Schnelle Tests in der Kampfzone möglich
Auch andere Militärexperten betonen, dass sich die Entwicklungen vor allem nach den Bedürfnissen an der Front richten. Vieles kann schnell in der Kampfzone getestet und angepasst werden. Die Flugkörper werden auch mit Nachtsichtgeräten und künstlicher Intelligenz ausgestattet. Gebraucht werden demnach neben Drohnen, die militärische Ziele wie Flugplätze oder Treibstoffdepots zerstören, auch einfache und billige Flugkörper, die vor allem die mit teuren Raketen bestückte Flugabwehr des Gegners entladen soll.
Beide Kriegsparteien veröffentlichen immer wieder Clips davon, wie Drohnen in Panzertechnik einschlagen oder einzelne Soldaten in Schützengräben töten. Von den von einer Person mit Videobrille gesteuerten kleinen FPV-Drohnen, an die einfach Sprengsätze montiert oder geklebt werden, würden inzwischen Hunderttausende produziert, von den schweren Kampfdrohnen Zehntausende, wie russische Behörden berichten.
Trotz der westlichen Sanktionen kommen etwa aus China, aber auch aus anderen Ländern fertige Drohnen oder Bauteile nach Russland. Der Minister für Industrie und Handel, Denis Manturow, sagte unlängst, dass die Regierung umgerechnet eine Milliarde Euro ausgeben wolle für die Drohnenentwicklung in den nächsten drei Jahren. Auch Kremlchef Wladimir Putin hatte hier eilig zu mehr Anstrengungen aufgerufen.
Selenskyj: Eine Million Drohnen als Jahresziel
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht in den Drohnen auch einen Weg zum Sieg über Russland. Er setzte seiner Rüstungsindustrie das Ziel, in diesem Jahr mindestens eine Million davon zu produzieren. Drohnen vom Typ UJ-22 Airborne drangen zuletzt bis tief ins russische Landesinnere vor, eine davon soll voriges Jahr über dem Kreml abgeschossen worden sein. Für Furore sorgten in der Ukraine zuletzt Drohnenangriffe auf Ziele weit im russischen Hinterland. Ob dabei die Kampf- und Aufklärungsdrohne Sokil-300 (Deutsch: Falke) mit bis 3000 Kilometern Reichweite zum Einsatz kam, mit der sogar Ziele in Sibirien erreicht werden können, blieb zunächst unklar.
Auch bei dem massiven Angriff der iranischen Revolutionsgarden auf Israel Mitte April kamen Dutzende Drohnen begleitet von Raketenschlägen zum Einsatz. Der Militärexperte Hinz bewertet die Attacke als Versuch, die Verteidigungssysteme mit der Masse verschiedener Systeme zu überwältigen. "Der Angriff ist weit oben am Spektrum dessen angesiedelt, wozu sie fähig sind", erklärt Hinz. Er habe aber nicht die Resultate gebracht, die sich Teheran erhofft habe. "Wenn Sie einen so massiven Angriff ausführen, der erfolgreich abgewehrt wird, dann wirft das ein schlechtes Licht auf die eigenen Abschreckungsfähigkeiten."