Lörracher Klimaschutz Weitere Minderung der Klimabelastung erfordert mehr Kraftanstrengungen

Marco Fraune
Die Sanierung von Gebäuden soll mit dazu beitragen, dass sich die Klimabilanz verbessert. Foto: Marco Fraune

Die neueste Auswertung der Entwicklung der Energie- und Treibhausgasbilanz zeigt zwar einen erfreulichen Trend. Doch bei der Präsentation wurde deutlich, dass genau ins Zahlenwerk geblickt werden muss und für die Klimaneutralität noch einige Investitionen erforderlich sind.

Auf den ersten Blick zeigt der neue Klimaschutzbericht positive Zahlen. So beträgt die Minderung des Endenergieverbrauchs zwischen 2019 bis 2020 mehr als das Zweifache der Einsparung im Vergleich im Jahr zuvor. Doch das ist unter anderem auch auf die Corona-Krise zurückzuführen, wie Umwelt-Fachbereichsleiterin Britta Staub-Abt im Ausschuss für Umwelt und Technik einräumte. Bei jeder Klimaschutzbericht-Präsentation könne zudem nur auf deutlich zurückliegende Jahre geblickt werden, da die Zahlen nicht früher ausgewertet vorliegen.

Was ist das Ziel?

Das Ziel der Stadt Lörrach ist die Klimaneutralität im Jahr 2050. Vom Gemeinderat wurde damit in der Vergangenheit eine Reduzierung der CO2-Emissionen um etwa 83 Prozent gegenüber dem Basisjahr 1990 beschlossen, was einer jährlichen Reduzierung um 3,5 Prozent entspricht. Die Treibhausgase konnten bereits um 57 Prozent reduziert werden. Also konnte schon mehr als die Hälfte der erforderlichen Reduktionen erreicht werden, weiß Staub-Abt. Doch je länger der Prozess dauere, desto größer werden die Anstrengungen, die Klimabelastungen zu reduzieren. „Wir sind aber auf einem guten Weg.“ Gleichzeitig stelle sich die Frage, wie viel für eigentlich notwendige Maßnehmen investiert werden kann, Stichwort: leere Stadtkasse.

Was soll getan werden?

Bürgermeisterin Monika Neuhöfer-Avdic kündigte an, die Bemühungen für den Klimaschutz konsequent weiterzuentwickeln. Hierzu verwies sie unter anderem auf die kommunale Wärmeplanung, „um auch zukünftig eine wirksame Reduzierung zu erreichen“. Unter anderem ist geplant, das Projekt „Energiewandel im Quartier“ mit Fokus auf die Gebäudesanierung und den Ausbau von Wärmenetzen auf weitere Stadtgebiete zu übertragen. Neuhöfer-Avdic: „Dies ist eine herausfordernde Aufgabe für die Zukunft unserer Stadt, aufgrund der finanziellen als auch personellen Ressourcen, intern wie extern. Aber auch die Bürgerschaft wird sich in den nächsten Jahren vermehrt auf Baustellen zugunsten der Energiewende einstellen müssen.“

Was sagen die Zahlen?

Im nun ausgewerteten Zeitraum zwischen 2018 und 2019 hat die Corona-Krise dazu beigetragen, dass weniger Energie im Bereich „Haushalt“ und „Industrie“ mit jeweils minus 13 Prozent verbraucht wurden sowie der Sektor „Gewerbe/Handel/Dienstleistungen“ mit minus zehn Prozent zurückgegangen ist. Dies sei angesichts rückläufiger Produktionen in den Betrieben ein „zweischneidiges Schwert“, so Staub-Abt.

Auch in den anderen Sektoren gab es laut Stadtverwaltung signifikante Einsparungen: Verkehr minus neun Prozent, kommunale Verwaltung minus 5,5 Prozent sowie kommunale Flotte mit minus 18 Prozent. Auch hier spielte Corona eine Rolle. Das im Jahr 2022 festgesetzte und ambitionierte Klimaziel mit minus 7,5 Prozent CO2-Einsparung pro Jahr konnte damit für 2020 nicht nur erreicht, sondern überschritten werden (minus 13 Prozent), wie die Verwaltung unterstrich.

Wie sind die Positionen?

Die Stadt Lörrach schneide im Erfassungszeitraum gut ab, freute sich Fritz Böhler (Grüne). Doch dies sei auch der Corona-Krise mitgeschuldet. Es sei schön, dass der Klimapfad bis 2030 erreicht sei. „Die Frage ist, ob wir das konsolidieren können.“ Das Konsumverhalten der Bürger sei außerdem in der Statistik nicht enthalten, womit es einen „Elefanten im Raum“ gebe.

Der gute Trend setze sich fort, freute sich Christiane Cyperrek (SPD). Außerdem liege Lörrach im positiven Sinn unter dem Landesschnitt bei den Werten. Als Wermutstropfen bezeichnete die Ratsfrau das noch deutlich zu hohe CO2-Äquivalent jedes Lörrachers. Jeder Bürger müsse daher seinen Anteil an mehr Reduktion leisten.

Als „tolles Ergebnis“ bezeichnete Jürgen Exner (CDU) die Zahlen, wobei Corona diese etwas verwische. Nächstes Jahr werde es daher „ein böses Erwachen“ geben, befürchtet Matthias Koesler. Matthias Lindemer (FW) sprach auch von einer „Corona-Delle“. Dass Nahwärme als Energiequelle aufgeführt wird, hielt er für falsch. „Wichtig ist, was man da rein gibt und wie es produziert wird.“ Lindemer setzt zudem auf eine höhere Sanierungsquote statt auf höhere Standards. Das Handwerk sei jedoch der limitierende Faktor.

Hintergrund

Die Stadt Lörrrach
stellt mindestens alle zwei Jahre den Klimaschutzbericht vor, in dem die Entwicklung des Energieverbrauchs sowie der Treibhausgas-Emissionen erfasst werden. Der jüngste Klimaschutzbericht stammt aus 2023. Die Verbräuche, wie beispielsweise im Bereich Energieversorgung, werden jahreskalenderübergreifend abgerechnet. Somit liegen die gesicherten Daten im Energiesektor mit potenziellen Korrekturen frühestens im übernächsten Jahr vor und können erst dann lokal erfasst und ausgewertet werden. Der vorliegende Klimaschutzbericht bezieht sich daher auf die Entwicklung aus dem Jahr 2020.

  • Bewertung
    7

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading