Weil am Rhein Sie will Sprachrohr für die Bürger sein

Jennifer Ningel
Nur „Tochter von“ ist sie schon längst nicht mehr. Im Gemeinderat will Linn Fischer künftig eigene Akzente setzen. Foto: Jennifer Ningel

Linn Fischer will es noch mal wissen: Im Jahr 2019 wurde sie jüngste Stadträtin. Nun kandidiert sie erneut auf der Liste der Grünen.

„Ich bin meine eigene Person. Ich möchte als Linn Fischer wahrgenommen werden.“ Das ist der Grünen-Gemeinderätin wichtig. Gerade am Anfang ihrer Legislaturperiode sei dies schwierig gewesen, erzählt die Weilerin im Gespräch. Oft wurde sie nur als „Tochter von“ gesehen, denn ihr Vater, Martin Fischer, war damals Fraktionschef der Grünen.

Gelegentlich wird Fischer immer noch als „Tochter von“ bezeichnet. Verstehen kann sie es nicht, schließlich haben ihr Vater und sie unterschiedliche Schwerpunkte. Sie ist Mitglied im Bau- und Umweltausschuss, er im Finanzausschuss. Außerdem vertritt die Stadträtin die Grünen-Fraktion im Weiler Jugendparlament und ist Teil des Aufsichtsrats der Weiler Wirtschafts- und Tourismusgesellschaft WWT. Im Gemeinderat sei sie gut aufgenommen worden, wobei die Treffen nach den Sitzungen die Wahrnehmung der Stadträte wahrscheinlich doch etwas geändert hätten.

In Wirtschaft bewandert

Das Fischer 2019 in den Gemeinderat gewählt wurde, hat sie überrascht. Sie stand nur auf Listenplatz 18 oder 19, erinnert sie sich. Ihr Vater hatte gefragt, ob sie sich nicht aufstellen lassen will, und weil Fischer sich für den Gemeinderat interessierte, stimmte sie ihrer Nominierung zu. „Wahrscheinlich war es der Name, mein Alter und dass ich Studentin bin, weshalb ich gewählt worden bin“, vermutet Fischer.

Ihr Studium – Wirtschaft und im Nebenfach Tourismus – sowie ihr aktuelles Masterstudium in Wirtschaftspädagogik legen nahe, dass Fischer die Kompetenzen hat, im Aufsichtsrat der WWT zu sitzen. Womit sie dort besonders hadert, ist die Kommunikation, erklärt sie. „Da ist noch viel Luft nach oben.“

Nach fünf Jahren zieht Fischer Bilanz: Allgemein gefalle ihr die Möglichkeit, die Stadt mitzugestalten. Auch wenn es viel Geduld koste, hätten die Stadträte viel geschafft. Die Arbeit im Gemeinderat mache Spaß. Das hatte die Stadträtin zu Beginn ihrer Legislaturperiode nicht erwartet. „Anfangs dachte ich, es sei sehr trocken.“ Weniger gut gefallen ihr die teilweise harschen Töne im Rat. „Man braucht ein dickes Fell.“ Das könne abschreckend sein, meint Fischer, aber Politik sei nun einmal emotional und das findet die Stadträtin auch wichtig. Aber nicht nur im Gemeinderat gehe es emotional zu. „Wir bekommen viel politischen Frust ab“, sagt Fischer. Das habe sie bei der Debatte um die Fußgängerzone gemerkt. „Es bedeutet viel Mut, auf die Straße zu gehen und sich einzusetzen.“

Um damit umzugehen hat Fischer zwei Tipps: „Erstmal darf man nicht alles persönlich nehmen und man muss den Bürger ernst nehmen. Meist muss der zuerst alles rauslassen, dann kann man ins Gespräch einsteigen.“ Oft hat es Stadträtin erlebt, dass aus einer angespannten Situation am Ende ein konstruktives Gespräch wurde. Als Fraktion haben sich die Grünen in Fischers Zeit als Stadträtin für unterschiedliche Themen eingesetzt. „Unser Hauptthema ist Klimaschutz“, macht die Studentin deutlich. Mit einem Antrag für eine Baumschutzsatzung sind sie dabei knapp gescheitert. Der aktuelle Fall der Rodungen in Weil zeige aber, dass dies ein Thema ist, dass die Weiler Bürger beschäftigt.

Harsche Töne im Rat

Ein aktuelles Thema sind Hitzehotspots in der Stadt. Die Grünen haben die Idee eingebracht, „grüne“ Inseln auf dem Rathausplatz zu schaffen. Der finanzielle Aufwand sei zu hoch, erklärt Fischer, sie hat aber Ideen, wie man die Kosten senken könnte. Das Jugendparlament könnte mit einbezogen werden oder die Schulen. Auch am Sprühnebel sei man dran, sagt die Stadträtin. „Langfristig ist das Ziel, den Rathausplatz zu entsiegeln. Es müssen aber alle Akteure berücksichtigt werden.“

Das Linn Fischer noch einmal antritt, war nicht von einem Tag auf den anderen klar. „Es war ein schleichender Prozess. Ab dem Moment, an dem ich gesehen habe, dass die Arbeit etwas bewirkt, fiel die Entscheidung.“ Und so möchte sie auch in den kommenden fünf Jahren mit den Bürgern interagieren und ein Sprachrohr für sie sein.

Ihr persönliches Thema wird dabei die Kommunikation zwischen der Stadt und den Bürgern sein. „Wir müssen auf Social Media aktiv werden. Andere Gemeinden sind da viel weiter“, macht die 26-Jährige deutlich. Auf diese Weise schaffe man mehr Berührungspunkte als nur Mitteilungen in der Presse und Berichte auf der Internetseite und die Stadt würde vor allem junge Bürger mehr abholen.

  • Bewertung
    12

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading