel, Edelwicken, Dahlien, Sonnenblumen, Feldrittersporn und im nächsten Jahr Pfingstrosen blühen. 18 Blumensorten und 50 Gemüsekulturen bauen Alina Dörflinger und Lea Adriani in ihrer Gärtnerei an. Derzeit hilft ihnen für 20 Wochen Paula Gemmeke. Sie studiert Ökolandbau und Vermarktung in Eberswalde und absolviert bei den beiden Frauen ein Praktikum.

Natur als Vorbild

Als sie vor drei Jahren mit der Gärtnerei anfingen, haben sie zunächst den Boden analysiert. Viel Jauche und schwere Maschinen haben im zugesetzt, erzählt Adriani. Der Stickstoffanteil sei in Ordnung gewesen, aber der Boden habe nicht gelebt, fügt sie hinzu. Zunächst haben die beiden den Boden gelockert, jedoch nicht umgegraben. Dann haben sie große Mengen an Grünschnitt, also Kompost für Biolandbau, eingearbeitet. Nach dem ersten Jahr habe sich die Bodenqualität bereits um 100 Prozent verbessert, ergänzt Adriani. Bakterien, Pilze, Würmer und Spinnen seien zurückgekehrt. Die Natur dient dabei als Vorbild, der Boden der Beete ist durchwurzelt und mit Hackschnitzel bedeckt. Huminstoffe, Bestandteile des Humus, fördern das Pflanzenwachstum.

Die Vielfaltsgärtnerei hat einer Gesamtfläche von rund 1200 m². Foto: Kathryn Babeck

Marktgartenprinzip

Insgesamt sechs Beetblöcke mit jeweils zehn Beeten bearbeiten die beiden Frauen mit ihren Händen. Das sind 650 m² Fläche. Dieser Marktgarten ist ein resourcenschondes Prinzip. Traktoren kommen nicht zum Einsatz. Die Pflanzen können deshalb eng gesetzt werden. Rund 200 Gärtnereien würden in Deutschland nach dieser Philosophie arbeiteten, schätzt Dörflinger. Die Gärten sind dauerhaft angelegt, Schläuche, Vliese, um Pflanzen vor Kälte schützen, sind genormt. Das Gemüse vermarkten die Frauen direkt vor Ort: Auf dem Auhof, in Depots in Lörrach und Steinen können Verbraucher Gemüsekisten abholen. „Wir haben einen größeren Ertrag auf kleinerer Fläche, als der konventionelle Anbau“, erklärt Dörflinger die Vorteile dieses Ansatzes.

Diese Marktgärten gab es bereits im 18. Jahrhundert in den Vorstädten von Paris. Mit diesem Gemüse sei die gesamte Stadt versorgt worden, ergänzt Dörflinger.

Ohne Subventionen

Die Investitionskosten haben die beiden nach drei Jahren erwirtschaftet. Der Folientunnel und das Bewässerungssystem sind abbezahlt. Nun können sie sich höhere Gehälter auszahlen. Dörflinger, die auf dem Auhof wohnt, arbeitet zu 80 Prozent in der Gärtnerei. Die gelernte Groß- und Einzelhandelskauffrau hat sich in Fragen Permakultur intensiv weitergebildet und verfügt über eine Erlebnispädagogikausbildung.

Die großen Maschinen können sich Landwirte nur leisten, weil der Staat sie subventioniere, erläutert Adriani. Nach Corona haben die beiden Frauen beobachtet, dass die Preise für Düngemittel und Sprit gestiegen sind: „Diese Entwicklung ging an uns vorbei,“ sagt Dörflinger, denn sie müssen weder Maschinen tanken noch brauchen sie chemische Düngemittel.

In diesem Folientunnel bauen die Frauen unter anderem Fenchel und Möhren an. Foto: Kathryn Babeck

Die Philosophie

Adriani ist Damenmaßschneiderin und am Basler Theater tätig, in der Gärtnerei ist sie zu 20 Prozent beschäftigt. Sie hat einen 72-Stunden Permakultur Design Kurs absolviert und außerdem ist sie Wildnispädagogin. „Wir machen es nicht besser, sondern auf andere Art“, ist es Dörflinger wichtig zu betonen. Bei der konventionellen Landwirtschaft müsse Benzin verbrannt und chemischer Dünger eingesetzt werden. Im Grunde sei dies rein rechnerisch ein Minusgeschäft. Bei der Vielfaltsgärtnerei sei der Einsatz von Energie kleiner als der Ertrag, klärt sie auf.

Beiden liegt die Vermittlung am Herzen. Schüler der Grundschule in Weitenau haben die Vielfaltsgärtnerei schon mehrfach besucht. In dieser stark kapitalisierten Welt gehe der Bezug zu den Sachen, die die Menschen konsumieren, verloren. Viel Verantwortung liege deshalb beim Verbraucher, ist Dörflinger überzeugt. So seien 90 Prozent der Schnittblumen in den Supermärkten mit Pestiziden belastet, einige seien in der EU nicht einmal zugelassen, berichtet Dörflinger. Und fügt hinzu, gerade bei Rosen aus Kenia seien die Arbeitsbedingungen „menschenunwürdig“. Die Vielfaltsgärtnerei sei deshalb ihr Beitrag zur Agrarwende.

Termin:

Vielfaltsgärtnerei Auhof:
Der Tag der offenen Tür findet am Samstag, 20. April, von 12 bis 16 Uhr statt. Infos gibt unter:

Infos unter:
http://www.vielfaltsgaertnerei-auhof.de/

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