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Lörrach „Wir fällen keine Bäume zum Spaß“

Kristoff Meller
Städtische Waldarbeiter wurden zuletzt mehrfach angefeindet. Foto: Kristoff Meller

Die Stadtverwaltung verteidigt Baumfällungen aus Sicherheitsgründen. Versuche mit zukunftsträchtigen klimaresistenten Baumarten laufen.

Lörrach - „Wegen der Entnahme einiger kranker Bäume soll ein Kahlschlag vonstatten gehen“, kritisierte Christine Langen am Freitag in einem offenen Brief an die Stadtverwaltung (wir berichteten). Doch die Stadt hat nach eigener Aussage keine andere Wahl, als ab 7. Januar rund 30 Buchen im Waldrefugium am Schädelberg zu fällen. Und es werden wohl nicht die letzten Bäume sein, die wegen Hitzeschäden entfernt werden müssen.

„Wir fällen keine Bäume weil es uns Spaß macht, sondern weil es aus Sicherheitsgründen sein muss“, betonte Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic schon beim Jahrespressegespräch, zwei Tage bevor die geplante Baumfällung im Waldrefugium in der letzten Gemeinderatssitzung des Jahres durch Claudia Salach (Grüne) öffentlich wurde (wir berichteten).

Verkehrssicherheit nicht mehr gewährleistet

Die Experten prüften stets ganz ausführlich, ob ein Baum noch zu retten sei oder nicht und nur wenn wie im konkreten Fall oberhalb der Chrischonastraße oder auch zuvor weiter oben Richtung Salzert in der Nähe des Waldkindergartens die Verkehrssicherheit nicht mehr gewährleistet sei, rückten die städtischen Mitarbeiter mit den Motorsägen und teilweise schwererem Gerät an.

Städtische Forstmitarbeiter werden angefeindet In jüngster Vergangenheit würden diese Mitarbeiter jedoch verstärkt von Spaziergängern bei der Arbeit angefeindet. „Bei meinem jüngsten Besuch waren sie deswegen ganz geknickt, das ist mir sehr nahe gegangen“, sagte Neuhöfer-Avdic. In Zukunft müsse es die Stadtverwaltung darum „noch breiter kommunzieren“, wenn eine alte, kranke Buche an einem beliebten Wanderweg stehe und umzufallen drohe oder wie am Schädelberg sogar die nahe Bebauung beschädigen könne.

Hitzesommer und Trockenperioden

Und solche Schadensbilder nehmen durch den Klimawandel und die damit verbundenen Hitzesommer und Trockenperioden in jüngster Vergangenheit deutlich zu. Die Entwicklung am Schädelberg hat die Experten regelrecht überrannt: „Damit haben wir so massiv nicht gerechnet“, sagte Förster Berthold Köpfer im Gespräch mit unserer Zeitung.

Denn die Forstexperten schauen nicht tatenlos zu, sondern „machen sich Gedanken über die Zukunft des Waldes, der sich deutlich im Wandel befindet“, erklärte Neuhöfer-Avdic. Der Wald ist laut der Stadtverwaltung ein sehr langfristiges Ökosystem mit Umtriebszeiten von in der Regel 100 bis 250 Jahren. Die Suche nach klimaresistenten Baumarten gestalte sich in diesem Ökosystem jedoch sehr schwierig: „Was heute gepflanzt wird, muss sich erst einmal über Jahrzehnte bewähren, bevor belegbare Aussagen über die Klimaresistenz vorliegen.“

Eiche und Douglasie gut geeignet

Die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg in Freiburg führt solche Versuche durch und empfiehlt auch schon einige Baumarten, beispielsweise verschiedene Eichenarten (unter anderem Roteiche und ungarische Eiche), Hain- und Weißbuche oder Winter- und Silberlinde. Die Eiche ist laut der Stadtverwaltung ein alter und auch möglicherweise zukunftsträchtiger Baum, da sie tief wurzelt und insofern besser an das Grundwasser kommt. Eine gut geeignete Baumart ist auch die Douglasie, die auf trockeneren Standorten gut wachsen kann.

In den kommenden Jahren werden die städtischen Mitarbeiter im Lörracher Forst verschiedene Baumarten anpflanzen, um beobachten zu können, wie diese sich entwickeln. Unter diesen Bäumen finden sich beispielsweise verschiedene Eichenarten oder auch die Flatterulme. Aufgrund des Klimawandels und weiterer Faktoren, wie beispielsweise Schädlingsbefall oder Pilzinfektionen, werden hingegen die heimische Fichte und Esche zunehmend aus dem städtischen Forst verschwinden. Inwieweit sich die Buche als größter Baumbestand im Stadtwald dem Klimawandel anpassen kann, ist laut Verwaltung zurzeit noch nicht vorhersehbar.

Geld verdienen will niemand mit dem Wald

Das Thema Wirtschaftlichkeit stehe bei all diesen Überlegungen aber nicht im Vordergrund, wie Oberbürgermeister Jörg Lutz betonte. Denn auf dem Markt gebe es aktuell zu viel schadhaftes Holz, weil viele Regionen vor den gleichen Problemen stünden. Lutz: „Wir tun das, um den Wald zu erhalten, Geld verdienen will niemand mit ihm.“ Die Erholungsfunktion aber natürlich auch die Nachhaltigkeit und der Umweltschutz stünden deutlich im Vordergrund.

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