Lörracher Engelplatz Museumsverein setzt bei Neugestaltung auf historische Akzente

pd
Ein Blick auf den Viehmarkt in Lörrach um 1930 Foto: Friedrich Gutermann/Sammlung Dreiländermuseum

Der Museumsverein Lörrach setzt sich dafür ein, bei der Neugestaltung des Engelplatzes Lörrachs oft verborgene Geschichte wieder sichtbarer zu machen.

Der Platz ist zentral für Lörrachs Ursiedlung Ufhabi, deren Bewohner schon vor über 900 Jahren urkundlich belegt sind. Von 1682 bis um 1955 fand dort der Lörracher Viehmarkt statt – Festtage, an denen Tausende in die Stadt strömten. Durch die 1403 von König Ruprecht verliehenen Marktrechte spielte Lörrach schon seit dem Mittelalter eine herausragende Rolle unter den Orten des Wiesentals.

Der zehnköpfige erweiterte Vorstand des Museumsvereins hat sich auf seiner jüngsten Sitzung intensiv mit der Frage beschäftigt, wie Lörrachs reichhaltige Geschichte im heutigen Stadtbild künftig besser sichtbar gemacht werden kann, heißt es im Nachgang in einer Mitteilung. Die Neugestaltung des Engelplatzes soll nach Auffassung des Vereins dafür ein erster markanter Schritt werden und zugleich die Identifikation mit der Stadt stärken und die Aufenthaltsqualität erhöhen.

Für seinen zentralen Viehmarkt beauftragte Lörrach 1878 den bekannten Schweizer Steinmetz Urs Bargetzi, aus Solothurner Kalkstein den noch heute vorhandenen Brunnen als repräsentative Viehtränke zu gestalten. Bargetzis Brunnen stehen als besondere Kulturdenkmale auch in Basel unter Denkmalschutz. Lörrachs ältestes Wohnhaus und Lörrachs älteste Gastwirtschaft befinden sich in unmittelbarer Nähe.

Kriterien definiert

Der Museumsverein begrüßt das Angebot der Stadtverwaltung, am 5. Juni die Pläne zur Neugestaltung des Engelplatzes im Rathaus mit der Bevölkerung zu diskutieren und will bei der Veranstaltung präsent sein. Für eine überzeugende Sichtbarmachtung der Geschichte legte der Vorstand einstimmig folgende Kriterien fest: Der historische Viehmarktbrunnen muss als wichtiger Lörracher Erinnerungsort im Zentrum der Gestaltung stehen, der Platz entsprechend auf ihn hin inszeniert werden. Teil der Gestaltung sollte auch eine deutlich sichtbare Tafel in seiner Nähe – und nicht nur ein QR-Code – sein, die mit Text und historischem Foto über Lörrachs alten Siedlungskern und den Viehmarkt informiert. Dabei dürfe auch der Hinweis nicht fehlen, dass bis zum Dritten Reich rund die Hälfte der Viehhändler meist arme Juden waren, die Nationalsozialisten den Viehmarkt wohl deshalb in Engelplatz umbenannten und zum Ort antijüdischer Kundgebungen machten.

Der historische Viehmarktbrunnen in Lörrach vor knapp 100 Jahren Foto: Friedrich Gutermann /Sammlung Dreiländermuseum

Viehmarkt statt Engelplatz

Anregen möchte der Verein in diesem Zusammenhang auch eine erneute und fundiertere Diskussion darüber, ob die unhistorische Bezeichnung Engelplatz nach der Umgestaltung überhaupt weiter Sinn ergibt, weil das Gasthaus dort diesen Namen nicht mehr trägt und die historische Bedeutung des Viehmarktes so nicht deutlich wird. Da es sich nur um eine Platzbezeichnung und nirgendwo um eine Adresse handelt, wäre dies wie bei der Umbenennung des Rathausplatzes in Egon-Hugenschmidt-Platz für die Anwohner unproblematisch, heißt es in der Stellungnahme. Auch der Namenszusatz der Seniorenresidenz könnte bleiben. Markus Moehring, Vorsitzender des Museumsvereins, weist darauf hin, dass andere Städte mit der Bezeichnung Viehmarkt stolz ihre Geschichte präsentieren. „Ich persönlich glaube, dass die historische Bezeichnung Viehmarktplatz das Geschichtsbewusstsein in Lörrach an dieser Stelle nachhaltig stärken würde.“ Andere Vorstandsmitglieder des Museumsvereins sind laut Mitteilung da zurückhaltender und verweisen zum Beispiel auch auf die Möglichkeit, „ehemaliger Viehmarkt“ als Namenszusatz einzuführen.

Baden im Brunnen?

Völlig einig ist sich der gesamte zehnköpfige Vorstand laut der Stellungnahme, dass Lörrachs Geschichte am heutigen Engelplatz künftig wesentlich klarer erlebbar werden sollte. In diesem Sinne freut sich der Museumsverein auch auf weitere kreative Ideen in diese Richtung – etwa die Möglichkeit, im Viehmarktbrunnen zu baden, den dort eingedolten Bach wieder an die Oberfläche zu holen oder über ein Kunstwerk nachzudenken, das die Geschichte dieses Ortes illustriert.

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