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Efringen-Kirchen AK Stolpersteine hat noch viel vor

Ines Bode
Die ersten Stolpersteine wurden in Kirchen verlegt. Foto: Daniel Hengst

Auf seiner jüngsten Sitzung berichtete der Arbeitskreis (AK) „Stolpersteine“ in der „Kulturscheune Rabe“, dass noch auf die Rückmeldung der Verwaltung für weitere Stolpersteine gewartet wird – benötigt werde der alte Lageplan von Kirchen.

Vor vier Wochen wurden die ersten Stolpersteine verlegt, acht an der Zahl, die an die örtlichen Opfer der Nationalsozialisten erinnern. Ginge es nach den Mitgliedern des Arbeitskreises um Marion Caspers-Merk und Armin Schweizer, ließen sich in einem zweiten Schritt 15 weitere Stolpersteine in Kirchen verlegen.

Verlegung gesichert

In Kirchen lebte bis 1938 eine jüdische Landgemeinde mit rund fünfzig Mitgliedern. Die Finanzierung der Verlegungsaktion sei gesichert, so Caspers-Merk. Der AK sammle und erhalte Spenden. Aus rein finanzieller Sicht sei gar das Verlegen von 25 Stolpersteinen gesichert. Unklar sei jedoch, wo genau die früheren Mitbürger gewohnt haben. „Wir wollen sicher sein“, wurde betont. Straßen und Hausnummern unterlagen Veränderungen, teilweise mehrfach. Alte Adressen stimmen mit heutigen nicht zwingend überein. Folglich brächte der Blick in die früheren Lagepläne des alten Dorfs Kirchen Gewissheit. Angeschrieben habe man laut Schweizer das Hauptamt und die Bürgermeisterin. Erste Zufriedenheit brachte eine Antwort, dass der Vorgang bearbeitet werde.

Einverständnis nötig

Caspers-Merk sprach zudem an, dass in Efringen-Kirchen eine Sonderregelung gelte: Die heutigen Bewohner der betreffenden Häuser müssen ihr Einverständnis für die Mahnmale geben. Im Umland, darunter Lörrach und Schopfheim, gebe es das nicht. Aber der Gemeinderat habe es so beschlossen: „Das respektieren wir.“

An alle Opfer erinnern

Ein zweites Anliegen sei, dass auch an die Euthanasie-Opfer erinnert werde – Menschen mit einer Behinderung. Denn es gehe dem AK um alle Opfer. Den Familien sei 1940 beim Abholen daheim vorgegaukelt worden, dass es in ein besseres Leben gehe. In Wirklichkeit seien sie in Grafeneck sofort in den Gaskammern umgebracht worden. 10 650 Menschen waren 1940 von diesem Tod betroffen. „Das kann man sich gar nicht vorstellen“, so Caspers-Merk.

Wilfried Bussohn habe viel recherchiert. Er stieß auf zwei Namen, die von einer Liste eines Transports mit den „grauen Bussen“ stammen, und wolle zunächst auf die Angehörigen zugehen. Geplant sei ein Vortrag zum Schwerpunkt „Euthanasie“. Ansprechen wolle man Hubert Bernnat aus Lörrach und Uwe Kühl aus Weil.

Auch in Istein ein Thema

Caspers-Merk hob hervor, es habe sich mittlerweile viel getan. Bis in die 1990er Jahre sei Grafeneck keine Gedenkstätte gewesen. Im Herbst 2024 möchte man das Thema „Euthanasie“ in Istein aufarbeiten, betroffen waren zwanzig Menschen. Bis auf zwei seien die Namen noch unbekannt. Daher soll das Ortssippenbuch Schliengen zu Rate gezogen werden sowie das Namensbuch Grafeneck.

Für Frühjahr und Sommer 2024 sei die Aktion Stolpersteine vorgesehen. So bald zwei, drei Einwilligungen vorliegen, werde die nächste Stein-Verlegung anberaumt. Caspers-Merk sagte, „ich glaube, das Thema berührt immer noch sehr“. Gunter Demnig, der deutschlandweit Stolpersteine verlegt, und auch vor vier Wochen vor Ort war, komme nur ein zweites Mal, wenn seine Route dazu passe. Folglich übernimmt der AK.

Der AK Stolpersteine hat viel vor (v.l.): Ulrike Rabe, Ernst Giesel, Wilfried Bussohn, Bernd Oberschelp, Christian Rabe, Marion Caspers-Merk, Dieter Obermeier und Armin Schweizer. Foto: Ines Bode

Außerdem ging es in der Sitzung um die Internetseite: www.stolpersteine-efringen-kirchen.de. Gezeigt werde ein Film, der anlässlich der Verlegung der acht Stolpersteine gedreht wurde. Der Arbeitskreis Stolpersteine trifft sich alle zwei Monate in der Kulturscheune Rabe.

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