Schicht um Schicht
Schicht um Schicht biss sich die Baggerschaufel in den vergangenen drei Wochen durch das Gebäude, von oben nach unten, von hinten nach vorn und von innen nach außen. Legte das nach der Feuersbrunst schwarzverkohlte Dachgebälk frei und das nach wie vor solide Mauerwerk, brachte die Graffitis zum Vorschein, die irgendwer irgendwann einmal an die Wände im oberen Stockwerk gesprüht hat, und Türen, die plötzlich nicht mehr in einen Nebenraum sondern in den Abgrund führten. Gab einen letzten Blick frei auf die verwinkelten Räume, auf die Konstruktion aus Holz und Füllmaterial, aus denen die Decken vor über 300 Jahren erbaut worden waren, auf die Schichten und Muster von Tapeten, die im Laufe der Zeit eine über die andere geklebt worden waren, und auf die zahllosen Stützpfeiler, die vor allem im hinteren, brandgeschädigten Gebäudeteil zuletzt verhinderten, dass das Gebäude endgültig zusammenbrach.
Marode Substanz
Tatsächlich macht die marode Substanz den Abriss nicht einfacher, sondern birgt zusätzliche Herausforderungen. Bei anderen Abbrüchen können die Arbeiter das Gebäude betreten; einige Arbeiten wie beispielsweise das Abtragen des Dachstuhls lassen sich dadurch unkomplizierter erledigen, erläutert ein Mitarbeiter der Baufirma. An ein Betreten aber war bei den Uehlin-Häusern selbst für Spezialisten nicht mehr zu denken, sodass die Arbeiten komplett mit dem Bagger erledigt werden mussten.
Der steht mittlerweile auf einem Trümmerfeld: Das steinerne Abbruchmaterial hat sich über die vergangenen Wochen hinweg zum meterhohen Schuttberg aufgetürmt, der dem schweren Gerät die nötige Höhe verschafft, um auch das oberste Giebelfensterchen und den hintersten Mauerstein direkt an der Wand des Nachbargebäudes noch zu erreichen.