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Lörrach – Weiler OB-Kandidatin „Interessenkonflikt“: Diana Hartwig wird nicht CDU-Vorsitzende

Marco Fraune , aktualisiert am 24.01.2024 - 16:12 Uhr
Diana Corinne Hartwig wird nicht mehr CDU-Stadtverbandsvorsitzende. Foto: Markus Greiß

Vollkommen überrascht worden ist der Lörracher CDU-Stadtverband von der Kandidatur der eigentlich als neue Vorsitzende vorgesehenen Diana Corinne Hartwig, die nun Oberbürgermeisterin in Weil am Rhein werden will. Kurzerhand wurden personelle Konsequenzen gezogen.

Der geschäftsführende Vorstand der CDU Lörrach sieht in der Kandidatur von Hartwig als parteiunabhängige OB-Bewerberin in Weil am Rhein bei gleichzeitig vorgesehener Übernahme des Stadtverbandsvorsitzes in Lörrach einen „Interessenkonflikt“, da die CDU mit Diana Stöcker bereits eine eigene Kandidatin im Rennen hat. Die Lörracher Stadtverbandsvorsitzende Ulrike Krämer versendete am Dienstagabend eine zwei Sätze umfassende Mitteilung, die CDU und Hartwig hätten sich „geeinigt“, dass sie von einer Kandidatur für den Vorsitz absieht. Am Abend war Hartwig zu dem Treffen einberufen worden, an dem neben Krämer noch vier weitere CDU-Vertreter teilnahmen.

Im Gespräch mit unserer Zeitung gibt Krämer am Mittwochmittag offen zu, dass die Lörracher CDU „kalt erwischt“ wurde. „Wir wussten alle gar nichts von der Kandidatur.“ Die selbst gestellte Frage, wie der „Interessenkonflikt“ Bürgern und Mitgliedern vermittelt werden könne, wurde dann beantwortet: „Wir können es nicht verantworten, dass sie den Vorsitz übernimmt.“ Denn das Vorgehen habe schon etwas parteischädigendes.

Auf Liste nach hinten

Der avisierte vordere CDU-Listenplatz für die Gemeinderatswahl ist seit Dienstagabend passé. „Eine Konsequenz wird sichtbar sein“, sagt Krämer. Dass sich die 28-jährige Hartwig nun im 30er-Bereich der Liste statt auf Platz 2 wiederfinden wird, wie unserer Zeitung aus parteinahen Kreisen geschildert wurde, wollte die Vorsitzende in der Detailtiefe noch nicht bestätigen. Erst am 23. Februar erfolge die Nominierungsversammlung im SAK. „Die Listenplätze sind bei uns noch nicht definiert.“ Laut Hartwig wird es aber Platz 31 statt Platz 2. Dies sei keine Abstrafung, sondern der OB-Kandidatur geschuldet, bewertete sie im Gespräch.

Das sagt Hartwig

Die 28-jährige Diana Corinne Hartwig spricht ebenso von einer „einvernehmlichen Entscheidung“, dass sie nicht mehr designierte Lörracher CDU-Vorsitzende ist. Für den Stadtverband sei dies nicht mehr tragbar gewesen. „Ich hatte keinen Interessenkonflikt gesehen.“ Die OB-Kandidatur sei eine „rein persönliche Entscheidung“. Gleichzeitig räumt sie angesichts der überraschten Reaktionen ein „Kommunikationsproblem“ ein. Für sie selbst habe schon sehr lange die Kandidatur festgestanden, an der sie weiter festhalte.

Ob die hoch geschlagenen Wellen ihrer Kandidatur der Partei schaden? „Ich trete parteilos an und wollte solche Diskussionen verhindern.“ Es werde sich zeigen. Erst vor weniger als zwei Wochen war die 28-jährige Lörracherin als designierte Vorsitzende vorgestellt worden. Hintergrund ist, dass die bisherige Vorsitzende Krämer von Ulrich Lusche den Fraktionsvorsitz übernehmen soll. Wer jetzt stattdessen die Krämer-Nachfolge antritt, ist derzeit völlig unklar. Die Amtsinhaberin gesteht „Ratlosigkeit“ ein. „Wir müssen gucken, welchen sinnvollen Weg wir finden.“

Klar sei aber gewesen, dass die CDU ein Signal nach außen senden müsse. Wie mit Hartwig weiter umgegangen wird? Krämer spricht von der Suche nach einer sinnvollen Lösung.

Überraschende Kandidatur

Die vorherige designierte Vorsitzende hatte am Dienstag ihre Kandidatur als OB-Kandidatin in Weil am Rhein angekündigt, was in politischen Kreisen für Überraschung sorgte. Denn mit der heimischen CDU-Bundestagsabgeordneten Diana Stöcker hat die CDU bereits die aussichtsreichste Kandidatin für die Nachfolge von OB Wolfgang Dietz (CDU) im mehrköpfigen Rennen.

Hartwig ist voraussichtlich die sechste OB-Kandidatin, könnte damit eine gewisse Anzahl von Stöcker-Stimmen auf sich vereinigen, was die Chancen auf eine Wahl der CDU-Bundestagsabgeordneten zur Oberbürgermeisterin im ersten Wahlgang ein Stück weit mindern könnte. Stöcker will dies nicht bewerten, da die OB-Wahl für sie eine reine Persönlichkeitswahl ist. „Das Parteibuch spielt keine Rolle.“

Was sagt Diana Stöcker?

Die Stadtverbandsvorsitzende Krämer hat zwar am Dienstagabend mit Stöcker in Kontakt gestanden, ebenso wie mit vielen anderen, doch dieser Austausch sei „nicht ausschlaggebend“ für den Entzug des avisierten Vorsitzes und der Listenplatz-Top-Platzierung gewesen. Im Chat des Kreisverbands sei es hingegen nach Bekanntwerden der Hartwig-Kandidatur „abgegangen“, so Krämer. Am Freitag werde sich die Lörracher CDU in Ruhe mit den Folgen beschäftigen. Besonders die Frage, bei wem der CDU-Vorsitz in guten Händen liegt, treibt die Amtsinhaberin um.

Für Stöcker kam die Hartwig-Kandidatur laut eigener Aussage überraschend, sie habe sich dies durch die Stadtverbandsvorsitzende am Abend erst einmal bestätigen lassen, nachdem unsere Zeitung darüber berichtet hatte. „Ich äußere mich zu keinem Kandidaten und keiner Kandidatin“, erklärte Stöcker am Mittwoch gegenüber unserer Zeitung. Vielmehr versuche sie, die Weiler Wähler von sich zu überzeugen. „Der Fokus ist, dass ich mich auf mich konzentriere.“ Sie sei aber „irritiert“, dass Hartwig als CDU-Mitglied als Parteiunabhängige antritt.

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