Lörrach Planung verunsichert Anwohner

Bernhard Konrad
 Foto: Kristoff Meller

Stadtentwicklung: IBA-Projekt „Am Zoll Lörrach / Riehen“: Kritik an Kommunikation der Stadt / Teile der Planungsszenarien lösen Irritationen aus

Lörrach - Erst kürzlich hat die Stadt Ergebnisse des Planungswettbewerbs zur Umgestaltung der Basler Straße vom Grenzübergang bis zum Bahnhof Stetten vorgestellt (s. Berichte "Straße der Möglichkeiten" und "Den Grenzraum neu gestalten"). Nun aber regt sich bei Anwohnern Unmut. Konkret kritisiert Britta Rapp die Kommunikation der Verwaltung und Planungsszenarien, die privaten Grund und Boden tangierten.

"Vom Straßenraum zum Lebensraum.“

Eingebunden war der Wettbewerb in das IBA-Projekt „Am Zoll Lörrach / Riehen“: Teilnehmende Planungsbüros hatten Aspekte von Städtebau, Architektur, Landschaftsarchitektur und Mobilität sowie deren Verzahnung zu berücksichtigen. Den Ansatz beschreibt die Stadt in einer Medienmitteilung: „Ziel des Realisierungswettbewerbs war es unter anderem, einen vom Durchgangsverkehr geprägten Stadtraum städtebaulich, verkehrlich und freiräumlich aufzuwerten und somit für Fußgänger, Velofahrende und Anwohner attraktiver zu gestalten.

Hierzu soll eine Umgestaltung der ehemaligen Bundesstraße Basler Straße auf Lörracher Seite zu einer Stadtstraße erfolgen und auch dem Aufenthalt mehr und besser gestalteter Raum zur Verfügung gestellt werden – nach dem Motto: Vom Straßenraum zum Lebensraum.“

Bewohner kritisieren fehlende Kommunikation der Stadt

Indes haben einige Wettbewerbsansätze unter Bürgern im Quartier zu Irritationen geführt. „Wir möchte nicht falsch verstanden werden: Wir begrüßen eine sinnvolle Umgestaltung und die Verkehrsberuhigung der Basler Straße sehr. Doch die Stadt Lörrach schreibt einen Wettbewerb aus – es wird mit Grundstücken geplant, die der Stadt nicht gehören, und die Verwaltung hält es nicht einmal für notwendig, vorab das Gespräch mit den direkt betroffenen Anwohnern zu suchen.

Es gab keine persönliche Kommunikation: keinen Brief, keine E-Mail, keinen Anruf, nicht einmal ein Flugblatt im Briefkasten, welches über das Vorhaben informiert. Um es auf den Punkt zu bringen: keine Information, dass die Stadt Lörrach über unser Privateigentum verfügen will und damit plant“, erläutert Rapp.

"Lediglich Ideen, die nicht realisiert werden"

Wie sie auf Nachfrage unserer Zeitung gestern präzisierte, habe sie nach Einsicht der Pläne festgestellt, dass bei einer Planungsvariante rund 50 Prozent ihres Gartens im Umfeld der Schnittstelle von Basler und Alter Basler Straße in Anspruch genommen und überplant worden sei. Dies sei beim Siegerentwurf der Wiener Arbeitsgemeinschaft der Fall, sagte Rapp. Auch hätten bei einem Entwurf ganze Häuser gefehlt.

Dies habe etliche Anwohner zunächst massiv verunsichert – und im nächsten Schritt auch verärgert, denn: Auf Nachfrage habe die Stadt beteuert, „dass es sich lediglich um Ideen handelt, diese nicht realisiert werden und wir das Ganze nicht so ernst nehmen sollten“, zitiert Rapp eine Mitarbeiterin der Verwaltung bei der Ausstellung der Wettbewerbsergebnisse in der Halle 9.

Sie frage sich, so Rapp, „warum Geld und Ressourcen verschwendet werden“, wenn mit unrealistischen Szenarien operiert werde, die am Ende ohnehin nicht umgesetzt würden: „Dann braucht man auch nicht zum Spaß mit Privateigentum zu planen, oder?“

Immerhin hatte die Stadt in ihrer Mitteilung betont, das Siegerprojekt bilde nun „eine sehr gute Grundlage – einerseits für den Umbau der Straße und des Freiraums, andererseits für den Rahmenplan der städtebaulichen Transformation des Quartiers“.

„Keine bürgernahe Politik"

Unterm Strich, so betont Rapp, sei das Vorgehen der Kommune „keine bürgernahe Politik. Wir fühlen uns als Bürger der Stadt nicht ernst genommen, denn wenn schon im Vorfeld keine angemessene Kommunikation zustande kommt: Wie geht es dann weiter?“

Auf Anfrage unserer Zeitung äußerte sich die Kommunalverwaltung über ihren Fachbereich „Medien und Kommunikation“ gestern folgendermaßen: „Die Stadt Lörrach achtet die persönliche Meinungsäußerung der Leserschaft und sieht von einer inhaltlichen Stellungnahme ab. Vielmehr ist der Stadt Lörrach daran gelegen, den persönlichen und fachlichen Austausch mit der Bürgerschaft weiter zu führen. Die Stadt ist mit Frau Rapp bereits im Gespräch und wird ihre Anregungen in einem persönlichen Austausch weiter besprechen.“

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