Weil am Rhein "Böllerbrüder" taufen ihr jüngstes Baby

Saskia Scherer
Bei der Böllertaufe: Dennis Di Blasio, Fabian Ackmann und Dominic Ernst (v.l.) schlagen den Korken ins Rohr. Foto: Saskia Scherer

Neuer Standböller geht in Betrieb

Weil am Rhein - Ein lautes „Achtung!“, dann ein ohrenbetäubender Knall, Rauch steigt auf – und das ganze dreimal hintereinander. Die „Böllerbrüder Südbaden“ haben an Silvester ihren neuen Böller feierlich getauft. Auch einige Schaulustige ließen sich das Spektakel nicht entgehen.

"Größer ist dann nur noch die Kanone"

400 Gramm Schwarzpulver passen in den Standböller, der fast unscheinbar auf dem Platz vor dem Vereinsheim steht. „Das ist schon eine ordentliche Menge“, sagt Dominic Ernst von den „Böllerbrüdern“, einer Untergruppe des Weiler Schützenvereins. In einen kleinen Böller passen beispielsweise nur 150 Gramm. „Er ist der größte seiner Art, größer ist dann nur noch die Kanone, wie man sie aus Piratenfilmen kennt.“ Anschließend wird ein Korken mit Hilfe von Hammer und Holzbolzen in das Rohr geschlagen. Dadurch wird das Pulver richtig verdichtet.

Sicherheitsabstand gilt es einzuhalten

Gezündet wird aus einer Entfernung von 15 Metern, diesen Sicherheitsabstand gilt es stets einzuhalten. Mithilfe einer Schnur wird der sogenannte Splint gezogen, ein kleiner Hammer trifft auf das Zündhütchen, eine Zündung wird freigegeben – und es gibt einen lauten Knall.

Nach einer Probezündung ohne Pulver – um Störungen zu vermeiden – heißt es am Dienstag: „Wir laden jetzt!“ Mit einigen gezielten Hammerschlägen ist auch der Korken an Ort und Stelle. Die Umstehenden setzen Gehörschutz auf oder stecken sich die Finger in die Ohren. „Ich taufe unseren Böller auf den Namen Greta“, ruft Ernst, was für Gelächter sorgt. Dann ertönt auch schon ein lauter Knall, alle jubeln und applaudieren.

„So etwas erlebt man nicht jeden Tag“

„So etwas erlebt man nicht jeden Tag“, meint einer der gut 20 Schaulustigen aller Altersklassen. Der Mann aus dem Weiler Umland schaut sich das Spektakel zum ersten Mal an. Das Interesse am Brauchtum hat ihn hergelockt. „Mein Eindruck ist positiv“, meint er hinterher. „Schade, dass das nicht öfter gemacht wird.“

Beim zweiten Schuss werden zwei Korken verwendet. „So wird das Pulver noch mehr verdichtet“, erklärt Ernst. Und in der Tat, der zweite Knall ist noch deutlich lauter. Und beim dritten und letzten Schuss verwenden die „Böllerbrüder“ eine andere Art von Schwarzpulver – und kurz hat man das Gefühl, dass der Boden bebt. „Jetzt sind alle bösen Geister und Dämonen vertrieben“, ruft der „Böllerbruder“ zufrieden. Denn darum geht es der Gruppe, die aus vier jungen Männern besteht – sie wollen das alte Brauchtum pflegen.

„Heute haben wir der Polizei übrigens nicht Bescheid gesagt“, berichtet Ernst – es werde ja sowieso überall in der Umgebung geböllert. Ansonsten sprechen sich die „Böllerbrüder“ immer mit den Beamten ab.

Nach dem Zünden ist Putzen angesagt

Nach den Zündungen wird die Geselligkeit groß geschrieben, man sitzt zusammen und trinkt etwas. „Vor und während dem Schießen herrscht aber striktes Alkoholverbot“, betont Ernst. Außerdem muss der Böller zeitnah geputzt werden, denn das Schwarzpulver ist sehr aggressiv. „Sonst kann es sein, dass sehr schnell Rost entsteht.“

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