Weil am Rhein Wo Edvard Munch auf Banksy trifft

Adrian Steineck

Ausstellung: Museum am Lindenplatz zeigt Fotografien und Schüler-Nachstellungen bekannter Kunstwerke

Weil am Rhein - Auf den ersten Blick wirkt „Der Schrei“, das wohl bekannteste Gemälde des Norwegers Edvard Munch, unverändert. Erst bei näherem Hinsehen wird der Betrachter stutzig: Ist das nicht ein Hundegesicht, das da anstelle der verzerrten Mimik der Figur auf dem Originalbild tritt?

Die Fotografie ist Teil eines grenzüberschreitenden Wettbewerbs, bei dem Schüler aus Weil am Rhein und Hüningen bekannte Gemälde nachgestellt haben. Die dabei entstandenen Bilder stellen eine von drei Säulen der neuen Sonderausstellung im Museum am Lindenplatz dar.

Unter dem Titel „Menschen im Museum #gemeinsam #lebendig #kreativ“, die seit Samstag zu sehen ist, haben sich der Museumskreis und die Mitarbeiter des Museums am Lindenplatz erstmals selbst zum Thema gemacht (wir berichteten am Freitag).

„Wir wollten die Menschen ins Zentrum rücken, die man normalerweise nicht sieht, ohne die es einen Museumsbetrieb aber nicht gäbe“, sagt die Kuratorin Barbara Brutscher bei einer Führung noch vor der Eröffnung der Ausstellung im Gespräch mit unserer Zeitung. So ist etwa der Hausmeister Stefan Best zu sehen, auch die beiden Archivarinnen Stephanie Sandmann und Elisabeth Schröder sowie die Aufsichtspersonen sind auf den schwarz-weißen Fotografien porträtiert worden. Die Fotos wurden von den Eheleuten Bernhard und Siglinde Wißgott angefertigt.

Reaktion auf Kulturdebatte

Entstanden ist die Idee, die Museumsmitarbeiter selbst zum Ausstellungsthema zu machen, durch die im Zuge des ersten Corona-Lockdowns im März 2020 entstandene Diskussion um die Bedeutung von Kultur.

„Unzählige Kultureinrichtungen wie Theater, Konzertsäle oder eben Museen mussten damals schließen, was für viele von ihnen mit erheblichen finanziellen Einbußen verbunden war“, sagt Brutscher und verweist auf eine Liste mit den zehn besucherstärksten Museen der Welt. Auf Platz eins steht hier der Louvre in Paris mit neun Millionen Besuchern im Jahr. „Man kann sich vorstellen, welchen finanziellen Verlust die Schließung für solch ein Museum bedeutet“, sagt die Kuratorin.

Insgesamt wird davon ausgegangen, dass der Kultur- und Kreativsektor allein in Deutschland im Jahr 2020 einen Verlust von 22,4 Milliarden Euro zu verbuchen hat.

Das Museum am Lindenplatz selbst ist zwar ohne Einbußen durch die bisherigen Zwangspausen gekommen, da dort kein Eintritt verlangt wird. Die Mitarbeiter aber haben die Krise zu spüren bekommen, berichtet Brutscher. „Unser Aufsichtspersonal auf Minijobbasis hatte Einbußen, und unsere wissenschaftlichen Mitarbeiter bekamen keine Aufträge mehr.“

Zweiter Bestandteil der neuen Sonderausstellung sind weltweit entstandene Fotografien von Karl Abing, Vorsitzender des Museumskreises und passionierter Hobby-Fotograf. Zu sehen sind darauf Menschen, die in Museen Kunstwerke betrachten und mit diesen zu interagieren scheinen, etwa indem sie völlig in die Betrachtung versunken sind oder aber selbst ein Foto des Werks machen. Alle Fotografien sind ungestellte Momentaufnahmen.

Dritter Bestandteil ist der erwähnte Wettbewerb. An diesem haben sich rund 100 Kinder und Jugendliche aus Weil am Rhein und 75 junge Leute aus Hüningen beteiligt. Einige ihrer Werke sind auch im Freien vor dem Museum zu sehen. „Klassenführungen durch das Museum sind leider derzeit noch nicht möglich, aber im Herbst wollen wir mit einer Feier auf dem Lindenplatz den Kindern die Möglichkeit geben, ihre Werke zu betrachten“, sagt Brutscher. Die derzeitige Situation für die Weiler Museen bringt Brutscher mit Blick auf Corona so auf den Punkt: „Wir haben viele Ideen, aber was wir davon wie umsetzen, entscheiden nicht wir.“

Weitere Informationen: Das Museum am Lindenplatz ist samstags von 15 bis 18 Uhr sowie sonn- und feiertags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei; es dürfen sich maximal 25 Besucher gleichzeitig auf den drei Stockwerken des Museums aufhalten.

Näheres gibt es im Internet unter www.museen-weil-am-rhein.de.

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