^ Lörrach: Der Kommentar: Stets Opfer oder Ankläger - Lörrach - Verlagshaus Jaumann

Lörrach Der Kommentar: Stets Opfer oder Ankläger

Bernhard Konrad

Wer Birger Bär, den Versammlungsleiter der „Montags-Spaziergänge“, auf der Straße trifft, wird einem freundlichen, offenen Bürger begegnen. Wer dagegen seine Reden hört, wird feststellen, dass er seiner eigenen Leitlinie nicht treu bleibt.

Denn: Bär fordert einen respektvollen, sachlichen Austausch, verstößt aber unentwegt gegen diesen Ansatz. Dass er sich zuletzt über die Buh-Rufe bei der Kundgebung der Initiative „Wir sind Demokratie“ ärgerte, ist verständlich. Aber: Die Ablehnung des Publikums ist auch als Reaktion auf sein bisheriges Auftreten im Corona-Kontext zu verstehen

Schon Bärs erster großer öffentlicher Auftritt im Mai 2020 glich einem einzigen, massiven Rundumschlag gegen die Politik. Ein echtes Angebot zum Dialog war das sicher nicht – ebenso wenig wie seine Reden am Dienstagabend auf dem Meeraner Platz und vor dem Rathaus. Die differenzierten, den Kern des demokratischen Gemeinwesens berührenden Grundsatzbeiträge der „Wir sind Demokratie“-Vertreter vom Vortag wischte er vom Tisch: „Plattitüden“. Die Redner und das Publikum: Verblendete. Die SPD: Schurkendemokraten. Die anderen Parteien: Blockflöten...

Diese Replik hatte mit konstruktiver Kritik nichts zu tun. Wie bitte will Bär so zum Gespräch eingeladen werden? Das ist um so bedauerlicher, als ein sachorientierter und wertschätzender Dialog mit Kritikern von Corona-Maßnahmen tatsächlich sinnvoll und wünschenswert wäre. Indes kann die Stadt kaum Einfluss auf Vorgaben und Rahmenbedingungen des Landes nehmen.

Unterdessen hat sich Bär offenbar an zwei maximal voneinander entfernten Polen eingerichtet: Er ist entweder bissiger Ankläger oder ungeschütztes Opfer. Das, was er eigentlich immer sein wollte: ein Mittler – ist er leider nicht.

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