Steinen Das Haus war einst Zentrum des Ortes

Kathryn Babeck
Im Dachgeschoss des Vogtshaus befindet sich das Trauzimmer Foto: Kathryn Babeck

Eine Bürgerinitiative hat das Haus vor dem Abriss in den 1980er Jahren gerettet. Heute steht es auch wegen dem Förderverein gut da. Demnächst treffen sich die Mitglieder zur Vorstandssitzung.

Jürgen Rohe ist gegenüber dem Vogtshaus in Steinen aufgewachsen. Seit fünf Jahren ist der 50-jährige Vorstand des Förderkreises. Rohe arbeitet heute in der IT-Branche.

Heizungsfrage

Das Haus sei in einem guten Zustand, aber es gebe immer viel zu tun, sagt er. So sei die Gasheizung in die Jahre gekommen, die Mitglieder hoffen auf den Nahwärme-Anschluss. Sie hätten sich schon bei der EWS auf der entsprechenden Liste eintragen lassen, erzählt Rohe.

Ende des Monats ist Vorstandssitzung. Allzu viel will Rohe nicht verraten. Im Vorstand selbst werde es einen Wechsel geben. Rohe werde jedoch den Vorsitz beibehalten.

Ganz links ist Jürgen Rohe als erster Vorsitzender zu sehen. Foto: Heiner Fabry

Weniger Veranstaltungen

Das Vogtshaus ist zweistöckig mit Untergeschoss und einem Gewölbekeller. Die ältesten Gebäudeteile stammen aus dem Jahr 1553. Im Erdgeschoss befindet sich ein Restaurant, 2023 gab es einen Pächterwechsel. Im zweiten Stock sind die Räume von Kesper Druckwalzen, einer CAD-Firma. Der dritte Stock mit dem Rittersaal steht der Öffentlichkeit zur Verfügung. Dort finden Trauungen statt. Vor der Corona-Pandemie habe es zahlreiche Ausstellungen und Lesungen gegeben. Die Nachfrage nach solchen Veranstaltungen sei derzeit stark zurückgegangen, bedauert Rohe.

Vielleicht liege es an den Räumlichkeiten. Die Statik erlaube keine Tanzveranstaltung, die Räume seien auf 25 Personen beschränkt und wegen den wertvollen Wandmalereien sei der Konsum von Rotwein untersagt. Die enge Wendeltreppe aus Buntsandstein erschwere es Menschen mit Gehbehinderung ganz nach oben zu gelangen, versucht Rohe den Rückgang der Veranstaltungen zu analysieren.

Rettung des Hauses

In den 1980er Jahren gab es von der Merian Spinnerei in Höllstein Firma sogenannte Kosthäuser. Dort wohnten die Arbeiter der Textilfabrik, zum Teil hatten die Häuser noch ein Falltoilette. Viele dieser alten Häuser seien in Steinen abgerissen worden. Das Vogtshaus selbst war dem Verfall preisgegeben, erzählt Rohe.

1988 gelang es einer Bürgerinitiative das Haus zu retten. „Die Vorstandsgeneration vor uns hatte da viel zu tun. Sie haben aus dem Amtsgebäude Schutt und anderes Zeug herausgeräumt“. Für rund zwei Millionen DM sei das Haus mit Spenden von Bürgern und mit Geld vom Landesamt für Denkmalschutz saniert worden.

24 Steinmetzzeichen

Zunächst hätten jedoch die Bürger das Haus von einer Privatperson kaufen müssen, die Gemeinde habe damals kein Interesse an diesem Haus gehabt. Vor einiger Zeit hat der Förderverein einen Parkettboden in dem Haus abschleifen lassen. Allein bei der Dicke der Dielen hätten sie gemerkt, wie nachhaltig dieses Haus gebaut ist, erzählt Rohe weiter. Aus den Steinbrüchen von Steinen stammt der rote Sandstein, genau wie der vom Basler Münster. Zahlreiche Steinmetze haben in dem Vogtshaus gearbeitet und sich mit Steinmetzzeichen verewigt. Insgesamt sind 24 solcher Zeichen Zu finden.

Diese Steinmetzzeichen sind in der Wendeltreppe eingemeißelt . Foto: Kathryn Babeck

Rechtsprechung

Dass dieses Haus von großer Bedeutung ist, zeigt sich daran, dass dieselben Steinmetze im Straßburger Münster gearbeitet haben. Im Obergeschoss des sogenannten Vogtszimmer befindet sich ein Wandbild. Eine Frauengestalt ist dargestellt, vermutlich verkörpert sie die Justitia. In der einen Hand hält sie ein Schwert; in der anderen eine Wage. Im Hintergrund ist eine Stadtlandschaft dargestellt, vermutlich Basel. Dort sei die Todesstrafe vollzogen worden. In Steinen hätten die Vögte lediglich das Urteil gesprochen, fügt Rohe hinzu. Das Haus stand damals im Zentrum des Ortes. Die Besitzer waren die Haller Vögte: Vater Bastian und Sohn Jakob. Vermutlich in Sichtweite auf dem Marktplatz versammelten sich die Vertreter der vier Vogteiorte. Es hatte eine exponierte Lage, im Schnittpunkt der Wege zu den drei Vogteiorten Hägelberg, Höllstein und Hüsingen.

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