Auto-Kabel in Hausen "Niemand will ein Werk schließen"

Gerald Nill
Die beiden Geschäftsführer bei Auto-Kabel in Hausen, Jens Schumacher (Technik und Vertrieb, links) und Markus Bolz (kaufmännisch), blicken jetzt vorsichtig optimistisch in die Zukunft. Foto: Gerald Nill

Vor drei Monaten musste die Hausener Firma Auto-Kabel völlig überraschend Insolvenz anmelden. Auch wenn der Patient heute keineswegs über den Berg ist, blickt Geschäftsführer Markus Bolz jetzt viel optimistischer in die Zukunft.

Es war ein Schock, als der Zulieferer der Elektromobilität in Hausen finanziell in eine Schieflage geriet. Wie berichtet, hatte Auto-Kabel in Erwartung der politisch gewollten Transformation kräftig in neue Maschinen und Mitarbeiter investiert – und dann wurden Aufträge aus der Automobil-Branche storniert. Ende November meldete das international tätige Unternehmen Insolvenz für sein Werk in Hausen an.

Heute, drei Monate später, wird das Insolvenzverfahren planmäßig im Regelinsolvenzverfahren eröffnet. Das bedeutet, dass die 320 Mitarbeiter am Standort Hausen nicht länger ihr Gehalt von der Arbeitsagentur beziehen, sondern wieder durch das Unternehmen. Wie das?

Auto-Kabel zahlt wieder

Bolz erkennt an, dass der Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Martin Mucha von der Kanzlei Grub Brugger aus Stuttgart, mit seinem Team ganze Arbeit leistet und die Maßnahmen ergreift, um den Geschäftsbetrieb der Auto-Kabel-Gruppe wieder in sicheres Fahrwasser zu führen. Vor allem mit der Unterstützung der Kunden sorgt der Insolvenzverwalter für die notwendige Finanzierung der Gruppe. „Der Kunde nimmt jetzt seine Verantwortung wahr“, kommentiert Bolz. Folge: Die Gehälter der Beschäftigen können künftig wieder vom AK-Geschäftskonto fließen. Bolz weiter: „Unser Betrieb läuft uneingeschränkt fort.“ Die Belegschaft sei weiterhin praktisch komplett. Vor allem bei der Führungsriege der Produktion gebe es keine Abwanderungstendenz.

Nicht nur bei der Zahlungsmoral der Kunden habe die Insolvenz Vorteile gegenüber früher, als auch schon mal vom „Haifischbecken Automobilbranche“ die Rede war. Auch für den laufenden Investoren-Prozess sieht Bolz nun deutliche Vorteile, wo die Nachricht von Auto-Kabel einen „internationalen Riesen-Hype ausgelöst habe“, so die Geschäftsführung. „Die Insolvenz hat neue Investoren angelockt.“ Bolz weiter: „Der Investoren-Prozess ist sehr aktiv.“ Es gebe in jeder Woche mehrere Gespräche mit Investoren, die in Hausen anklopfen und eine Übernahme in Aussicht stellen.

Die Kandidaten kämen aus dem deutschen, aber auch aus dem arabischen, amerikanischen und asiatischen Raum. Wann der Konjunkturmotor tatsächlich wieder bei der Elektromobilität anspringe, könne heute niemand sagen, sicherlich aber nicht mehr im ersten Halbjahr. Diese Durststrecke muss Auto-Kabel durchstehen, denn dass die Hausener die Lösungen für die Antriebe der Zukunft haben, steht außer Frage. „Wir müssen bis dahin überleben“, ist Bolz klar.

Keine Abspaltungen

Positiv sieht er, dass die Gruppe weiterhin als Ganzes verkauft werden soll und keine Abspaltung einzelner Bereiche droht. „Es gibt heute niemanden, der ein Werk schließen will“, sagt der Geschäftsführer. Für Auto-Kabel seien jetzt die nächsten Wochen und Monate entscheidend. Bis dahin werde sich herauskristallisieren, welcher Geldgeber es ernst meint.

Währenddessen laufen die sieben internationalen Auto-Kabel-Standorte „ohne Insolvenzgefahr“ weiter, während die Management-Gesellschaft – wie die Produktion in Hausen aktuell – in vier Wochen von der vorläufigen in das eröffnete Insolvenzverfahren übergehen werde. Wie für die Produktion in Hausen sei auch hier die Finanzierung der Fortführung über die Insolvenzeröffnung hinaus gesichert.

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