Schopfheim „Die Menschen fehlen uns“

Werner Müller

Coronavirus: Wie das Georg-Reinhardt-Haus und seine Bewohner mit der Situation umgehen

Schopfheim - „Es ist still geworden im ganzen Haus“: Für Stefan Schmidt, den Leiter des Georg-Reinhardt-Hauses (GRH), lässt sich das ganze Ausmaß der Corona-Krise allein an dieser simplen Tatsache ablesen.

Für gewöhnlich herrscht im Alten- und Pflegeheim in der Bannmattstraße reges Treiben – sei es beim hauseigenen Frisör, sei es im „Café Georg“, wo sich Bewohner und Besucher gerne zu einem fröhlichen Schwätzchen zusammensetzen.

Davon kann in diesen Tagen aber nicht mehr die Rede sein. Weder die Angehörigen noch die ehrenamtlichen Helfer dürfen das Georg-Reinhardt-Haus besuchen, so schildert Einrichtungsleiter Stefan Schmidt die Vorsichtsmaßnahmen gegen die Corona-Pandemie. „Diese Menschen fehlen uns“.

Das Besuchsverbot treffe jeden einzelnen Bewohner zwar empfindlich. Zugleich hätten die Betroffenen jedoch „großes Verständnis“ für die Vorsichtsmaßnahmen, so Schmidt. Insgesamt gebe es sehr viele Gespräche zwischen Bewohnern, Mitarbeitern und Hausleitung, um die Situation so transparent wie möglich zu gestalten, so Schmidt.

Bis auf weiteres finden auch keine gruppenübergreifende Angebote mehr statt. Einer der Vorteile des neuen Betreuungskonzepts im GRH bestehe ja darin, dass sich „80 bis 90 Prozent“ des Zusammenlebens in den kleinen Wohngruppen abspielt, erläutert der Einrichtungsleiter. In diesen Einheiten habe man die Bewohner seit Anfang dieser Woche zudem etwas weiter auseinander versetzt, um das Ansteckungsrisiko zu senken.

Die Mitarbeiter tragen unterdessen Mundschutz und benutzen fleißig Desinfektionsmittel. „Das alles haben wir noch“, berichtet Stefan Schmidt.

Die größte Sorge der Pflegekräfte und Mitarbeiter sei, dass sie das Virus unbemerkt ins Haus tragen und die Bewohner anstecken könnten. Deswegen achteten alle peinlich auf die Hygienevorschriften und wüschen sich regelmäßig die Hände.

Außerdem habe man auch die Pausenräume umgestaltet und für die Mitarbeiter unterschiedliche Pausenzeiten eingerichtet, damit sich so wenige wie möglich zu gleicher Zeit im gleichen Raum aufhalten. „Wir alle hoffen inständig, dass wir das Virus draußen halten können“, so Stefan Schmidt.

Da in diesen Zeiten größere Veranstaltungen, Feste und Zusammenkünfte tabu sind, stockte das GRH nach Angaben seines Leiters die Personalstärke auf – vor allem am Wochenende, wenn das Heimleben ohnehin auf Sparflamme läuft. Da sind jetzt zeitgleich mehr Betreuer im Einsatz als zu normalen Zeiten, um in den Wohngruppen mehr Beschäftigungs- und Mitmachmöglichkeiten anzubieten. „Das funktioniert gut, auch wenn es die fehlenden Besuche von Angehörigen nicht eins zu eins ersetzen kann“, erklärt Stefan Schmidt.

Bei schönem Wetter nutzen die Bewohner gerne die Möglichkeit, im hauseigenen Garten frische Luft zu schnappen und die Sonnenstrahlen zu genießen – wenn auch nur „in kleinen Grüppchen“. Stefan Schmidt ist denn auch froh, dass das GRH seinen Bewohnern diese Möglichkeit bieten kann.

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